Tauglich. Es war nur ein ordinäres Wort. Eines wie jedes andere, welches irgendwo auf den zahlreichen Seiten eines jeden Wörterbuches zu finden war. Doch als meine Augen es mit solch Furcht auf dem grauen Formular erfasst hatten, wusste ich das jenes einfache Wort meine Existenz enden könnte. Es war ein verhängnisvoller Tag gewesen, durchzogen von vereinzelten blütenweißen Wolken und den blassen Farben der verdeckten Sonne. Du wirst sterben, dachte mein schmerzendes Gehirn, der Kopf so schwer wie Blei. Der Krieg tobte, keiner wurde verschont. Vor der Grausamkeit der menschlichen Rasse gab es keine Gnade.
Entstand ein länderübergreifender Konflikt, mussten ihn alle darin austragen. Irrelevant ob man Patriotismus oder blanke Verachtung gegenüber dem Erdenboden auf dem man wandelte empfand. Wer tauglich war musste ziehen. Wer sich weigerte wurde gezwungen oder entsorgt. Sie nannten es Regeln, doch es war nichts weiter als Unterdrückung.
Doch dies war nicht nur von Land zu Land. Dies, war exorbitanter als alles zuvor.
Das Jahr 2020. Der dritte Weltkrieg nahm seinen Lauf, oder wie andere ihn nannten: Die eiserne Apokalypse. Er tobte wie ein unersättlicher Sturm, nahm mit sich alles Leben. Da war kein atomarer Holocaust, von dem alle philosophiert hatten. Nein, jemand wollte die Menschheit Hand per Hand exekutieren. Nuklearwaffen waren zu simpel. Der Tod war kein Geschenk, er musste erkämpft werden. Obgleich der Sieg einer verschleierten Fantasie glich, wir alle wussten tief in unseren vor Angst zitternden Nervenbahnen, dass dies die letzte Schlacht der Menschheit war. Ein letztes aufbäumen vor dem Aus.
Amerika, Russland, Asien. Es gab kein Regime. Denn alle Macht war gefallen. Da war keine Seite auf der man kämpfte. Da war kein Richtig, kein Falsch. Kein leuchtender Stern der dir Richtung zeigte. Nur bitterer, erbarmungsloser Krieg gegen alles und jeden.
Und trotzdem kämpften wir.
Metallisches Surren rüttelte mich zurück in das Präsens. Der abrupte gedankliche Abbruch fühlte sich an wie ein kalter Schlag ins Gesicht. Mein Atem erklang gedämpft in meinen Ohren, schien durch die Winkel meines Gehirns zu hallen wie ein knurrender, eisiger Wind. Das Motorengeräusch des Truppentransporters versetzte mich beinahe in Trance, ließ meine Muskeln jedoch angespannt verweilen. Die sandig grüne Uniform kratzte, es war heiß und stickig. Die Schlaufe des Schutzhelms beengte meinen Atmungsprozess, oder waren es die schweren Schutzplatten an Brust, Händen und Füßen? "Drei Minuten.", Major Riddle war ein Mann von Ehre, hatte viel gesehen. Viel zu viel. Ein grau melierter Bart zierte seine stoischen Gesichtszüge, die blauen Augen wachsam auf die Uhr an seinem Handgelenk gerichtet. Ich könnte nicht beschreiben wie ich mich fühlte, welch Horror sich in mir ausbreitete wie ein undurchdringbares Netz aus Stahl. Je näher wir dem Zielort kamen, der Einrichtung der unser Dasein für die nächsten Jahre, wenn nicht für immer, ein zuhause sein würde, desto mehr wurde mir bewusst das meine Vergangenheit nie wieder Zukunft haben würde. Es war aus. Ein nebliger Traum in den Kammern meiner Seele. "Alles in Ordnung bei Ihnen Soldat? Sie sehen aus als würden sie im Sitzen umfallen.", Riddles harsche Stimme wandte sich an mich, trotz des sarkastischen Untertons schien ein Anflug von Sorge darin mit zu schwingen. Ich nickte nur automatisiert, wie eine Maschine. "Natürlich, Sir." Blickkontakt. Mein eigenes Blut rauschte in meinen Gehörgängen, wie die brausenden Wellen der schwarzen See. Was fühlte man wenn man wusste das das Leben bald endete?
Der Wagen hielt, ließ viele der Insassen noch verspannter werden. Soldaten die ihre Gewehre umklammerten, sie an sich zogen als wären sie die einzige Sicherheit die ihnen versprochen worden war.
Genau dies war uns auch in der Ausbildung mehrmals infiltriert worden.
"Auf, wir dürfen keine Zeit verlieren. Von hier aus müssen wir per Fußmarsch weiter. Los.", der Major winkte gestikulierend, man sah ihm die traurige Routine an. Wär hätte wissen sollen das wir es nie zu besagtem Ziel schafften?
![](https://img.wattpad.com/cover/114959319-288-k236265.jpg)
YOU ARE READING
BITTERSWEET - The Story Of A Soldier
ActionBenjamin Wolfkovitch, kurz, Wolf. Soldat in der britischen Armee, oder von dem was davon noch übrig ist. Der dritte Weltkrieg reißt finstere Abgründe in die Seelen der Menschheit. Die eiserne Apokalypse ist unaufhaltbar. Doch auch wenn kein Ende nah...