Für Leonie:)

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Ich schaute an mir hinab, das hellrosa Kleid, dass in langen Falten meine Beine umgab und zur Taille hin immer schmaler wurde, bis es sich in eine Art Korsett mit winzigen Blütenmustern umwandelte, das am Rücken fein zusammen geschnürt wurde, wallte sich am Saun immer wieder auf, abhängig davon, wir stark die einzelnen Windböen waren, die für den schottischen Herbst nicht ungewohnt waren. Ich schaute in den Spiegel, mein Haar war lockig hochgesteckt und ein extra Visagist hatte mein Make- Up entworfen, passend zum Kleid. Passend zu dem Geschmack meiner Schwester.

Ich fand es grauenvoll.

Aber heute war ihr Tag, sie heiratete, und auch wenn sie sich gewünscht hätte, dass ich in einem ulkigen Kostüm oder so einem aufwendigen Dirndl neben ihr am Altar gestanden hätte, wäre ich dazu bereit gewesen.

Ich kannte den Mann, den sie heiratete nicht gut. Sie hatten sich im Urlaub auf den Malediven vorheriges Jahr kennengelernt und waren seitdem unzertrennlich. Erst vor kurzem hatten sie die Verlobung bekannt gegeben, jetzt war es so weit für die Hochzeit.

Meine Eltern waren anfangs nicht zufrieden gewesen, sie fanden, es sei zu schnell. Außerdem konnten sie sich nicht mit ihm verständigen, da ihr Englisch zu spärlich war. Doch nachdem sie Harry kennengelernt hatten, waren sie begeistert von ihm gewesen. Von seiner Art und von dem, was Leute (meine Schwester) ihnen erzählten.

Ich nicht.

Ich mochte seinen Beruf nicht. Auf Google hatte ich herausgefunden, dass er in dieser Band war. „Ohne irgendwas“. Ich hörte so eine Musik nicht, weshalb mir der Name zuvor auch nie zu Ohren gekommen war. Doch nachdem ich auf verschiedenen Seiten angelangt war, hatte ich heraus gefunden, dass es eine relativ große Fan Basis gab, sie viele Preise eingeräumt hatten und sich eigentlich erst seit wenigen Jahren kannten, trotzdem schon wie Brüder waren.

Doch es gab auch viele Leute, die fiese Kommentare schrieben und ihnen sogar Morddrohungen machten. Ob das richtig war?

Doch wie gesagt, es war ihr Hochzeitstag. Ich würde mir die fiesen Sprüche verkneifen und brav lächeln, so, wie es mir eingeschärft wurde.

,,Du siehst wunderbar aus Leonie.“, komplimentierte mein Vater mich, während er auf mich zu kam und uns dabei beide im Spiegel nachdenklich betrachtete, ,,Ihr seid schon so groß  geworden. Bald wirst du auch dort sein, wo deine große Schwester jetzt ist.“

,,Ich hoffe, dass sich mein Leben nicht in naher Zukunft ändert. Eigentlich bin ich gerade ganz glücklich mit der Art und Weise, wie es läuft.“

Er nickte nur und wir standen stumm da, bis ein Butler mit weißen Handschuhen und ebenso weißem Anorak hineinplatze und uns mitteilte, dass es so weit war. Mein Vater verschwand in einem separaten Raum, in dem sich meine Schwester Charlotte befand, und ich machte mich auf den Weg zum Altar. Ich versuchte nicht aufzufallen, da ich im Moment die Liebkosungen meiner Großmütter und Tanten wirklich vermeiden konnte, und stellte mich rasch in die Nähe des Priesters. Mir gegenüber hockte ein Junge auf den Treppenstufen. Er hatte verwuscheltes braunes Haar und sein Jackett war nicht zugeknöpft, sondern hing locker offen. In seiner Brusttasche war eine Orchidee, die denselben Farbton hatte, wie mein Kleid.

Er war wahrscheinlich der Trauzeuge. Und wirklich, bei genauerem Hinsehen erkannte ich sein Gesicht wieder. Noch am Vortag hatte ich Fotos von ihm in der Hand gehalten. Er gehörte zu der Band, in der Harry war.

,,Hey.“, begrüßte er mich und lächelte mir zu. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, wie auffällig ich ihn gemustert hatte.

,,Hi.“

,,Du musst Charlottes Schwester sein. Sie ist wirklich toll.“ Er kam auf mich zu und streckte seine Hand aus.

,,Ja, ich bin Leonie.“ Ich ergriff sie und lächelte zurück.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 29, 2014 ⏰

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