Liebe Hannah,
du warst meine erste Freundin.Wir kennen uns schon ewig. Seit unserer Geburt - naja - eigentlich erst seit der Krabbelgruppe. Natürlich, keiner von uns kann sich daran erinnern, aber wir wissen, dass es so war. Und allein das zu wissen, reichte mir. Zu wissen, dass es jemanden außerhalb der eigenen Familie gab, der schon immer für einen da war - und sein wird.
Leider war es dann dich nicht ganz so perfekt bei uns beiden. Als wir nach der Grundschule nicht auf das gleiche Gymnasium kamen, haben wir uns auseinander gelebt. Keiner von uns wollte das, aber es hat auch keiner von uns verhindert. Bzw. es verhindern können. Ich habe es mehrmals versucht, dich angeschrieben, aber du hast nie wirklich reagiert.
Einmal, vor vier Jahren, haben wir uns nochmals getroffen und hatten Spaß wie früher, aber danach nie mehr.
Ich habe dir in einem langen Brief auch von meiner Krankheit erzählt, aber du hast, meiner Meinung nach, viel zu oberflächlich reagiert. Du hast geschrieben, wie sehr ich dir leid tue. Dabei war es genau das, was ich nicht wollte. Mitleid. Und wir haben uns zerstritten. Bis heute.
So. Jetzt fragst du dich, so wie ich dich kenne, bestimmt, warum ich dir das schreibe. Du weißt das ja alles am besten.
Weil ich mich jetzt ausgesprochen habe. Weil ich jetzt in reines Gewissen habe. Aber du sollst auch die Chance bekommen, ein reines Gewissen zu bekommen. Ich bitte dich, meine Familie zu trösten, wenn ich nicht mehr da bin. Ich weiß nämlich, dass sie dich alle kennen und mögen. Bitte. Wenn du das machen würdest, du ... würdest mir so helfen. Bitte.
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Die letzten fünf Monate
SpiritualLeukämie. Leukämie (von altgriechisch λευκός „weiß", sowie αἷμαh „Blut"; wörtlich also „Weißblütigkeit"), im Deutschen auch als weißer Blutkrebs bezeichnet, ist eine Erkrankung des blutbildenen Systems und gehört zu den Krebserkrankungen. Und Marly...