Freiheit

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Jetzt sitze ich hier auf einer Brücke bei Köln.
Welche es ist? -Weiß ich nicht.
Wie ich hier hoch gekommen bin? -Keine Ahnung.
Jedoch weiß ich, dass mir unter meinem ganzen Stress langsam die Luft zum Leben ausgeht. Ich Atme immer flacher und hoffe im dreckigen Wasser unter mir Antworten zu finden, Warum. Warum immer ich?

Alles fing vor ein Paar Monaten an. Hab inzwischen Aufgehört sie zu zählen.

Ich sollte mit meiner Mum nach Köln umziehen, da sie dort ein gutes Jobangebot bekommen hatte. Natürlich freute ich mich für sie, andererseits hatte ich Auch Angst vor allem Neuen, dass auf mich zukommen würde.
Und diese Angst war berechtigt.

Am ersten Schultag nach den Sommerferien ging ich in meine neue Klasse und wurde vom Lehrer vorgestellt.
Nebenbei erwähnte ich noch, dass ich schwul sei.
Sofort änderte sich die Stimmung und der Gesichtsausdruck der ganzen Klasse.
Ich ging mit gesenktem Blick nach hinten an meinen Platz und ließ mich fallen.
Nach einer halben Stunde Biologieunterricht schob mir jemand einen Zettel zu.
'Ich hab kein Problem mit dir.
Außerdem siehst du voll Putzig aus:)'
Ich spürte wie meine Wangen warm wurden und wurf einen schüchternen Blick auf den Platz neben mir.
Dort saß ein wunderschöner Junge.
Naja.. Und nach einer Zeit wurden wir Freunde und ich fing an Gefühle für ihn zu entwickeln.
Er zog mich aus dem Loch in das ich jeden Tag von meinen homophoben Klassenkameraden geprügelt wurde.
Er war für mich da wenn ich es fast nicht mehr geschafft hätte.
Manche dachten sogar schon, dass wir ein Paar wären.

Dass ich nicht lache

An einem Morgen in der Schule passierte, dass wovor ich mich immer fürchtete.
Eine große Menge an Schülern war in einem Kreis versammelt.
Ich drängte mich in die Mitte um zu sehen was hier vor sich ging.
Ich erblickte meinen Besten Freund der lachend "Da ist ja unsere kleine Schwuchtel" in die Masse rief.
Ich sah ihn entsetzt und traurig zugleich an.
"Dachtest du ernsthaft, dass jemand mit soetwas wie dir befreundet sein will.
Du bist richtig Ekelhaft.
Du kleine faggot, verpiss dich bevor ich dir eine in deine hässliche Regenbogenfresse schlag"
Ich konnte es nicht begreifen warum. Warum ich.

Ja das Wort 'Warum' schwirrt seit ein Paar Tagen in meinem Kopf herum.

Ich ziehe meine Jacke wärmer um mich und schaue nochmal ein paar Stunden zurück.

"Hey Mum
Wenn du nach Hause kommst und das liest bin ich schon weg. Ganz weg.
Vielleicht fragst du dich jetzt warum? Tja das frag ich mich auch.
Warum warst du nie da?
Warum hast du nie zugehört?
Warum hast du dich nicht um mich gesorgt und gekümmert?
Du hättest mitbekommen wie es mir geht.
Aber du dachtest immer nur an die Arbeit.
Egal..
Bye Mommy
I love you "
Ich legte den Zettel auf den Küchentisch bevor ich ins Badezimmer ging und mir eine noch volle Packung Schlaftabletten nahm bevor ich mich auf den Weg machte.

Eigentlich traurig was aus mir geworden ist. Nur wegen der Sexualität.
Aber jetzt kann mir niemand mehr helfen.
Ich schluckte eine Hand voll Tabletten und schaute die untergehende Wintersonne an.

Ich hing noch einige Zeit meinen Gedanken hinterher bis ich immer müder wurde und schließlich über das Geländer kletterte und mich in den Rhein fallen ließ.
Während dem Fall fing in an zu lächeln und dachte:
'wenigstens ein Moment in Freiheit'
Ich spürte noch wie ich von der starken Strömung unter Wasser gezogen wurde und dann endlich meine Augen schloss.
Für immer.

581 Wörter

Ein Moment in Freiheit~ -DEEPSEA-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt