Kapitel 3

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Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker unsanft auf und ich rieb mir verschlafen die Augen. Es war Donnerstag, das bedeutete eine Doppelstunde Mathe und dann Religion, Physik und zwei Stunden Latein. Nachmittags dann noch zweimal Englisch und schließlich Geographie und Musik. Einen noch schlimmeren Schultag konnte ich mir wirklich nicht vorstellen, zumal ich in keinem dieser Fächer wirklich aufpassen musste, da ich letzte Woche aus lauter Langeweile angefangen hatte, ein Bisschen vor zu lernen. Seufzend ließ ich mich kurz nochmal in mein Kissen zurücksinken, wurde letztendlich aber doch von meinem Wecker daran erinnert, aufzustehen. Gerade als ich aus dem Bett springen wollte, fiel mein Blick auf den schlafenden Tim. Richtig – ich musste ja jetzt in der Früh sogar noch auf einen Langschläfer Rücksicht nehmen. Sofort sank meine Laune und missmutig stapfte ich ins Bad, um mich zu duschen. Als ich umgezogen und mit nassen Haaren wieder zurück kam, saß Tim auf meinem Schreibtischstuhl und hielt meine Zeichnung in der Hand. Ich erschrak total, denn ich wusste, dass man auch ohne Gesichter sehr gut erkennen konnte, dass die zwei abgebildeten Personen uns beide darstellen sollten. Reflexartig stürzte ich auf Tim zu und riss ihm die Zeichnung aus der Hand. Aus irgendeinem Grund spürte ich schon wieder diese Wut auf ihn, nur diesmal noch stärker als am Vortag, und sie mischte sich mit all dem Hass, der sich über die Jahre auf all meine Klassenkameraden aufgebaut hatte, deswegen konnte ich die Worte, die aus meinem Mund kamen nicht mehr aufhalten: „Spinnst du jetzt? Was schnüffelst du in meinen Sachen rum? Schon mal was von Privatsphäre gehört? Bloß, weil du mich verabscheust, heißt das nicht dass du alles mit mir machen kannst, was du willst! Es ist euch vielleicht noch nie aufgefallen, aber ich habe auch Gefühle, die man verletzen kann! Hat sich eigentlich irgendeiner von euch Pissern schon mal eine Sekunde lang Gedanken darüber gemacht, wie ich mich fühle? Nein, warum auch, ich bin ja ne eklige Schwuchtel! Lass mich einfach in Ruhe und halt dich aus meinem Leben raus!" Zum Ende hin hatte ich immer lauter geschrien und war selbst überrascht gewesen, wie viel ich plötzlich gesagt hatte. So viel auf einmal redete ich sonst eigentlich nur mit Kelly. Die Leute in meiner Klasse hatten mich wahrscheinlich noch nie mehr als zwei Sätze am Stück sagen hören, deswegen hatte ich Tim auch ziemlich überrumpelt. Immer noch voller Wut zerriss ich meine Zeichnung in der Mitte, sodass Tim und ich voneinander getrennt waren und knallte die Fetzen im Vorbeigehen provokativ auf seinen Schreibtisch. Dann stürmte ich aus dem Zimmer und schmiss die Türe mit einem lauten Krachen hinter mir ins Schloss. Da ich früher losgegangen war als geplant, hatte der Speisesaal noch nicht geöffnet und ich setzte mich im Foyer auf einen Stuhl, um zu warten. Je länger ich dort saß und nachdachte, desto größere Angst hatte ich vor meinem nächsten Zusammentreffen mit Tim. Würde er mich anschreien, mich vielleicht sogar verprügeln? Ich hatte keine Ahnung, ob er mit Kritik umgehen konnte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht mit Kritik von mir umgehen konnte, immerhin war ich ja nur ein Schwächling und ein Opfer, das im Prinzip nicht einmal das Recht dazu hatte, ihn zu kritisieren, geschweige denn anzuschreien. Zum Glück hatten wir erst in der fünften Stunde wieder einen Kurs zusammen, vielleicht hatte er sich bis dahin wieder beruhigt und war nicht ganz so wütend auf mich. Doch entgegen meiner Erwartungen ignorierte mich Tim den ganzen Schultag lang und machte erst recht keine Anstalten, mir etwas zu tun. Als ich nach der zehnten Stunde völlig geschafft in unser Zimmer kam, war mein Mitbewohner nicht da, obwohl er schon nach der achten Stunde aus gehabt hatte. Stattdessen lag auf meinem Schreibtisch meine Zeichnung, die mit Tesa wieder zusammengeklebt wurde war. Daneben ein Stück Papier, auf dem 'Sorry' stand. Warum entschuldigte er sich bei mir? Und wieso hatte er die Zeichnung wieder repariert? Immerhin hatte ich das Papier ja selbst zerrissen. Tims Verhalten war wirklich rätselhaft. Er war auf eine seltsame Art und Weise nett zu mir und ignorierte mich trotzdem. Er verunsicherte mich. Um auf andere Gedanken zu kommen, setzte ich mich an meinen Schreibtisch und fing an, meine Hausaufgaben zu machen, bis plötzlich die Türe aufgerissen wurde und ein völlig aufgelöster und weinender Tim hereinstürzte.

Mieser Cut und kurzes Kapi... Sorry!

Ihr seid tuhl! Danke für alle Votes, Reads und Kommis <3

Bye!

Stexpert - Nur in diesem ZimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt