1. So wie Romeo und Julia

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Sie saß auf ihrem Bett, wie immer eigentlich. Ihr Kopf war voller Gedanken und sie wollte nichts anderes als sie loszuwerden. Ihr war klar, dass sie nie aufhören würde zu denken außer sie wäre ... nein daran durfte sie nicht denken, so viele hatten es ihr verboten. 

Ihr Handy vibrierte und ganz kurz, man konnte es fast nicht sehen, huschte ihr ein Lächeln über ihr so bleiches Gesicht. Doch es verschwand noch schneller, als es gekommen war, denn es kam nicht die Nachricht, die einzige, die ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Er hatte sich schon ein paar Tage nicht gemeldet und sie hatte sich jeden Grund dafür schon mindestens zweimal durch den Kopf gehen lassen. Doch einer blieb in ihrem Kopf und verschwand zu ihrer Verzweiflung nicht mehr. War er tot? Sie wusste, dass sie sich das nicht fragen durfte, aber sie konnte nicht anders. Die Wunden auf seinen Armen waren immer mehr geworden und sie wusste nicht mehr weiter. 

Es war zwar noch früh, aber sie wusste, dass schlafen zu gehen die beste Möglichkeit sei um die Gedanken wenigstens im Bewusstsein abzuschalten. Sie war gerade mal eingeschlafen, als sie ein Geräusch hörte, was ihr einen so starken Stich versetze, dass sie sofort aufrecht in ihrem Bett saß. Dieses Geräusch, hatte sie in der ganzen Beziehung ein einziges mal gehört. Damals war er im Krankenhaus eingeliefert worden und auf seinen Wunsch hin, hatte seine Mutter sie angerufen. Er hatte eine sehr schlechte Beziehung zu seiner Mutter und seinen Vater hatte er nie kennengelernt, auf jeden Fall bedeutet dieses Geräusch, dieser Klingelton den sie für seine Mutter eingestellt hatte, immer nur das schlimmste, denn ihm war etwas passiert. 

Ganz langsam konnte sie wieder zu denken anfangen und bewegte sich wie ferngesteuert auf ihr Handy zu. Sie hob ganz vorsichtig ab und seine Mutter begann zu sprechen : ,,Er ist verschwunden, ich habe einen Abschiedsbrief an dich gefunden und er ist seid 4 Tagen weg und keiner weiß wo er ist..." Sie redete noch weiter, doch meine Ohren waren wie betäubt und ihre Worte halten wieder und wieder in ihrem Kopf "er ist verschwunden" "ich habe einen Abschiedsbrief an dich gefunden". Sie hörte noch ganz leise wie sie ihr mitteilte, dass sie ihr den Brief so bald wie möglich schicken würde und dann nur noch den Ton, der das Gespräch beendete.

Die Worte hämmerten gegen ihren Kopf immer und immer wieder, bis sie den Druck nicht mehr standhielt und einfach zusammenbrach. Sie lag reglos am Boden und konnte sich nicht bewegen, aber sie war nicht verletzt, es war ihre Psyche die ihr die Kraft raubte aufzustehen und etwas zu tun. Plötzlich stiegen ihr tausende Fragen in den Kopf: war er wirklich tot? war jetzt alles vorbei? was stand in dem Brief? warum hatte er ihr nichts gesagt? und warum verdammte Sch**** hatte er ihr die Chance genommen mit ihm zu gehen? wie konnte er ihr das antun? wie nur? 

Aus den Fragen wurden Antworten und ihr wurde klar, dass sie es nie schaffen würde über seinen Tot hinwegzukommen. Sie würde nicht ohne seine Stimme, ohne seine Ausstrahlung oder ohne seine bloße Anwesenheit auf dieser so furchtbaren Welt überleben können. Ihr Hals schnürte sich bei diesem Gedanken immer mehr zu, bis sie beinahe keine Luft mehr bekam. Sie schloss sehr sehr langsam ihre Augen und plötzlich waren alle Gedanken weg. Es fühlte sich so gut an und sie hätte nie beschreiben können, wie angenehm dieses Gefühl war. 

Doch es dauerte nicht lang, bis sie aus ihrer Art Trance wieder aufwachte und alle Gefühle auf sie einschlugen. Sie begann sehr schnell zu atmen und trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los jeden Augenblick zu ersticken. Solche Schmerzen hatte sie noch nie gefühlt, der psychische Schmerz war in körperlichen übergegangen und ihr Herz tat so verdammt weh, so sehr dass sie nicht wusste wie es unter dem ganzen Druck noch schlagen konnte. Jeder hatte ihr verboten immer an den Tot zu denken geschweige denn daran sich selbst umzubringen, jeder hat gesagt es wäre falsch. Doch sie hatte es nie verstanden, warum war es falsch von so einer schrecklichen Welt mit einer noch schrecklicheren Gesellschaft wegkommen zu wollen. Es gab Zeiten an denen ihr Tag nur aus Suizid -Gedanken bestanden hatte, doch wirklich versucht hatte sie es nie, irgendeinen Grund hatte es immer gegeben. Die Gründe hoben zwar ihren Willen zu sterben nicht auf, dass taten sie nie, aber irgendwie konnte sie sich immer noch ablenken.

Schließlich trat er in ihr Leben und er veränderte alles, denn er dachte genauso wie sie und war der selben Meinung. Er wusste, dass sterben die einfachste Lösung war, doch er hatte nie aufgegeben. Er zeigte nie Schwäche, er half ihr wenn sie nicht mehr konnte, er hatte immer so vor Stärke geglüht, es hatte immer so gut getan ihn um sich zu haben und jetzt... was war passiert, wo war seine Stärke hin. Warum war er weg und seine Stärke mit ihm? 

Er hatte den einfachen Weg genommen und ganz plötzlich wurde ihr alles ganz klar, keine wirren Gedanken mehr nur noch ein einziger und hinter diesem steckte ein so großer Wille und dieser ließ keine Fragen mehr über. Sie stand auf, ging zur kleinen Tür, die aus ihrem Zimmer zur Terrasse führte und ging bis zu dem geschnörckselten Geländer nach vorne. Sie blickte hinunter, und es war nicht mehr so hoch, wie es ihr davor immer vorgekommen war, sie wusste aber genau, dass es 31,5 Meter waren und einem der Tot sicher wäre, wenn man springen würde. Aus dem würde wurde ganz schnell ein "wenn man springt", denn sie war sich sicher und es war ihr egal, wie egoistisch es war, denn sie konnte nichts anderes mehr tun.

Sie stieg langsam über das Geländer und hielt sich fest, sie zögerte nicht lang und lehnte sich nach vorn. Und noch bevor ihr ganzes Gewicht an ihren Händen hing, machte sie ihre Hände auf und merkte sofort wie sich das Gefühl von Freiheit in ihr ausbreitete. 


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⏰ Last updated: Jul 10, 2017 ⏰

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Romeo and JulietWhere stories live. Discover now