Kapitel 11 - Zu spät.

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Heißes Blut rann über ihre Hände und ihre Kleidung.

Sie riss ihren Kopf nach oben, weg von Cals totem Blick. Säuretränen rannen über ihre Haut.

„Du!" Ihre Stimme war tief und grausam und angefüllt mit Hass und Schmerz und Tod.

Vor ihr stand die Frau, die sie zur Welt gebracht hatte. In ihrer Hand eine Armbrust. Eine Pistole hätte die Nachbarn irritiert. Neben ihr stand Skira mit einem Schriftstück, das mit einem lila Siegel geschlossen war.

Die ganzen Inferior waren um das Totenbett herum drapiert. Der Rat, die Familie und die Schwestern. Nur Leander fehlte.

„Was hast du getan?" Alle wollten rennen. Jede einzelne dieser Kreaturen wollte rennen.

„Ihr werdet euch nicht bewegen bis ich euch sage, dass ihr es dürft." Ihre Stimme war nun leise, grausam, noch immer hasserfüllt.

„Ihr habt ihn mir genommen. Ihr alle. Und du hast geschossen. Ich habe ihn zurückgeholt und deshalb wird die Welt bald zu Asche zerfallen, aber ihr, jeder einzelne von euch, wird das nicht mehr miterleben. Es ist egal, ob ihr geschossen habt oder nicht. Ihr steht in diesem Zimmer und deshalb seid ihr schuldig."

Mit zitterndem Körper stieg Leya vom Totenaltar. Sie bettete Cals gesalbten, blutigen Körper auf den Stein.

Leya gab dem Seelenverwandten dieses Lebens einen Kuss auf die Stirn und wandte sich ihrer Mutter zu.

Die grässliche Kreatur wirkte müde.

Leya trat vor das Wesen und starrte ihr in die Augen.

„Mach deine Augen zu."

Das Monster klappte sie zu.

„Du wirst jetzt jede einzelne deiner schlimmsten Erinnerungen noch einmal durchleben und dann, dann wirst du jede einzelne deiner schlimmsten Ängste fühlen und vor deinem inneren Auge sehen.

Du wirst leiden und schreien und sobald du nichts mehr hast, das deine Angst nährt, wirst du fühlen, wie du verbrennst und ertrinkst, von Lawinen verschüttet wirst und von Stürmen zerdrückt wirst und dann, dann wirst du sterben. Du wirst wissen, dass all das nur deine Schuld war. Hättest du mich doch getötet, als du noch gekonnt hast."

Der Armbrustbolzen schlug tief in Leyas Brust ein, ließ ihr Brustbein zersplittern und durchfuhr ihr Herz. Blut quoll in ihre Lunge, ihre Luftröhre und aus ihrem Mund.

Ihre Macherin starrte Leya triumphal an. Sie konnte nicht sprechen, da sie sich eigentlich nicht bewegen durfte und es musste eine unglaubliche Anstrengung gekostet haben die Armbrust zu betätigen.

Leya fing an zu lachen. Laut und ertränkt hallte es wie von einer kaputten Violine durch den Raum. Blut landete auf dem Gesicht von Kalli.

Ohne ihren Blick von der Mörderin abzuwenden, zog Leya das spitze Holzstück aus ihrer Brust. Sie spürte, wie es an ihren Knochen schabte, aber da war kein Schmerz. Nur Genugtuung, als sich der Triumph im Gesicht des Monsters zu blanker Furcht wandelte.

„Zu spät." flüsterte sie, ließ den blutigen Armbrustbolzen auf den Boden fallen und trat zurück, als ihre Mutter zu schreien begann.

Sie richtete sich an die Runde: „Ihr habt gehört, was ich gesagt habe. Euch wird dasselbe geschehen."

Der einsame Schrei Kallis schwoll zu einem Chor an, einer Kakophonie an Schmerz und Leid.

Leya verließ den Raum, wollte die Gesichter all diese Verräter nicht mehr sehen.

Es waren nur Erwachsene in dem Zimmer, keine Kinder, darum auch keine Elissa und selbst kein Phan. Die kamen nun angestürzt und starrte Leya schockiert an, als diese den Raum verließ.

„Er ist tot. Sie sterben. Und ihr solltet rennen, solange es noch Orte gibt zu denen ihr fliehen könnt."

Als sie zur Eingangstür trat, schwang diese auf. Leander weinte, als er sie sah.

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Song: 

The Cinematic Orchestra - To build a home

Götterstimme - Lieder der UnterweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt