Verheerendes Wochenende

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"Tobi!", rufe ich begeistert und schließe den Kleineren in meine Arme. Dieser klopft mir, merklich verlegen, auf den Rücken und windet sich aus meinen Armen. Der braunhaarige Lets Player ist dieses Wochenende bei mir, denn hier in der Nähe ist ein Fest, auf welches wir zusammen gehen wollten. "Komm rein! Willst du was trinken?" Ich schnappe mir seinen Koffer und trage diesen erstmal ins Wohnzimmer. "Kommt drauf an, was hast du denn da?", fragt er mich mit einem Schmunzeln. Lachend ziehe ich ihn mit mir in die Küche und öffne den Kühlschrank. "Such dir was aus.", weise ich ihn an während ich zwei Gläser aus dem Schrank fische. Als ich mich wieder zu ihm drehe, hat er die 2 Liter Cola Flasche in der Hand und lächelt unsicher. Die Gläser stelle ich auf die Theke neben uns. "Sollen wir gleich los oder willst du noch ein bisschen reden und kuscheln ... ähm ich meine Ausruhen?" Das Glas vor den Lippen muss Tobi kurz lachen. "Wir können gleich los, ich bin ausgeruht." Als er sein Glas abstellt, stelle ich mich dicht vor ihn und lege meine Arme um seinen Nacken. Mein Gesicht ist nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt. "Bist du sicher? Nur ein paar Minuten..", raune ich ihm entgegen. Er weicht ein Stück vor mir zurück. "Bleib weg von mir Curry!", murrt er mit leicht unserer Stimme. Als ich ihm lachend auf die Schulter klopfe, entspannt er sich wieder ein bisschen. 

Auf dem Fest angekommen, sind wir fast durchgehend an den Ständen, die Alkohol verkaufen. Viel bekommen wir vom eigentlichen Fest nicht mit.

Sehr stark angeheitert kommen wir nach mehreren Stunden wieder bei mir an. Tobi ist an mich gelehnt, sein Kopf auf meinem Arm. Ich setzte ihn schwerfällig auf der Couch ab. Er hat sichtlich mehr getrunken als ich und quatscht fast nur noch Blödsinn. Als ich mich neben ihn fallen lasse, sieht er mich plötzlich todernst an. "Ich liebe dich Curry, weißt du das?", lallt er mir entgegen. Ich spüre, dass ich rot werde. Sanft streiche ich ihm über den Arm. "Ich hab dich auch lieb, Tobi.", antworte ich ihm leicht verlegen. Er hat doch sicher das gemeint, nicht das andere. Er ist doch bestimmt nicht in mich verliebt. Ich in ihn, ja, schon seit längerem. Aber er in mich? Niemals! "Nein, nein!", nuschelt er und nimmt meine Hände in seine. "Ich bin in dich verliebt. Schon seit so vielen Monaten. In den Lets Plays hab ich so viele Anspielungen gemacht und gehofft, dass dus merkst. Bitte hass mich nicht." Seine Stimme ist weich, sentimental geworden. Lange sieht er mir in die Augen, ehe er sich zu mir beugt und mich küsst. Unser erster Kuss. Darauf habe ich so lange gewartet. Vorgestellt habe ich ihn mir allerdings anders. Er riecht und schmeckt nach Alkohol. "Wir sollten schlafen gehen.", murmle ich als wir uns lösen. Schwankend steht er auf. "Gut, gerne. Wo ist dein Schlafzimmer?", fragt er vollkommen ruhig. Wie? Wir beide? In einem Bett? Naja, warum eigentlich nicht? Langsam stehe ich auf und führe ihn ins Schlafzimmer. Rücken an Rücken ziehen wir uns Schuhe, Socken und Hose aus. Er schlüpft neben mir ins Bett und zieht mich eng an sich ran. Meinen Kopf auf seinem Arm gebettet schlafe ich auch schnell ein. 

Am nächsten Morgen werde ich vor Tobi wach. Ich habe leichte Kopfschmerzen, aber alles im Bereich des Erträglichen. Mein Kopf liegt auf Tobis Arm. Die Erinnerung trifft mich wie ein Schlag. Tobi ist verliebt in mich! Wir haben uns gestern geküsst! Ich werde nervös. Weiß er es noch? Wird er es zurück nehmen? Stößt er mich weg? Vor Schmerzen stöhnend wird Tobi wach. "Mein Kopf!" Er fasst sich mit der freien Hand an die Stirn. Nur langsam scheint er zu realisieren, wo er ist und bemerkt mich. Ziemlich halbnackt neben ihm. An ihn ran gekuschelt. Sofort entzieht er mir seinen Arm und rückt von mir weg. Tränen treten mir in die Augen und ich wende meinen Kopf schnell ab. Er weiß nichts mehr. Es war nicht sein Ernst. Scheiße! "Curry? Was ist gestern Nacht passiert?", fragt er mich vorsichtig. Ich zittere, kann nicht antworten. "Curry?" Seine Stimme ist leiser geworden, vorsichtiger. "Ist doch egal.", blocke ich mit zitternder Stimme ab. "Curry, bitte.", flüstert er jetzt. Ich schaffe es irgendwie meine Tränen zu unterdrücken. "Du.. du hast mir gestanden, dass du in mich verliebt bist." Die Stille zwischen uns ist ohrenbetäubend. Und ewig lang. "Oh...", höre ich ihn irgendwann sagen. "Tut mir leid, ich wollte nie, dass du es erfährst. Sind wir trotzdem noch Freunde? Willst du mich trotzdem das Wochenende hier haben?" Seine Fragen, seine Antwort zerreißt mir fast das Herz. Wie kann er nur glauben, ich würde ihn nicht bei mir haben wollen? "Tobi..", fange ich an. "Ich versteh schon.", nuschelt er mit tief trauriger Stimme. "Sorry nochmal." Er krabbelt aus dem Bett. Schnell hüpfe ich auf, ziehe ihn an mich und küsse ihn. "Bleib bei mir. Für dieses Wochenende, für die nächste Woche, für immer wenn du willst.", flüstere ich ihm zu. Tief sieht der Braunhaarige mir in die Augen. "Ich liebe dich, Kevin Dorissen." Ich muss einfach lächeln. "Ich liebe dich auch, Tobias Fulk."

Betrunkene sagen die WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt