Kapitel 2

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IRL

Misaki Oberschule

9:55

Als Seshin in Richtung Toiletten stolperte kam er nur an ein paar Schüler vorbei, die die großen gelben Schließfachboxen,welche das einzige nicht graue im sonst schmucklosen Gang waren, nach ihren Schulsachen durch suchten. Seshins Geschichtslehrer war anscheinend nicht der einzige Lehrer der die Stunde lieber "selbst beendete". Vor den Toiletten angekommen schaute Seshin kurz nach oben um sich zu vergewissern das er auch wirklich vor der Jungen Toilette stand, was er auch tat. Irgend ein Genie war bei der Konstruktion des Gebäudes auf die Idee gekommen nur eine Toilette pro Etage einzurichten jeweils nur für ein Geschlecht, dies hatte ein paar peinliche Geschichten zur Folge. Seshin wollte es unbedingt vermeiden Teil einer solchen Geschichte zu seien, da er mitbekommen hatte wie sich zwei Schüler über einen dritten unterhielten der ausversehen in die Mädchen Toilette geraten war direkt vor einer Gruppe Mädchen die ihn dabei erwischten wie er sich verwundert nach den Pissoirs umgesehen hatte als er seinen Fehler bemerkt hätte war er mit hoch rotem Kopf davon gerannt, jedoch ohne sich der Mädchen Gruppe zu erklären dass hatte zur Folge das diese die falschen Schlüsse zog und er war da an als perverser beschimpft worden. Seshin überlegte noch wie das ganze geendet hatte, während er die Tür zur Toilette öffnete. Drinnen war es genauso schmucklos wie draußen im Gang. Es war den Menschen, trotz der Zeit die seit der Naturkatastrophe vergangen war, noch nicht ganz gelungen sich mit der Förderung verschiedener Gesteinsarten oder der Wiederentdeckung unterschiedlicher Bauweisen. Das eckige,graue und individualitätslose Erscheinungsbild der Stadt war eine Folge dessen, da Beton das bevorzugte Baumittel geworden war. Seshin strich kurz über die raue, verputzte Wand. Ein bisschen Farbe wäre gar nicht so schlecht dachte Seshin. Farbe war jedoch ein Luxusgut das sich die Schule nicht leisten konnte, obwohl sie den berühmten Namen einer der 200 Überlebenden trug. Vor allem in den ersten Jahren hatten die Überlebenden Probleme, da das meiste fruchtbare Land bewachsen war. Kurze Zeit später verließ Seshin die Toilette wieder, nicht ohne einen Versuch sein Haar, mit ein bisschen Wasser, in eine weniger struppelige Form zu zwingen. Gerade als er die schmutzig gelbe Tür der Jungentoilette öffnete und in den Gang trat kamen drei Gestalten um die Ecke und rannten in ihn hinein. Die Wucht des Aufpralls ließ ihn taumeln er fing sich jedoch wieder als er sein rechtes Bein nach außen bewegte. Die drei Schüler hatten weniger Glück sie waren alle nach hinten gefallen. Seshin grinste als er Katsu, Katsumi und Katsuja erkannte. Der einzige Grund warum er sich ihre Namen gemerkt hatte war deren ungewöhnliche Zusammenghörigkeit und die Tatsache das er sie seit dem ersten Schultag kannte. Als Katsu nach oben schaute hatte er schon eine Entschuldigung auf den Lippen, doch als er Seshins Gesicht sah wich die Scham in Katsus Gesicht Angst. Auch die Augen von Katsumi und Katsuja weiteten vor Schreck. Selbst wenn sie nicht auf den Boden gesessen hätten wäre es Seshin nicht schwer gefallen auf sie herunter zuschauen, da sie nicht über 1,60 m groß waren. Alle drei hatten schwarze Haare und waren wie Seshin 16 Jahre alt, jedoch waren sie leicht übergewichtig bis auf Katsuja der noch dürrer war als Seshin. Da alle drei weder sportlich noch besonders intelligent und immer nur zusammen unterwegs waren hatten sie sich schnell als Außenseiter Trio etabliert, hinzu kam das sie regelmäßig von Seshin um ihr Geld erleichtert wurde. Seshins Miene verhärtete sich, er machte kurzen Bewegung des Kopfes in Richtung der Toiletten. "Da rein" sagte er kurz angebunden. Wie Lämmer zur Schlachtbank gingen die drei Katsus, wie Seshin sie aus Bequemlichkeit nannte, in Richtung Toilette. Seshin schloss die Tür hinter ihnen und lächelte er war froh das die drei direkt zu ihm gekommen, ansonsten hätte er zu ihnen kommen müssen und das wäre für drei wesentlich unangenehmer geworden. "Taschen leeren" sagte Seshin knapp. Die drei Katsus begannen in ihren Hosentaschen und zu kramen. Am Anfang hatte Seshin noch jedesmal das Messer hervor holen müssen, mittlerweile nahm er es nur noch zur Sicherheit mit. In der Zwischenzeit hatten die drei Katsus den Inhalt ihrer Taschen auf dem Boden verteilt es war eine bunte Mischung aus einer Glasperle, zwei Handys (Katsuja konnte sich immer noch keins leisten), ein paar zerknitterte Taschentücher und ein paar nicht weniger zerknitterte Geldscheine. "Gebt mir das Geld" sagte Seshin knappe Befehle zeigten meist mehr Wirkung und ließen meist keine Missverständnisse zu. Katsu bügte sich hob die Scheine auf und gab sie Seshin. Während Seshin die Scheine zählte behielt er die drei im Auge. 500 Yen waren mehr als genug für einen Friseur Termin also gab er Katsu 100 Yen zurück. Vor der Katastrophe hätten 500 Yen nicht einmal für ein belegtes Brötchen gereicht, jedoch waren die Überlebenden und deren Nachfolger gezwungen gewesen eine neue Währung zu bilden, den Namen der alten hatten man nur ehrenhalber bei behalten. Am Anfang bekam man für einen Yen ungefähr ein Ei, aber durch verschiedene wirtschaftliche Ereignissen war der Wert geschwankt und hatte sich bei einem zehntel des uhrsprünglichen ein gepegelt. Seshin konzentrierte sich wieder auf die drei Katsus, die ihn bettelnd anschauten wahrscheinlich hofften sie darauf möglichst bald wieder auf den Gang zu gehen. Doch Seshin hatte noch etwas zu erledigen er packte Katsu am Kopf, als seine Hand Katsus Haare zu fassen bekam zog er ihn in Richtung einer der Toiletten und presste seinen Kopf in die Schüssel.
"Passt das nächste Mal auf wenn ihr im Gang rum rennt" sagte Seshin kurz bevor er die Kloschpülung betätigte. Wer auch immer für die Maße des Spühlkastens verantwortlich gewesen war hatte, absichtlich oder unabsichtlich, dafür gesorgt das dieser so groß war das eine Vollspühlung so lange dauerte das ein Mensch, dessen Kopf in der Kloschüssel steckte, während der Spülung das Gefühl bekam kurz vor dem ertrinken zu sein, da das umher wirbelnde Wasser es schwierig machte die Luft anzuhalten. Seshin hatte während seiner Mittelschulzeit die ein oder andere Bekanntschaft mit diesem faszinierenden Prinzip gemacht. Katsu begann immer verzweifelter zu zappeln und Seshin verstärkte den Druck. Kurz darauf versiegte das gurgelnde Geräusch der Toilette und Katsus Kopf kam zum Vorschein. Es wunderte Seshin nicht das Katsumi und Katsuja ihrem Freund zu Hilfe gekommen waren, das erste Mal als sie versucht hatten sich gegen ihn zu wehren hatte er sie mit Leichtigkeit abgewehrt und sie hatten bis Unterrichtsschluss gefesselt in einer Kabine der Jungentoilette gehockt. Seshin ging zu seiner Schultasche die am Anfang neben der Tür platziert hatte und holte ein Handtuch heraus mit dem er seine Hände abtrocknete, danach warf er es vor Katsu auf den gefliesten Boden,denn ein Schüler der mit nassen Haaren im Unterricht saß würde nur zu unnötigen fragen führen die höchstwahrscheinlich bei Seshin endeten. Als Seshin die Toilette verließ und den hölzernen Boden des Flurs betrat sah er aus dem Augenwinkel wie Katsumi und Katsuja ihrem Freund beim abtrocknen halfen. Erst lassen sie ihn im Stich und nun wollen sie ihm helfen dachte er verdächtig, doch es wunderte ihn nicht. Kurz vor der Tür zu seinem nächsten Unterrichtsraum fiel Seshin wieder ein was aus dem Schüler geworden war der sich in der Toilette geirrt hatte. Der Schüler war vor einigen Wochen Opfer der Entführungs Serie geworden die sich nur auf die bunte Generation konzentrierte.

The Chapter StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt