Kapitel 1

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"Vor ungefähr 2000 Jahren gab es eine große Naturkatastrophe, über die heute immer noch nicht viel bekannt ist, das einzige, was wir wissen ist, dass es nur 200 Überlebende gab, der Rest der Menschheit wurde, nach unserem bisherigem Wissen, komplett ausgelöscht. Dies ist jedoch nicht ganz klar, da die 200 Überlebenden sich 300 Jahre in einem geschützten Bunker befanden. Jetzt, nach circa 2000 Jahre später, hat sich die Zivilisation wieder erholt und die Menschen können in Frieden und Gemeinschaft leben. Jedoch hat die Natur uns mit einem Wunder gesegnet und zwar mit der sogenannten "Bunten Generation".
Sie verleiht unseren Leben die Farbe, die es einst verloren hatte..."

"Mit anderen Worten sie sind nichts Besonderes!"

IRL

Misaki Oberschule

9:10

Der Spruch war aus einer der vorderen Reihen gekommen und als der Rest der Klasse anfing zu lachen, verfinsterte sich Seshins Blick kurz. Ein paar der Schüler hatten sich zu ihm umgedreht.
Ihr Lachen war sofort erstorben. Ein paar Schüler, die den Witz erst jetzt gecheckt hatten, lachten noch. Der Lehrer grinste kurz und fuhr dann mit dem Unterricht fort. Er erzählt irgendwas über vergangene Kriege, noch vor der großen "Naturkatastrophe", als sich Menschen noch gegenseitig bekämpften. Seshin entschied sich dem Unterricht nicht weiter zu folgen.
Sein Vater hatte eine große Bibliothek, in der er genügend Bücher aufbewahrt hatte, um ein Feuer über eine Woche am Leben zu erhalten.
Irgendeines davon, würde Informationen über den zweiten Weltkrieg enthalten, über den der Lehrer gerade anfing zu schwafeln. Seshin hatte keine Ahnung, was die Einleitung sollte. Für ihn schien es keine Verbindung zwischen den beiden Themen zu geben. Er strich sich seine dunkelblauen Haare zurück, sie waren in letzter Zeit ein bisschen lang geworden
Er würde von seinen Lieblingsopfern ein bisschen Geld für den Friseur ergattern.
Er bekam immer einen Rabatt wegen seiner unnatürlichen Haarfarbe, also dürfte das Essensgeld der drei genügen. - Vielleicht hatten sie Glück und ihnen blieb noch etwas übrig.

Er war nicht der Einzige, mit besonderer Haarfarbe, an seiner Schule.
Viele, die mit dem selben Schicksal gesegnet waren wie er, versuchten unterzutauchen und ein normales Leben zu führen, was in jeder Hinsicht relativ schwierig war, da sie von Geburt aus anders waren.
Unterzutauchen, war in seinen Augen eine beschissene Taktig. Er war mit seinen dunkelblauen Haaren sogar noch ganz gut dran und stach nicht ganz so sehr aus der Menge hervor.
Mit grünen Haaren, beispielsweise, war das ein ganz anderes Thema.
Seshin hatte am ersten Schultag ein paar dieser Versuche beobachtet: manche hatten sich vor dem Tor getroffen und hatten versucht gemeinsam stärker zu wirken.
Als jedoch die erste Gruppe Schläger auf sie zukam, hatte jeder versucht die anderen zu verraten, um seine eigene Haut zu retten. Sie hatten sich am Ende alle mit den Köpfen in einer Kloschüssel wiedergefunden.
Seshin sah dies als einen weiteren Beweis seiner These: dass die Menschen ein Haufen ängstlicher Gestalten waren, die Tugenden und Prinzipien vorschoben, um diese Tatsache zu verstecken. Die beliebteste Taktik, um einen Schuljahr voller Schikane zu entkommen, war jedoch gewesen, sich unter den anderen Schülern zu verstecken und auf das Beste zu hoffen. Die, deren Haarfarbe sich am besten, von den umliegenden schwarzen Haaren ihrer Mitschüler, abhob, hatten in der Regel am wenigsten Glück. Da Seshin mit seinen 1,80 m die meisten anderen Schüler überragte, hatte er es nicht drauf ankommen lassen und sich einfach die nächstbesten drei Schüler geschnappt und sich als älterer Schüler ausgegeben und hinter die nächstbeste Ecke geführt. Die Heiterkeit der drei war sofort versiegt, als er ein altes Messer hervorholte. Das Messer war eigentlich nur zum Schnitzen gedacht und war deswegen an der Spitze leicht abgerundet. Die Tatsache, dass jedoch die Möglichkeit bestand, jemanden damit zu verletzen, war genug gewesen um die drei einzuschüchtern. Bereitwillig hatten sie ihm im ihr Essensgeld gegeben, welches er eigentlich nicht benötigte, da er selbst mehr als genug hatte. Er gab ihnen ein Teil zurück, genug, dass sie über den Tag kommen würden. Die drei hatten ihren Zweck erfüllt, denn ein paar der älteren Schüler hatten ihm zugesehen und waren offensichtlich zu der Übereinstimmung gekommen, dass Seshin den Aufwand nicht wert war, denn sie drehten sich um und verschwanden.
Seshin sah sich im Raum um:
Er saß immer noch als Einziger in der hinteren Reihe des Raums, der, von den paar Fotos an der Wand, komplett schmucklos war. Seshin hatte am Foto Tag gefehlt. Er wusste nicht mehr warum; vielleicht hatte er einfach keinen Bock gehabt hinzugehen oder er war krank. Auf jeden Fall hing anstelle eines Fotos, eine Zeichnung von ihm an der Wand. Er wusste nicht, von wem, jedoch hatte man ihn gut getroffen. Der Lehrer stand immer noch vorne an der Tafel und schrieb eine Jahreszahl nach der anderen an. Die meisten Schüler versuchten verzweifelt hinterherzukommen, ein paar hatten schon aufgegeben und malten.
Seshin konnte es sich leisten, den Unterricht zu vernachlässigen, da er nach außen ein gewaltbereites Wesen aufrecht erhielt, das nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer abschreckte, da sie einen Wutausbruch befürchteten, der sie möglicherweise in Mitleidenschaft ziehen könnte. Der Geschichtslehrer, Seshin hatte sich nie die Mühe gemacht sich seinen Namen zu merken, da er sich sowieso nie meldete, bestätigte die Wirkung, seiner Haltung. Ständig huschte der Lehrer mit seinen Augen über die Füße, die Seshin aus Bequemlichkeit auf den Tisch gelegt hatte, scheinbar überlegend ob es sich lohnte, sich mit einem Schläger anzulegen, nur um seine Prinzipien zu wahren.
'Die Angst siegt immer...', dachte Seshin, und zwar zurecht
Bis zum Ende der Stunde ließ der Lehrer ihn in Ruhe. Seshins Aufmerksamkeit wanderte weg vom Lehrer und hin zum Fenster;
Die draußen stehenden Bäume, hatten schon die ersten bunten Blätter. Ein klares Zeichen, für den endenden Sommer, dabei war es erst die zweite Woche nach den Sommerferien. Er war jedoch nicht der Einzige, der aus dem Fenster schaute:
Ein rothaariges Mädchen, in der ersten Reihe, tat das selbe. Seshin hätte schwören können, dass sie am Anfang des Schuljahres noch keine roten Haare gehabt hatte, er erinnerte sich jedoch nicht mehr, wann genau - wenn überhaupt - sie sie sich gefärbt hatte. Es gab nur wenige, die sich die Haare färbten, da sie sich fürchteten, ein Teil der, meist unbegründeten, Gewalt gegenüber der bunten Generation zu werden, obwohl Individualität den meisten alles bedeutete. Seshin schaute noch einmal zu der rothaarigen Schülerin:
'Vielleicht war sie auch einfach nur irgendwann im Schuljahr neu in die Klasse gekommen' überlegte er, nicht dass er solchen Ereignissen besondere Beachtung schenkte, er hätte nur gedachts dass sein Unterbewusstsein so etwas bemerkt hätte. Plötzlich drehte das Mädchen sich um, sie hatte vermutlich seine Blicke gespürt, und schaute ihn direkt an. Erschrocken drehte Seshin sich um. Er wusste nicht wieso, doch irgendetwas an ihrem durchdringenden Blick, verunsicherte ihn. Es war eigentlich nichts Merkwürdiges an der Sache, trotzdem schien ihn etwas daran zu stören. Er machte ein grimmieges Gesicht und knackte mit seinen Fingerknöcheln. Der Lehrer zuckte kurz zusammen. Seshin genoss dieses Gefühl der Macht und entschied den Vorfall nicht weiter zu beachten. Als die Glocke zum Stundenende läutete, packte er seine Sachen.
Ein paar taten es ihm gleich.
"Ich beende die Stunde!", kam es vom Lehrertisch. Seshin ging trotzdem, die anderen packten jedoch wieder aus. Als er aus der Tür trat blickte er nach oben, auf einem kleinen Schild stand ein Name: "Herr Yahiro" murmelte er. Als er durch die grauen Gänge zu den Toiletten ging, hatte er den Namen des Lehrers schon wieder vergessen, denn ihm viel ein, was ihn so am Blick des rothaarigen Mädchens irritiert hatte. Alle anderen im Raum hatten es vermieden ihn direkt anzusehen, selbst der Lehrer war mit seinen Blicken nur kurz über ihn hinweg gehuscht. Sie jedoch, hatte ihn ohne jeden Hauch von Furcht, direkt in die Augen angesehen.

The Chapter StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt