Himmlische Geschäfte

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John stand mehr oder weniger geknickt und demütig vor dem himmlischen Herrscher während Petrus hinter ihm kniete und erführchtig das Haupt vor Gott beugte. "Hi Gott, was geht ab?", sagte John schließlich als er keine Lust mehr hatte in der Gegend rum zu stehen und zu warten. Sofort spürte er Petrus' Griff um seinen Körper, bereit zuzudrücken. Doch Gott wunk ab. "LASS IHN." Seine Stimme donnerte extrem und John klingelten die Ohren. "IM MOMENT GEHT NICHT SO VIEL AB. AUßER VIELLEICHT DIE TURBULENZEN DIE DU HIER VERURSACHT HAST. MIR IST ZU OHREN GEKOMMEN, DASS DU EINEN MENSCHEN SCHWER VERLETZT UND EINE WICHTIGE AMTSPERSON", Petrus räusperte sich, "RESPEKTLOS BEHANDELT HAST." John hasste es, wenn Leute Pausen machten in denen er sich rechtfertigen sollte. Da er es aber hier nicht mit irgendwem zu tun hatte sondern mit einer der beiden mächtigsten Individuen die existierten, erfüllte er seinen Part ohne allzu viele Witzchen zu machen. "Bis hierhin ist alles richtig. Aber dafür würde ich unbedeutender kleiner Tod ja nicht vor das göttliche Gericht gezerrt werden, also was habe ich mir noch zu Schulden kommen lassen?" "WIESO SOLLTE DAS NICHT AUSREICHEN FÜR EIN GÖTTLICHES GERICHT?" "Ganz einfach: das hätte Petrus auch alleine machen können. Er weiß genau so gut wie jeder andere, dass ich als Tod niemandem gehorche sondern unabhängig von allem bin. Ein göttliches Gericht könnte mich nur bei einem Verbrechen verurteilen wenn es gegen göttliche Grundgesetze verstößt die für die Toten gelten." "DU KENNST DICH DAMIT SCHEINBAR JA AUS. ABER DU HAST RECHT, DAS IST NICHT DER HAUPTGRUND WARUM DU HIER BIST. DU BIST HIER, WEIL ES DAS HUNDERTSTE MAL WAR, DASS DU GEWISSE REGELN NICHT BEACHTET HAST. UND DAMIT WIRST DU ZUSÄTZLICH ZU DEINER ARBEIT NOCH IM HIMMEL AUSHELFEN, SOLLTE DIES GEFORDERT WERDEN. UND ZWAR EGAL VON WEM. IST DAS KLAR?" John nickte. Er sah zwar nicht ein, dass er jetzt Sozialstunden leisten musste, aber das ließ sich bei Gelegenheit bestimmt noch umgehen. "Gibt es sonst noch was?" Gott schüttelte den Kopf und ließ sich gemütlich zurück in seinem Thron sinken. Petrus packte John und warf ihn wieder aus dem Himmel zurück auf die Erde. Das war ein kurzer Besuch gewesen.

Die nächsten Tage verbrachte er unspektakulär. Er hatte wie immer viel Arbeit und trank immer wenn er Zeit dafür finden konnte ein Bier in seiner Lieblings illegalen-Kneipe. Bis das Urteil des Gerichts schließlich natürlich greifen musste. John verdrehte genervt die Augen als er von einem simplen Postboten in den Himmel gerufen wurde. Also er hätte die Augen verdreht, wenn er welche gehabt hätte. So starrte sein Totenkopfschädel den Postboten nur völlig Emotionslos an. John war in gewisser Weise in seinem Stolz als Tod gekränkt. Die himmlischen Postboten waren im Prinzip nur zu zwei Dingen da: einmal damit selbst die unbedeutendsten Wesen jemanden hatten über den sie lachen konnten und zum anderen um andere Leute zu beleidigen wenn sie von den Postboten in den Himmel zitiert wurden. Und so empfand er es auch. John war beleidigt, dass man nicht wenigstens wieder Petrus geschickt hatte, der kam doch eh ständig vorbei wenn er wieder in den Augen Gottes Mist gebaut hatte. Aber nein, dieser jämmerliche Postbote holte ihn in den Himmel, und wäre dieses verfluchte Gericht nicht so pingelig gewesen nur weil er als Tod in seiner Freizeit einmal Spaß hatte, hätte John diesen Postboten mit seiner Sense in Richtung Hölle befördert. Die Hölle war ein unschöner Ort für alles was in irgendeiner Weise noch lebte, doch da er nunmal der Tod war und defakto nicht mal wirklich eine lebende Seele besaß sondern mehr ein wandelnder Toter war, empfand er persönlich die Hölle als zumindest annehmbar. Und die Leute dort waren viel entspannter als die im Himmel. Das höllische Gericht hätte ihn niemals zu sich gerufen. Das fing schon damit an, dass es überhaupt kein Gericht da unten gab. Es gab Luzi und fertig. Und außerdem waren die höllischen Bewohner inklusive ihrem Herrscher in den meisten Sachen bedeutend entspannter als die himmlischen. John stellte fest, dass seine Gedanken mal wieder abgeschwoffen waren. Und dass dieser unbedeutende Postbote immer noch vor ihm stand mit den Papieren von ganz oben die ihn eben dahin riefen. John grummelte sein Einverständnis, was beim Postboten wohl akustisch mehr ankam wie eine ernstzunehmende Morddrohung, aber das fand John alternativ auch in Ordnung. Er folgte dem Postboten, den er aus Langeweile Peter den Postboten taufte weil er nichts zu tun hatte auf dem Weg außer die Arbeit links liegen zu lassen die ihn im wahrsten Sinne des Wortes rief.
Wieder oben angekommen bekam John die nächste Frechheit ins Gesicht geschlagen: Er wurde freudestrahlend von der zweit unbedeutendsten Gattung der himmlischen, oder vermutlich eher aller Wesen empfangen. "Willkommen im Himmel! Danke nochmal, dass du mich hierher dilegiert hast vor kurzem. Erinnerst du dich noch? Ich war der mit dem Rätsel das vermutlich wichtige Informationen über Himmel und Hölle beinhaltet!" Nein, John erinnerte sich nicht im Ansatz an diese ihn jetzt schon nervende Seele die angeblich er betreut hatte. Er wusste auch nicht, welchen Anlass es geben sollte so glücklich zu sein. Sie befanden sich im Himmel und hatten beide keine Spitzenpositionen inne, außerdem sprach dieser Trottel gerade mit einem Tod. Es gab keinerlei Grund für Fröhlichkeit und die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet John diese offensichtlich fehlgeleitete Seele getroffen haben sollte war bei der Anzahl von arbeitenden Tode so verdammt gering, dass... "Na?" Der Trottel sah ihn immer noch erfreut und aufgeregt an. John hasste es, wenn er aus seinen Gedanken gerissen wurde, zudem noch von so etwas unnötigen wie auch völlig unsinnigen wie Na?. "Na was?", fragte John mit seiner durchaus bedrohlichen Stimme. "Deine stimme klingt aber lustig", amüsierte sich sein Gegenüber stattdessen darüber. John verdrehte innerlich mal wieder genervt die Augen und schwang äußerlich seine Sense vor den Augen seines womöglich nächsten Opfers. Er hatte schon zu lange keine nervende Seele zwangsgeerntet wie er es nannte. Im Prinzip hieß es, irgendwelche Wesen aus Himmel und/oder Hölle endgültig zu vernichten, dafür war seine Sense nämlich hervorragend geeignet. Für simplen schaden an Seelen hingegen taugte sie leider nicht, weswegen es bei seinen Maßnahmen hieß: ganz oder gar nicht. "Findest du sie immer noch lustig wenn du in die nicht-existenz übergehst, du Armleuchter?" Ups, da war ihm doch tatsächlich eine Beleidigung rausgerutscht. Er genoss das verdutzte Gesicht des Trottels, bis dieser unbeirrt fortfuhr: "Nunja, ich bin auf jeden Fall mit meinem Rätsel und den Informationen die es beinhalten könnte zu Gott gegangen und -" "Du bist zu Gott gegangen?", fragte John kurz irritiert. "Naja, ich wurde nicht durchgelassen, aber -" "Ich wollt schon sagen...", murmelte John. "Wenn ich jetzt ausreden dürfte?", fragte der Trottel gereizt. "Selbstverständlich", erwiderte John. Als der Trottel wieder ansetzte um weiter zu reden fiel John ihm erneut in die Rede. "Wo ist eigentlich Peter hinverschwunden?" "Wer?" "Na Peter! Peter der Postbote! Der Typ der mich hergerufen hat", erläuterte John und sah und spürte mit Genugtuung, dass der Trottel noch gereizter wurde. Dieser aber räuspert sich nur und erzählte unbeirrt weiter: "Ich bin bis zu Petrus gekommen mit meinem Anliegen und der hat mich an dich weiterdelegiert. Du sollst mir jetzt dabei helfen dieses Rätsel doch noch zu lösen", endete der Trottel wieder mit Freude auf dem Gesicht. "Das bekommst du zurück Petrus", grummelte John, konzentrierte sich jetzt allerdings erstmal auf den Problemfall Tim vor sich. Tim der Trottel. Oder noch besser: Trottel-Tim. John mochte diese Form der Kreativität besonders gern. "Also?", fragte Trottel-Tim und schaute ihn erwartungsvoll an. "Natürlich werde ich dir bei deinem Rätsel helfen. Wie lautet es denn?" "Nun, es ist kein Rätsel dieser Art... wir müssen nur die verschiedenen Puzzleteile zusammenfügen und dafür müssen wir sie erstmal bekommen." John wartete. "Kommt noch was? Vielleicht ne liste an Dingen die du haben willst?" Trottel-Tim schaute ihn freudig an. Das Grinsen würde ihm noch vergehen. "Also, wir brauchen das himmlische Schwert "Eglasia", ein paar Barthaare Gottes, eins der zwei Teufelshörner, etwas Ingwer, Orange und teebeutel." John streckte seinen Knochigen Mittelfinger in die Höhe und hielt ihn vor Trottel-Tims Gesicht. "Möchtest du vielleicht auch noch den himmlischen Thron besteigen? Wieso muss immer ich so was abbekommen... und wofür brauchst du die letzten drei dinge?" "Die letzten drei sind nur für einen leckeren Tee, aber der Rest ist wichtig für das Rätsel, nur so kann es gelöst werden und Himmel und Hölle werden -" John wunk entnervt ab. "Sag ihnen sie sollen mir etwas vernünftiges zu tun geben, such dir einen anderen Bimbo für dein dämliches Rätsel." "Aber aber..." "wiedersehen", sagte John mit zuckersüßem Hass und kehrte sich um. Er hatte ein paar entspannte Tage Urlaub verdient fand er.

Ein Tag im Leben eines Todes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt