Chapter 22

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'Don't forgive others because they deserve it, it's because you deserve freedom.'

...

Emma

Drei Tage sind vergangen, seitdem ich alles wusste. Ich wusste jedes noch so kleine Detail und es hat Luke eine ganze Nacht gebraucht, mir das zu erzählen. Vier Uhr morgens lag er heulend und schreiend in meinen Armen und mir wurde wieder klar, wie schlimm es sein musste, so einen Schmerz zu ertragen.

Ich hatte ihn gezwungen die Therapie anzufangen, die ihm helfen sollte gegen das Verlangen nach Drogen anzukämpfen, denn auf einmal mitten in der Nacht meinte er, dass er den Einzug nicht machen will. Zum Glück akzeptierte er es aber und ich konnte mich um seinen psychischen Zustand kümmern. An dem darauffolgenden Tag, nach dem er mir alles erzählt hatte, trauerte ich mit ihm. Dieser Schmerz zerfraß mich dank seinen Erzählungen schon fast. Wie musste er sich fühlen?

Ich hatte das Gefühl das uns diese drei Tage nur noch mehr zusammengebracht hatten. Ich war mir immer noch unklar über meine Gefühle zu ihm, aber ich musste es herausfinden und das konnte ich nur, wenn ich mit ihm zusammen war.

Jedenfalls machte ich mir gerade schon wieder Sorgen um ihn, da er seit heute morgen komplett anders war. Er ist zu sich nach Hause und hat sich seitdem nicht mehr gemeldet. Es war, als hätte er seine Menschlichkeit abgeschaltet, er war kalt und emotionslos. In solchen Situationen kam nicht einmal ich richtig an ihn ran, was mich dann wieder verletzte. Ich redete mir immer wieder ein, dass er es nur gut meinte, aber er überzeugt mich immer vom Gegenteil.

Das vibrieren meines Handys zog mich aus meinen Gedanken und ich schmunzelte, als ich den Namen 'The broken One' las. Luke würde ich bis zum Ende so eingespeichert lassen. Bis zu dem Ende, an dem ich ihn 'The healed One' einspeichern könnte. Innerlich hoffte ich so sehr, dass es dieses Ende geben würde und zwar für uns beide, denn ich hatte auch immer mal wieder Rückfälle.

Als ich die Nachricht jedoch las, wurde mir etwas schwindlig. Er schrieb: 'Ich werde morgen Abend wieder da sein, ich muss noch etwas erledigen, sei nicht sauer.'

'Bin ich schon längst.' Schrieb ich zurück.

Normalerweise würde man dahinter noch eine Erklärung oder sonstiges schreiben. In mir stieg aber die Wut, wie war das noch einmal mit dem Vertrauen? Er konnte nicht einfach irgendwo hingehen, ohne das ich wusste wohin. Denn ich war mir sicher was er vor hatte, er wollte seine Rache fortsetzen. Der letzte Mord hat ihn so aus der Bahn geworfen, er würde das niemals alleine schaffen. Bis jetzt schaffte er die Morde zwar auch alleine, aber man hat ja gesehen wie das ausging. Allein bei der Vorstellung wurde mir schon wieder schwindlig, wie der zerbrochene Luke vor seinem Spiegel stand und den Sinn des Lebens hinterfragte. Während seine Klinge und die Drogen sein ständiger Begleiter waren.

Mittlerweile verstand ich ihn jedoch total. All seine Morde hatten Gründe, welche sogar einem außenstehenden nahe kommen würden und die Leute die seiner Schwester das angetan haben, hatten es nicht anders verdient. Die Menschheit war so krank. Wie kommt man auf die Idee so etwas einer Familie an zu tun?

Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Er bereitete sich mental auf den nächsten Mord vor und konnte keinerlei Schmerz zulassen. Innerlich schrie ich und merkte erst jetzt, dass mir eine Träne über die Wange lief. Wie konnte ich mir darüber klar werden was ich für ihn empfand, wenn er mich andauernd enttäuschte?

Das schlimmste war, dass er keine Kontrolle über sich hatte und ich wusste verdammt noch mal nicht wo er war. Fast wie in einem Rausch schnappte ich mir meine Sachen und fuhr so schnell wie es ging zu seiner Wohnung. Aus meiner Hosentasche holte ich den Schlüssel seiner Wohnung hervor, den er mir vor zwei Tagen gegeben hatte. Für einen Notfall meinte er, aber das ich ihn jetzt für diesen Zweck benutzte, musste er ja nicht wissen. Irgendwo in seiner Wohnung musste ein Plan sein oder zumindest etwas, dass mich über sein Vorhaben aufklärte.

Auf dem Tisch lag ein weißer Brief mit der Aufschrift ‚Emma'. Wie ich so etwas hasste. Ich zitterte, denn dass letzte mal, als ich so etwas in die Hände bekam, erfuhr ich die Gründe warum sich meine Cousine das Leben genommen hatte. Zögernd öffnete ich ihn und las:

'Wehe du dachtest, dass das hier ein Abschiedsbrief wäre. Nicht ohne mich gerächt zu haben, glaub mir. Ich denke du bist sauer, wenn du das hier liest, aber ich wollte dich nicht in Gefahr bringen, denn in der Gegend wo ich mich aufhalten werde, wimmelt es nur so von Betrügern. Du hast wahrscheinlich dank mir schon ein Messer im Rücken gehabt, das reicht. Ich bin morgen Abend daheim, bitte warte.

P.S. Ich hab dir doch ausdrücklich gesagt, dass du diesen Schlüssel nur in Notfällen nehmen sollst.

Ich weinte gerade schon wieder und musste gleichzeitig wegen seines letzten Satzes lächeln. Er war so schlau, er wusste das ich hier her kommen würde, deshalb schrieb er den Brief. Wie konnte er meine Gedankengänge vor mir kennen, obwohl ich sie noch nicht einmal gedacht hatte? Verwirrend.

Jedenfalls wurde ich dann nach kurzer Zeit auch schon wieder sauer und mir fiel ein, warum ich nochmal hergekommen war. Ich war ich und das hatte er noch nicht geändert.

Ich ging zu seinen Schränken und versuchte verzweifelt etwas zu finden, was mich zu ihm führen würde. Er hatte wahrscheinlich auch gewusst, dass ich suchen würde, weshalb er nichts hinterließ außer den Brief. Irgendwo musste er einen Fehler gemacht haben.

Ich sah einen Mülleimer in der Ecke und sofort drehte ich ihn um und schüttete alles auf den Tisch. Zum Glück fiel nur Papier heraus und komischerweise, was eher untypisch für ihn war, fand ich Buchungsbestätigungen von Flügen. Wie auffällig dachte ich mir, aber wahrscheinlich war er in Eile. Die Buchungsbestätigung hatte er ausgedruckt, weshalb er es am Laptop gebucht haben musste. Dann würde ich vielleicht auf seinem Laptop im Verlauf etwas finden.

Auf dem Sofatisch sah ich den Laptop und klappte ihn auf. Leider war er mit einem Passwort verschlüsselt. Ich musste das schaffen, was würde Luke als Passwort nehmen? Ich tippte alle Namen ein, alle möglichen Zahlenkombinationen, Geburtstage aber nichts davon stimmte. Gerade hatte ich den Namen seiner Schwester eingetippt, aber auch dieser war falsch. Ich überlegte verzweifelt, jedoch fiel mir noch ein Name ein. Vielleicht könnte es ja sogar stimmen.

Zögernd tippte ich das Wort ‚Bella' ein. Einige Sekunden später war ich tatsächlich drin und hielt kurz inne. Das war der Name, den ich immer zum Reisen nahm und auch der Name mit dem ich mich Luke vorgestellt hatte. Wow, dass hatte ich wirklich nicht erwartet. Kurz fühlte ich mich sogar schlecht, dass ich gerade so in seinen Sachen herumschnüffelte, aber dem Gedanken schon ich beiseite, da ich einfach nur ihn finden wollte.

Ich öffnete den Safari und fand ziemlich viele geöffnete Taps, er musste wirklich in Eile gewesen sein.

Nach einer ganzen Stunde suchen fand ich endlich alles was ich brauchte. Er ist nach London geflogen, ich hatte die Adresse von dem Hotel, eine Adresse von einem gewissen 'André Landon' und ich wusste, dass er frühestens in den Flieger von vor zwei Stunden eingestiegen war.

Ich fuhr in Rekordgeschwindigkeit zu mir nach Hause, packte die wichtigsten Dinge ein und als ich am Flughafen ankam, buchte ich im Reisebüro ein last Minute Ticket, was wirklich sehr teuer war, aber das Geld hatte ich zum Glück.

Jetzt müsste ich noch eine Stunde auf meinen Flug warten und ich hoffte so sehr, dass es noch nicht zu spät war.

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Ich sollte mich definitiv schämen... Naja hier gibts dann mal seid einer Woche endlich ein neues Kapitel. I'm sorry.

Squirled Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt