3. Ein schwerer Abschied

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"H-hallo?", kam es nicht viel später und noch völlig verschlafen von der anderen Seite der Leitung."Ich muss mit dir reden, hast du Zeit?""Hmm... Ja klar, schieß los.""Naja... Das ist einer dieser Sachen, die man nicht am Telefon bespricht." Klaus zögerte mit seiner Antwort." Ouh, sowas? Alles klar. Bin in 20 Minuten da."
Ich wartete also die Zeit sehr angespannt ab. Mein Blick ständig auf die Uhr gerichtet, stand ich im Wohnzimmer und konnte es kaum erwarten, bis er bei mir war. Nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte ich das erlösende Geräusch der Haustür. Sofort rannte ich zur Tür und öffnete sie mit einem gewaltigem Ruck."Also, was ist..."" Komm rein.", unterbrach ich ihn, obwohl ich wusste, dass das nicht gerade die freundlichste Art war."Ist schon gut.", entgegnete er mit einer abwehrenden Geste. Er ging ins Wohnzimmer rüber, während ich die Tür schloss. Ich ging ihm anschließend hinterher und setzte mich in den einzelnenden Sessel, der schräg neben dem Sofa stand, aufdem Klaus sich setzte. Meine Hände ineinander gefaltet, fing ich an zu reden."Also, ich fasse es mal zusammen. Du hast doch sicher heute in den Nachrichten von dieser seltsamen Leiche gehört, oder?""J-ja, ich hab mich echt gewundert darüber. Hat es etwa damit zutun? Warst du das etwa?" Erst war ich geschockt. Dann etwas verletzt. Traut er mir wirklich sowas zu?"Nein, nein! Aber ich weiß, wer es war. Oder eher, WAS es war." Das 'was' betonte ich fast schon angeekelt."War er denn sowie du? Aber wie hätte das funktionieren können? Müsste er denn nicht auch gegen Sonnenlicht allergisch sein? Hatte er denn etwa Hilfe?" Ich musste diesen Hagel an Fragen stoppen."Stopp! Ganz ruhig. Ja, er war sowie ich. Und ja, er hatte Hilfe, denn er hat einen Weg gefunden, diese 'Allergie' ", das Wort 'Allergie' setzte ich mit meinen Fingern in Satzstriche, " loszuwerden. Er hat mir angeboten, mir auch dabei zu helfen,..."" Das ist ja super! Aber... Warum dann so schlecht drauf?" Ich zögerte, um die richtigen Worte zu finden."Naja... Als Gegenleistung soll ich mich von allen Menschen abwenden... Auch von dir, deswegen bis du hier."
Lange Zeit war es sehr still, bis er endlich etwas sagte." Um dich von mir zu verabschieden?""Ich hab' mich noch nicht entschieden. Ich habe dich hier hergeholt um dich zu fragen, was du davon hältst." Ich sah in seinen Augen, dass er innerlich an seine Grenzen ging." Natürlich würde ich als dein Kumpel sagen, dass du bei mir bleiben sollst, aber andererseits bin ich ja auch als unterwegs und dich einzusperren wie ein Rauptier fänd' ich auch nicht so toll..." Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach." Na gut. Als noch halbwegs vernünftiger Mensch rate ich dir, dich mit Leuten zu treffen und mit ihnen zu leben, die mehr davon wissen was du bist und dir vielleicht eher helfen können, wie ich." Er versuchte immernoch so zu tun, als würde er nicht gleich anfangen zu weinen. Ich setzte mich zu ihm auf das Sofa, und umarmte ihn." Danke", sagte ich mehr in sein leicht durch meine Tränen nasses T-Shirt als zu ihm, aber er hörte es trotzdem." Kein Problem. Ich weiß, du würdest doch das gleiche für mich tun."

Wir entschieden uns, denn letzten Tag zusammen zu verbringen, bevor ich wohl für immer weg seien würde. Der Tag war viel zu kurz, um genug Erinnerungen zu schaffen, damit wir uns nicht gleich wieder vermissen würden. Ich war es zwar gewohnt, über Monate von ihm getrennt zu sein, aber für immer war etwas völlig anderes. Es war nicht nur so, als würde man sich von einem guten und langen, besten Freund verabschieden. Er war für mich viel mehr. Nach dem Autounfall mit meinen Eltern war er auch sowas wie mein großer Bruder geworden.
Als ich um fast Mitternacht noch ein paar Klamotten in meinen Rucksack packte, lehnte er sich in den Türrahmen meines Schlafzimmers und schaute mir dabei zu." Bist du fertig?", fragte er, als würde er versuchen wollen, das ich noch bleibe."Ja, fast. Ich brauche noch ein paar Pullis, aber sonst habe ich alles."
Ich warf mir den Rucksack auf den Rücken, als ich alles fertig gepackt hatte und ihn zubekam. Langsam ging ich in seine Richtung." Und du findest das wirklich in Ordnung? Noch kann ich hier bleiben." Er wuschelte mit seiner Hand durch meine Haare und musste grinsen." Mach dir keinen Kopf um mich. Ich komme schon klar. Lass dich nicht von denen herumschupsen, ok? Und mach nicht unnötigen Ärger."" Mach ich schon nicht. Ich werde dafür sorgen, dass wir uns noch ab und zu sehen, alles klar? Du kannst mich auch jederzeit anrufen." Ebenfalls." Er schaute auf die Uhr, die hinter mir auf meinem Nachttisch stand." Beeil dich lieber, bei solchen Angelegenheiten kommt man lieber nicht zu spät.""Nagut." Ich ging mit ihm langsam zur Haustür." Leb wohl, mein kleiner Bruder, den ich nie hatte." Ich umarmte ihn zum Abschied." 'Leb wohl' klingt nicht richtig. Wir sehen uns bestimmt noch. Warte ab!"" Mach ich, aber bitte bevor ich alt und grau bin, verstanden?" Wir beide mussten lachen. Doch ich hörte auch schnell wieder auf, weil ich Angst hatte, das ich weinen könnte. " Verstanden. Auf Wiedersehen, großer Bruder, den ich nie hatte."" Auf Wiedersehen, Manuel."
Ich winkte ihm noch bis zur Straße zu, wie ein kleines Kind, bevor ich mit Tempo zur Kapelle rannte.

Traurig, aber schön, oder? Selbst beim schreiben kamen mir fast die Tränen😢. Mögt ihr emotionale Abschiede? Oder findet ihr sowas zu kitschig? Eure Reaktion und Meinung ist gerne in den Kommis gesehen!👇

Vampire Club - Das Leben hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt