01. Praios 999

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In einem harten Strohbett zu schlafen ist selten bequem und nur wenige können direkt einschlafen.

Der fünf jährige Pettar hingegen konnte gar nicht schlafen. Zu groß war seine Vorfreude auf diesen Tag. Nicht etwa, weil er Geburtstag hatte, oder sie endlich aus der Gegend ausziehen würden. Allein im letzten Götternamen gab es in seiner Gegend sieben Morde. Obwohl der Name Sonnengrund ein schön klingender Name ist, ist es jedoch ein schäbiges Viertel in Gareth.

Voller Elan rannte Pettar zu den Holzverschlägen, welche als provisorische Fenster dienen und schlug sie auf. Es war der erste Praios im Jahre 999 der anbrach und die Praiosscheibe schien für Pettar noch nie so hell gewesen zu sein.

Er atmete einmal kräftig ein, stoppte jedoch unmittelbar, als ihm der Geruch von Pisse, Erbrochenem und Kadavern in die Nase kam. Die Namenlosen Tage, haben den Geruch bedauerlicherweise nicht wegspülen können.

Schnell drehte er sich um und rannte zum Bett von Makas, seinem älteren Bruder:

„Makas, Makas wach auf! Praios ist da. Schnell bevor wir Mama und Papa helfen müssen."

Makas streckte sich. Er war zwar nicht nur drei Jahre älter, Makas war ebenfalls über einen Kopf größer als Pettar:

„Was ist mit Mama und Papa, sollten wir sie nicht wenigstens Wecken." Gähnte Makas, ihm entgegen. Eine warme wohlklingende Stimme drang in Pettars Ohren:

„Mama und ich sind schon wach, seid aber zeitig zurück, Frau Roggenfeldt erwartet uns zeitig." Sprach Ewalt, der Vater von Makas und Pettar.

Pettar mochte Frau Roggenfeldt nicht. Eine viel zu dicke Frau, die seine Familie für einen Hungerlohn ihre Stände aufstellen ließ. Sie besitzt am Markt insgesammt sechs. Zusätzlich zur Familie Stippen hat Jule Roggenfeldt noch fünf Verkäufer, die sich etwas glücklicher schätzen können. Denn sie bekamen viel mehr. Pettar wusste nicht wie viel, dafür konnte er damals nicht so gut rechnen. Er wusste aber, dass die Händler mehr bekamen, weil sein Vater hin und wieder als Aushilfe arbeitete, wenn einer der Anderen krank wurde:

„Vielleicht haben wir ja Glück und Frau Roggenfeldt wurde von dem Namenlosen getötet." Scherzte sein Bruder, Pettar begang sofort herzhaft zu lachen:

„Makas!" Ihre Mutter meldete sich zu Wort:

„Ohne Frau Roggenfeldt, könnten wir nicht überleben, geschweige hier wohnen!"

„Ach Zafira Schatz. Lass sie doch. Solang die beiden solche Witze nicht in ihrer Gegenwart machen." Ewalt lächelte seine Frau an, sie schauten sich kurz an und Zafira musste auch lächeln und wandte sich wieder ihren Söhnen zu:

„Passt aber auf euch auf."

Pettar und Makas jubelten und rannten raus auf die Gasse. Es war angenehm warm, genau die richtige Temperatur, eine leichte Brise streifte ihre Haut. Im Augenwinkel nahm Pettar etwas war. Er lief langsam in die kleine Ecke der Gasse. Es glitzerte in der Morgensonne. Als Pettar näher trat erkannte er was es war. Ein Straßendieb lag reglos in der Ecke. An sein Gesicht erinnerte er sich vage. Er lungerte auf dem Marktplatz herum und stahl hin und wieder Sachen von Händlern, die neu auf dem Platz waren. Der Gegnstand der glitzerte war die Klinge seines Dolches. Pettar kniete sich nieder um nach dem Dolch zu greifen, blickte den leblosen Körper des Diebes an und zog ihm den Dolch aus seiner Hand:

„Was hast du da?" Makas stand hinter ihm. In Pettars kleinen Händen wirkte der Dolch wie ein Schwert.

„Ui lass mal sehen!" sein Bruder griff nach dem Dolch, doch Pettar zog ihn zurück:
„Nein, den habe ich gefunden. Damit kann ich Mama und Papa beschützen." Pettars Augen funkelten bei der Vorstellung, seine Eltern aus einer Notlage zu retten. Wie zwei große Männer sie bedrohen und er beide mit dem Dolch töten würde:

Pettar Stippen / G7Where stories live. Discover now