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Kapitel drei

Harrys Augen waren verklebt und verkrustet vom vielen Weinen. Es war nicht schlimm, dass er sie nicht gleich öffnen konnte, aber das Gefühl dieses Dreckigseins, das störte ihn. Er mochte es nicht, sich so schmutzig zu fühlen. Seinen Augen füllten sich mit Tränen, als er an die Hände seines Lehrers dachte, die sich auf seine Brust legten. Wimmernd drückte er sich tiefer in die Matratze, zog die Luft ein und hielt still, bis er die Stimme seines besten Freundes hörte, atmete er auf. Realisierte die Situation und entspannte sich ein wenig, trotzdem beunruhigte ihn der Fakt, dass er nicht genau wahr nahm, was sein Freund ihm sagte. Nur die Stimme, diese angenehme Stimmlage, die zeigte ihm, dass er keine Angst haben musste. Niall war einer dieser Menschen, vor denen er sich nie fürchten musste. Er musste keine Angst vor dem Blonden haben, denn seine blauen Augen zeigten etwas, dass Harry immer entspannte, dass Harry sich immer geliebt fühlte, egal was passierte. Egal was kam, Niall stand ihm immer bei. Ein paar Minuten später schloss sich eine weiche Hand um Harrys kleine, rechte Hand. Es war die, die er sich einmal geprellt hatte, aber nun war alles wieder gut. Harry konnte sie wieder bewegen ohne Schmerzen zu haben. Und das war wichtig, denn der kleine Braunhaarige konnte in der Zeit kein Buch lesen und zu diesem Zeitpunkt war er wieder dabei, sein liebstes zu lesen.

Eine rauchige, gedämpfte Stimme ließ ihn zusammenzucken und der Druck um seine Hand verstärkte sich ein wenig. Niall gab ihm Halt und legte seine zweite Hand an die rote, heiße Wange seines besten Freundes.

Niall machte sich Sorgen, denn er erkannte seinen kleinen Harry nicht mehr. Er hatte nicht mehr diesen lächelnden, glücklichen Lockenkopf, sondern einen erschöpften, ängstlichen Jungen vor sich, der bei jeder Kleinigkeit, die Krach oder Streit beinhalteten, jede Reißleine zog und das Weite suchte so schnell er konnte. Normalerweise war Harry abenteuerlustig – wenn er nicht gerade bei seiner Mutter oder in der Schule saß – und unternahm viel mit Niall. Einmal waren sie in eine alte Kirche eingebrochen und waren Stunden später geflohen, weil sie dachten, dass sie die Ruhe irgendwelcher Geister gestört hatten und nun mit Flüchen belegt werden, wenn sie nicht sofort abhauten. Vielleicht war an der Sache irgendwas dran, aber dieses Ereignis war schon mindestens drei Jahre her – als Niall vierzehn und Harry dreizehn war.

Niall strich gerade seinem Freund die Tränen aus dem Gesicht und reinigte seine verkrusteten Augen mit einem feuchten Tuch, als die Mutter des Jungen ins Zimmer stürzte und sich weinend neben ihrem Sohn nieder ließ. Schnell griff sie mit ihren zitternden Fingern nach der Hand von Harry und durch diese Geste öffnete dieser seine Augen, noch müde, aber es war wichtig für den Kleinen, dass er seine Mutter sah.

Er wusste, dass sie da war, er hatte sie reden hören, mit dieser rauchigen Stimme, die ihm so bekannt vor kam. War vielleicht sein Vater auch hier?

„Oh, mein Liebling, was machst du nur immer für Sachen?", weinte sie und der kleine Harry konnte nicht anders, als die Hand aus Nialls zu nehmen und seiner Mama die Tränen weg zu wischen. Sie sollte sich keine Sorgen um ihn machen, schon gar nicht wegen ihm weinen. Und deshalb setzte er sich auf, lehnte sich an das Bettgestell, ehe sein blonder Freund ihm die Decke fast bis zum Kinn zog und ihm ein Kissen hinter den Kopf legte, damit er es ja bequem hatte. Harry wusste nicht so recht was er machen musste, deshalb legte er ihr eine Hand auf die Schulter und murmelte mit kratziger Stimme, dass es ihm gut ging, dass er nur viel zu wenig getrunken hatte und es hier doch viel zu warm gewesen war. Er entschuldigte sich, doch sie schüttelte nur ihren Kopf und nahm ihren Sohn vorsichtig in den Arm.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, eher bei Niall und seinem Cousin bedanken, die dir geholfen haben. Es tut mir so leid, dass ich nichts gesagt habe, als du ohne Flasche aus dem Haus bist, Liebling. Und es tut mir leid, dass ich dir in letzter Zeit nichts zu essen-" Hustend unterbrach der Junge seine Mutter. Er wollte nicht, dass sich nun auch noch Niall Sorgen machte, denn dieser dachte, dass Harry in der Früh aß und mittags von seiner Mutter bekocht wurde und deshalb nichts mit in die Schule nahm, noch sich etwas kaufte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 14, 2017 ⏰

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Letters to Love | LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt