Kopfschmerzen

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04. September 1971

An diesem Morgen wurde Remus mal nicht von lärmenden Jungen oder lautem Schnarchen geweckt, sondern von dem Sonnenlicht, das durch eines der geöffneten Fenster in das Zimmer schien. Es blendete ihn und seine Augen brannten. Knurrend presste er sich sein Kissen vor das Gesicht, aber er konnte einfach nicht mehr einschlafen. Dabei hätte er ein bisschen mehr Schlaf für heute Nacht gut gebrauchen können.

Professor McGonagall hatte ihn gestern nach dem Frühstück in ihr Büro gerufen und ihm alles erklärt. Das Büro an sich war ein halbkreisförmiger Raum, an dessen geraden Wänden hohe Bücherregale standen. Alles war ziemlich ordentlich und sauber. Die Lehrerin schien wohl auch in ihren eigenen vier Wänden auf Perfektion sehr viel Wert zu legen.

Mit einem ernsten, aber nicht unfreundlichen Blick hatte sie ihn gebeten sich auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch niederzulassen und ihm sogar von den Keksen angeboten. Aber er hatte sich nicht getraut einen zu nehmen, bestimmt wären ihm Krümel runtergefallen und er wollte eigentlich auch nichts essen. Schon bei dem Frühstück hatte er kaum etwas runter bekommen und dafür besorgte Blicke von den anderen geerntet.

Besonders Peter hatte ihn nach einer Bemerkung von Birdy nicht mehr aus den Augen gelassen und gar nicht bemerkt, wie ihm die Milch von seinem Löffel über das Kinn getropft war, während er sein Müsli aß. Erst als sich ein älterer Schüler räusperte und ihn darauf aufmerksam machte, bemerkte Peter sein Missgeschick und sein Kopf nahm eine Farbe an, die der Gryffindor Flagge alle Ehre gemacht hätte. Er war dann sofort aufgesprungen und hatte fluchtartig und unter großem Gelächter die große Halle verlassen. Und noch bevor Remus die anderen irgendwie stoppen, geschweige denn ihm folgen konnte, war auch schon McGonagall an ihrem Tisch erschienen.

Und nun saß er hier auf diesem Stuhl, betrachtete die Holzmaserung des Schreibtisches und wippte mit den Füßen, die den Boden gerade mal mit den Zehenspitzen berührten, auf und ab.

Die Professorin hatte sich ihre eckige Lesebrille aufgesetzt, dann einen Bogen Pergament aus der Schublade geholt und sich dann seiner „Krankheit“, gewidmet, wie sie es nannte. Sachlich, ohne jegliche Spur von Emotionen war sie ihre Liste durchgegangen. Irgendwie erinnerte sie ihn an seinen Vater.

Er nannte es auch immer „Krankheit“. Der Begriff gefiel Remus gar nicht. Sein Vater sprach es immer so aus, als wäre es eine hochansteckende und tödliche Krankheit. In gewisser weise war es ja auch ansteckend, aber dagegen taten sie ja etwas. Bei McGonagall klang es lediglich wie eine Erkältung, gegen die sie etwas taten. Schon wieder eine Eigenschaft, die sie ihm noch sympathischer machte und die Situation irgendwie entspannte.

Er hörte auf mit den Füßen zu wippen und sah nun seiner Lehrerin ins Gesicht. Während sie ihm alles erklärte verlor sie dieses Nicht-ganz-aber-doch-irgendwie-Lächeln nie. Zum Schluss fragte sie ihn, ob er sich noch irgendetwas davon notieren wolle und wies ihn an, mit niemandem darüber zu sprechen. Es gefährde den Ruf der Schule, wenn davon etwas an die Öffentlichkeit käme. Noch nie zuvor hatte man so etwas ausprobiert und zu viel Aufmerksamkeit täte dem Versuch nicht gut.

Remus war damit einverstanden. Er wollte sowieso nicht, dass jemand anderes von seinem Problem mitbekam. Die anderen kamen gerade einigermaßen mit ihm klar, er wollte nicht sofort als der, mit der Krankheit gelten. Das hier sollte sein Neuanfang sein und wenn er die Krankheit nicht wirklich loswurde, müsse er eben wenigstens so tun als ob.

Trotzdem machte sich etwas in seinem Hinterkopf bemerkbar, als er es McGonagall versicherte. War das etwa schlechtes Gewissen? Remus hatte den Gedanken beiseite geschoben, weil er in diesem Moment entlassen worden war. Nun aber, in seinem Bett liegend, kam das schlechte Gewissen wieder hoch. Er fühlte sich schuldig, wollte die anderen, die so nett zu ihm waren nicht belügen. Aber es ging nicht anders.

Being kind of... furry (Harry Potter FF undso)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt