Sonntag, 19. Juli

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Ratternd fuhr der Zug in den Bahnhof ein. Während sich die Türen quietschend öffneten, zog ich meinen Koffer schnell zu meinem Wagon, vor dem sich schon einige andere Leute in einer Schlange angestellt hatten. Ich wartete geduldig, bis ich an der Reihe war und schob meinen Koffer durch den engen Gang zu dem Platz, den meine Eltern uns reserviert hatten. Meine beste Freundin blickte gerade gelangweilt aus dem Fenster, sprang dann aber fröhlich auf und fiel mir um den Hals.
"Da bist du ja endlich!" Quietschte ich und sie zog mich an meinem Arm zu unserem Tisch.
"Du musstest doch nur zwei Hatestellen warten." Erwiderte sie lachend. Rumpelnd setzte sich der Zug in Bewegung. Meine Eltern hatte mir und einer Begleitung meiner Wahl (es durfte nur niemand männliches sein - es war also nicht ganz meine Wahl) einen Urlaub für vier Wochen geschenkt. Klar, dass ich mich für mein Claralein entschied. Diese hüpfte gerade wie ein Flummi auf ihrem Sitz herum.
"Guck mal" hüpf "hier!" hüpf "ich "hüpf "hab ein" hüpf "Prospekt von de-"
Sanft drückte ich sie an der Schulter runter.
"Kannst du bitte aufhören, die ganze Zeit auf und ab zu hüpfen? Ich weiß, ich freu mich auch, aber musst du des-"
Jetzt unterbrach sie mich.
"Wir haben einen Pool, ein eigenes kleines Haus und gleich neben umserem Camp gibt es einen See, auf dem surfen angeboten wird!" Quitschte sie.
"Oh mein Gott!" Jetzt hüpften wir beide herum. Bis, ja bis uns die zwei Jungs auf dem Platz uns gegenüber auffielen, die uns schon schräg anschauten. Peinlich berührt senkte Clara den Blick und musste verwirrt blinzeln, als dir Jungs anfingen zu lachen.
"Bis wohin fahrt ihr?" Fragte der Blonde, als er sich wieder einkriegte [??] und aufhörte zu grinsen.
"Bis nach Brainslow. Zu den Ferienhäusern von Highmoon Creek." Antwortete Clara verlegen.
"Ohh. Wie cool!" Der Braunhaarige lachte immernoch. Idiot!
Ich war eher wütend als peinlich berührt. "Was ist denn daran so lustig?" Fauchte ich.
"He!" Machte der Blonde erstaunt. "Wie bist du denn drauf?"
"Wie sollte ich denn drauf sein?!" Knurrte ich.
Blondi wollte noch was sagen, wurde aber von Clara und dem anderen Jungen unterbrochen. Dieses Mal lachten sie. Und dieses Mal schauten wir den braunhaarigen Typ und Clara komisch an. Die Leute vor uns drehten sich in ihren Sitzten um, sahen sie an und schüttelten die Köpfe. Sie hörten erst auf, als sich ein Zocker die Kopfhörer von den Ohren nahm und uns anbrüllte, dass sie gefälligst still sein sollen.
Clara und der Junge saßen danach still auf unseren Plätzen, aber ich stand auf und legte los.
"Was erlauben Sie sich eigentlich? Seit wann ist denn bitte lachen verboten?! Außerdem, was geht Sie das an? Sie haben doch die ganze Zeit ihre Kopfhörer auf und ihre Musik ist so laut, dass man sie sogar bis hierher hören kann! Jetzt halten sie aber mal die Luft an! Und mal ganz nebenbei, Rap ist schon wieder out!" Nachdem ich das mit ohrenbetäubender Lautstärke durch den Zug gebrüllt hatte, setzte ich mich hin und fragte:
"Leute, wo waren wir grade?"
Clara antwortete mir nicht, sondern fiel mir um den Hals.
"Danke! Du bist die Beste!"
"Kein Problem! Für dich doch immer. Wie heißt ihr eigentlich?"
Wandte ich sich an die Jungs, die uns wie Aliens anstarrten.
"Ich bin Harry und das ist Joey. Und ihr?" Antwortete der Blonde - Pardon - Harry.
"Ich bin Clara." - " ich bin Lily." Waren unsere Antworten.
Nach guten zehn Minuten, im denen Clara mit den Jungs diskutierte, fielen mir die Augen zu. ( Ich glaub, es ging um deutsche Grammatik, aber das passt nicht zu Clara. Eigentlich ist sie super lustig drauf und für jede blöde Aktion zu haben, nur manchmal ist sie ein bisschen schüchtern )

"... ainslow. Zum Anhalten bitte Haltewunschtaste drücken." Riss mich die nervtötende Stimme der Zugbegleiterin aus dem Schlaf. Das, und dass stätige Rütteln an meinem Arm.
" He! Lily!" Flüsterte Clara sanft.
"Wir müssen aussteigen. Wir sind da."
" Wir sind da...geh schon mal vor... ich komm dann na- WAS?! OH MEIN GOTT! WIR SIND DA!" Schnell packte ich den Griff meines Koffers und stand auf. "Ich bin soweit."
Wieder quietschend glitten die Türen beiseite ( Man, die müssten echt mal wieder geölt werden!) und wir stolperten auf den menschenleeren Bahnsteig.
"Komm schon! Auf uns warten vier Wochen Spaß, surfen und faulenzen! " Rief Clara von weiter vorn. Sie war schon voraus gelaufen um die Bustickets zu holen.
Wenig später rollte der fette, bunt mit 'Hybrid' bedruckte Bus zu dem kleinen Bahnhof vor dem wir standen. Ich hievte meinen Koffer die Stufen bis zu dem miesgelaunten Fahrer hoch und lächelte gequält. Clara hatte schon die Fahrkarte gezeigt und ließ sich auf den Platz ganz hinten in der Mitte fallen.
"Was ist denn jetzt eigentlich mit dir und den Jungs aus dem Zug?" Fragte ich, als ich bei ihr ankam.
"Och... nüscht. Sie haben mir ihre Nummer gegeben und das wars. Ich hätte aber weibliche Unterstützung gebrauchen können. " sagte sie vorwurfsvoll. "Aber nein, du musstest ja einschlafen!" Gespielt beleidigt drehte sie sich weg.
"Ach komm, hör schon auf damit! Ich weiß, dass du gut schauspielern kannst, aber lass das bitte nicht an mir aus." Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und drehte sie zu mir.
"Okay, okay. Ist ja schon gut. Ich hör auf."
Ich schaue während der Fahrt die ganze Zeit aus dem Fenster und beobachte die Zweige, die sich durch die Fahrgeschwindigkeit in eine grün-braune Masse verwandeln - mit ab und zu ein bisschen blau von den kleinen Flüssen. Clara neben mir studiert zum hundertsten Mal die Karte kommt dann zu dem Schluss, dass wir vor vier Haltestellen hätten aussteigen müssen. Also drücken wir auf den roten Halteknopf und stehen kurz später planlos vor dem Schild mit der Fahrplanauskunft. Der nächste Bus zurück fährt in anderthalb Stunden. Na toll! Also laufen wir in die entgegengesetzte Richtung vom Bus, werden von drei Autos nassgespritzt (die fahren alle so bescheuert durch die Pfützen, dass die jede noch so kleine erwischen und damit Leute einsauen können!) und sehen kurz vor der vierten Haltestelle den Bus in unsere Richtung an uns vorbei fahren. Mist!

Nass und durchgefroren kommen wir bei unserem Ferienhaus an und schließen auf (der Schlüssel lag unter der Fußmatte) ich ziehe mir nur noch die Schuhe und die dreckigen Sachen aus und falle geschafft in mein Bett.

XOXO Kathi

Shit happensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt