Das etwas andere Tagebuch!

1.August

Fragst du dich auch manchmal, ob Personen aus deiner Vergangenheit noch an dich denken?

Es ist bald ein Jahr her.
Vor einem Jahr habe ich sie getroffen. Damals die wichtigste Person in meinem bescheiden Leben.
Heute eine Person, die ich nie wieder sehen will.
Ich habe sie geliebt.
Innig und aufrichtig.
So sehr wie noch nie jemanden zu vor.
Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass ich auch nie wieder jemanden so lieben kann.
Nein, nicht mal Bubi liebe ich so, werde ich auch nie können.
Gegen die erste große Liebe kommt keiner an, stimmt's?

Sie hat mich verletzt.
So sehr verletzt.

Die ersten Monate waren super, ich habe mich verliebt.
Sie hat mir gesagt, sie würde mich lieben.
So wie ich bin, habe ich dann erstmal gesagt, ich bräuchte Zeit.
Dann sagte ich ihr, dass ich sie auch liebe.
Auch danach gab es ein paar schöne Momente.
Wir haben gelacht und Spaß gehabt.
Ich habe mich aufgeopfert für sie.
Lebte nicht mehr für mich, sondern für sie.

Sie hat mich verletzt.
So sehr verletzt.

Irgendwann wies sie mich immer mehr ab.
Es tat so weh.
Dann fiel mir auf, dass ich nur ganz wenige Fotos von ihrem Gesicht kannte.
Ein gemeinsamer Freund nannte sie anders.
Ich würde mit der Zeit misstrauisch.
Sprach sie darauf an.
Sie sagte mir die Wahrheit.
Ihr Name war nicht ihr Name.
Ihr Alter nicht ihr Alter.
Ich verzieh ihr.
Meinte, es wäre halb so schlimm.

Sie hat mich verletzt.
So sehr verletzt.

Im August letztes Jahr, haben wir uns getroffen.
Ich bin vier Stunden zu ihr gefahren.
Vier Stunden.
Wartete am Bahnhof.
Hatte Angst, sie würde nicht kommen.
Sah sie.
Gott, ich war so nervös.
So unendlich nervös.
Mein Herz klopfte wie verrückt, mein Atem stockte.
Man kann sich nicht vorstellen wie nervös ich war.
Sie kam auf mich zu.
Ich musste mich selbst ans Atmen erinnern, da ich Angst hatte es zu vergessen.

Sie hat mich verletzt.
So sehr verletzt.

Wir verbrachten den Tag draußen.
Im Park.
Da war irgendeine Konvention.
Über Starwars.
Ich weiß noch alles so genau.
Wir hatten uns in den Schatten gesetzt.
Unter einen Baum.
Auf ihrer Jacke krabbelten Ameisen.
Sie war die ganze Zeit am Handy.
Schrieb mit einem anderen Mädchen.
Ein Mädchen, welches was von ihr wollte.
Ich weinte, als ich gehen musste.
Habe sie noch zum Zug gebracht.
Habe sie umarmt.
Ich weiß noch, wie sie über meinen Rücken streichelte.
Sie stieg in die Bahn.
Ich ging zum Bus.

Sie hat mich verletzt.
So sehr verletzt.

Nach diesem Treffen ging alles bergab.
Sie meldete sich länger nicht.
Mal nur ein paar Tage.
Mal ne Woche.
Oder zwei.
Nichts.

Sie hat mich verletzt.
So sehr verletzt.

Im Oktober dann schrieb sie mir.
Sie könnte den Kontakt nicht mehr ertragen.
Sie war weg.
Ich war so zerstört.
So unendlich kaputt.
Stellt euch vor, ihr seid hoffnungslos verliebt, habt euer Leben nur einer Person geschenkt, habt nur an ihr Wohl gedacht.
Und dann will sie nichts mehr von euch wissen.

Sie hat mich verletzt.
So sehr verletzt.

Ich lernte neue Leute kenne.
Sie halfen mir.
Waren für mich da.

Sie halfen mir.
Halfen mir so sehr.

Im November schrieb sie mir, sie will noch eine Chance.
Mein Leben wieder auf den Kopf gestellt.
Sie schafft es immer wieder.
So viel erinnert mich so oft an sie.
Und dann spüre ich diese Enttäuschung wieder.
So auch jetzt.

Sie hat mich verletzt.
So sehr verletzt.

In drei Tagen hat sie Geburtstag.
In vier wäre unserer Tag.
Ich rede mir ein, ich hätte mit ihr abgeschlossen.
Voll und ganz.
Aber ich weiß, dass das nicht stimmt.
Und ich glaube, das werde ich auch nie komplett können.

“Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann sich aussuchen von wem“

Ja, man kann sich tatsächlich aussuchen, wer einen verletzt.
Ich hätte sie wegschicken können.
Sagen, sie soll mich in Ruhe lassen, als ich merkte, sie tut mir nicht gut.
Ich mache ihr auch nicht wirklich Vorwürfe.
Und wenn ich es heute, genau jetzt, ändern könnte, würde ich es nicht tun.
Nein, wahrscheinlich würde ich es genauso noch einmal machen wie vor knapp zwei Jahren als ich sie kennen lernte.
Ich würde sie mir aussuchen um mich von ihr Verletzen zulassen.

Ich weiß, dies ist nicht wirklich ein 'Tagebucheintrag', aber ich musste das irgendwo nieder schreiben. Und es passt hier ja dann doch irgendwie dazu, da es meine Gedanken,eine Gefühle, meine Worte sind.
~C