Independency 1

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Lächelnd stehe ich auf als das Gitarrensolo meines Lieblingsliedes anfängt. Tanzend und singend mache ich mich für die Schule fertig. Also ziehe ich mir eine schwarze ripped jeans an, dazu ein Neighbourhood-Shirt mit dem Bandlogo und dazu binde ich mir noch ein Flanellhemd um die Hüften. Meine blonden lockigen Haare lasse ich wie immer einfach so wie sie sind. Nachdem mein Wecker verstummt schnappe ich mir meine Gitarre und spiele einen meiner selbst komponierten Songs. Meine Musik ist alles für mich. Schon als kleines Kind haben meine Eltern das bemerkt.

Immer wenn ich zu schreien begonnen habe, haben sie einfach Fall out Boy angemacht und ich war ruhig. Als ich drei Jahre alt war, habe ich meinen Vater in einen Musikladen begleitet und habe eine E-Gitarre entdeckt, die ich dann eine halbe Stunde lang mit strahlenden Augen angesehen habe. Mein Vater hat es bemerkt und sagte lachend: "Wie wäre es, wenn du mit einer etwas kleineren Gitarre anfängst?" Und hielt mir daraufhin eine kleinere schwarze Konzertgitarre hin. Strahlend nahm ich sie in die Hand und zupfte vorsichtig an einer Saite. Als diese einen Klang erzeugte fing ich an zu kichern und wiederholte das Ganze. Mein Vater sah mir lächelnd dabei zu. Eine Woche später fing ich mit dem Gitarrenunterricht an. Ich übte jeden Tag, sodass ich immer die Beste war, doch als ich dann sechs Jahre alt war, merkte ich, dass es mir nicht reichte einfach nur ein paar Kinderlieder zu klimpern. Ich wollte so spielen können wie mein Vater. Er war Gitarrist in einer Band mit seinen Freunden. Er hatte es echt drauf. Ich bettelte ihn an mir zu zeigen wie man richtig spielt und setzte meinen Hundeblick auf und schon hatte ich ihn um den Finger gewickelt. Ab diesem Tag, gab es kaum eine Minute am Tag wo ich nicht geübt habe. Ich lernte wirklich schnell, doch mit einer normalen Konzertgitarre war es schwer zu lernen. Zu meinem achten Geburtstag kaufte Dad mir dann eine E- Gitarre. Eine schwarze glänzende E- Gitarre. Ich liebte sie. Jeden Tag habe ich die Verstärker aufgedreht bis zum geht nicht mehr und habe losgespielt. Meine Mutter hat oft Stunden an meine Tür geklopft und geschrien ich sollte leiser machen, doch das habe ich nicht gehört. Ich war zu sehr in meine Musik vertieft. Als ich dann genug hatte vom Covern, beschloss ich meine eigenen Songs zu schreiben. Meine Freundinnen der Schule ließ ich hinter mir um mich voll und ganz der Musik zu widmen. Mir war alles egal. Mein Dad kleidete sich immer in Schwarz und grau. Da er mein Vorbild war habe ich es ihm nachgemacht. Ich zog nur noch schwarze, weiße oder graue Sachen an. Das ganze Zeug was meine Mom mir gekauft hatte, schmiss ich in den Mülleimer. Ich wollte ein Rockstar werden. Vor 2 Jahren als ich 14 wurde kaufte er mir eine neue E -Gitarre da die andere mir schon zu klein war. Diese war etwas ganz besonderes. Es war ein Ebenbild der Gitarre meines Vaters. Auf der Rückseite hatte er etwas eingravieren lassen. Lebe nur nach deiner eigenen Melodie und spiele nicht nach Noten Anderer, sonst kommst du aus dem Takt little Rockstar. In Liebe Dad. Ich habe vor Freude geweint. Danach hat Mom ein Foto von uns gemacht auf dem wir beide mit unseren Gitarren Rücken an Rücken standen und so taten als würden wir die Bühne rocken. Einen Tag später hatte Dad ein Konzert am Abend, doch ich durfte nicht mit, da ich am nächsten Tag Schule hatte. Während mein Dad mit meiner Mom beim Konzert war, saß ich zuhause in meinem Proberaum und spielte mit meiner Gitarre. Ich vergaß komplett die Zeit. Ich merkte nicht, wie die Zeit verging, bis es um 2 Uhr Nachts an der Tür klingelte. Ich dachte, dass meine Eltern den Schlüssel vergessen hatten also öffnete ich lächelnd die Tür. Doch mein Lächeln verblasste als ein Polizist mit mitleidigen Blick vor mir stand. "Florenz Harsen?", fragte der Polizist. Ich nickte, nicht im Stande irgendetwas zu sagen. Verängstigt hielt ich ihm die Tür auf, sodass er eintreten konnte. Er setzte sich auf das Sofa und ich setzte mich neben ihn. "Also Florenz, es tut mir leid dir das mitteilen zu müssen, aber deine Eltern hatten einen Autounfall auf einer Nebenstraße nicht weit von hier." Tränen schossen mir in die Augen. Nein ihnen geht es bestimmt gut. "Aber es geht ihnen gut oder?", frage ich mit brüchiger Stimme. Sein Blick glitt zum Boden. "Es tut mir leid. Ich wünschte ich könnte das bestätigen aber sie sind beide tödlich verunglückt. ", antwortete er. Mein Herz schlug schneller und die Tränen ließen sich nicht mehr zurück halten. Ich brach zusammen. Mein Dad war tod. Mein Idol und bester Freund war einfach weg. Meine Mom die sich immer beschwerte wenn ich die Verstärker zu laut aufdrehte, mir danach aber mit stolzem Blick in die Augen sah und zugehört hatte als ich ihnen was selbst komponiertes vorspielte. All das wird nie wieder passieren. Es ist alles vorbei. Wer lernt mir denn jetzt wie ich vor Publikum spielen soll? Wer zeigt mir wie ich kochen soll? Mit wem soll ich meinen ersten richtigen Auftritt auf einer Bühne haben? Die zwei wichtigsten Personen in meinem Leben sind einfach weg und sie werden nie wieder kommen. Als ich anfange dies zu realisieren konnte ich nicht mehr. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Fegte eine Vase vom Tisch und zerstörte einen Sessel. Ich wollte noch mehr kaputt machen, doch der Polizist hielt mich fest. "Beruhigen Sie sich bitte. Es wird alles gut.", versuchte er mich zu beschwichtigen, doch das nützte alles nichts. Ich tobte weiter und schrie. "Nein nein nein das darf nicht war sein das kann nicht sein." bis ich zu erschöpft war um mich weiter zu bewegen und zu heiser um zu schreien. Nur die Tränen liefen mir weiter still über die Wangen. Als auch diese leer waren, saß nur noch eine Hülle von mir da. Ich spürte nichts mehr, bis auf das riesen Loch das meine Eltern hinterlassen haben. "Hast du hier in der Nähe irgendwo Verwandte?", fragte der Polizist mich ruhig. "Nicht direkt. Meine Tante wohnt in Arizona.", antwortete ich ausdruckslos. Er nickte. "Da du erst 14 bist musst du wohl oder übel zu deiner Tante nach Arizona ziehen." Ich nickte daraufhin nur. In dieser Nacht ging ich durch unser Haus und in unseren Proberaum. Ich nahm alle Gitarren mit nach Arizona. Dad's ganzes Equipment und seine Flanellhemden und Lederjacken packte ich in Kisten. Alle Fotoalben und Videos von uns packte ich ebenfalls dazu. Von Mom nahm ich mir ihre Lieblings Kette und ihren Ehering, da es Familienerbstücke waren. Ebenso nahm ich mir ihr Lieblingsshirt mit. Danach wurde ich mit offenen Armen von meiner Tante und meiner Cousine in Arizona empfangen. Ich bekam meinen eigenen Proberaum. Ich versank noch mehr in meiner Musik. Von Tag zu Tag. Freunde wollte ich keine und da ich jeden abblockte und mich nur schwarz anzog, wurde ich nach der Zeit als Badgirl abgestempelt. Schon witzig wie die Leute dich beurteilen obwohl sie dich nicht mal kennen. Man wird einfach in eine Schublade gesteckt. Meine Cousine und meine Tante wollten mich verändern. Sie meinten ich sei zu Jungenhaft und der totale Emo. Darüber konnte ich nur lachen. Alle die pinken Kleider und Miniröcke landeten immer sofort im Müll sobald ich sie bekommen habe. Nach der Zeit gaben sie auf, doch ab da wurde ich von meiner Tante wie Abschaum behandelt. Sie wollte mir sogar meinen Proberaum wegnehmen, doch da hat sich mein Onkel eingeschaltet. Der Bruder meines Dad's. Er hat sie überredet ihn zu behalten und so konnte ich mich in meiner Freizeit immer darin aufhalten um zu üben.

Independency#wattys2018Where stories live. Discover now