Zweites Kapitel - Der Alkoholiker

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Der Geruch des Alkohols lag schwer in der Luft des kleinen Büros. Überall lagen leere Flaschen, manche davon schon zerstört, deren Scherben im ganzen Raum verteilt waren, andere zwar schon geöffnet, aber noch nicht mal ausgetrunken. Zigarettenstummel lagen in im Raum verteilten Aschenbechern und so manch ein Besucher konnte auch einige andere unappetitliche Überreste verschiedener Aktivitäten in dem Zimmer vorfinden.

Doch was spielte es denn für eine Rolle?
Solange es mich selbst nicht störte, konnte es mir egal sein wie es hier aussah.
Mein Kopf dröhnte noch von gestern, als ein paar meiner Arbeitskollegen und ich zusammen Saufen gegangen waren. Ich hätte es nicht so sehr übertreiben sollen... Aber das tat ich immer, also was soll's?

Ich hatte mich schon lange damit abgefunden ein Alkoholproblem zu haben, war ja schliesslich nicht mein einziges Problem und bei Weitem nicht das Grösste. Aber ich sollte erst gar nicht damit anfangen über meine Probleme zu reden, denn dann wäre ich noch morgen damit beschäftigt.
Tatsache war, dass ich mal wieder einen Kater hatte. Und einen Schlimmen noch dazu.

„Du siehst ja mal wieder grossartig aus, genauso wie dein Büro..."
Ich brauchte nicht zweimal zu überlegen, wem die Stimme, die viel zu laut für meinen gereizten Kopf war, gehörte.
„Sarah, meine Schöne", begrüsste ich sie mit meiner von Alkohol und Nikotin strapazierten Stimme von irgendwo in der Nähe des alten Sofas aus, „Würde es dir vielleicht etwas ausmachen etwas Ruhiger zu sein? Ach ja, und die Vorhänge dieser verfluchten Fenster könntest du auch gleich schliessen."
Ich fuhr mir durch die etwas fettigen Haare und drehte mich brummelnd in die Richtung, von der kein lästiges Tageslicht erstrahlte.

„Du bist echt unmöglich, Tony! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du..." – „ ‚Nicht mehr die ganze Nacht durchsaufen sollst' Jaja, ich weiss und jetzt sei bitte ein bisschen leiser", unterbrach ich Sarah, die schon wieder viel zu laut rummeckerte. Eines ihrer liebsten Hobbys, wie es mir schien.
Ich konnte hören, wie Sarah zu den Vorhängen hinüber ging und sie schloss.
Ich dankte ihr mit einem schwer verständlichen ‚na endlich' und versuchte mich langsam aufzurichten. Das Sofa, welches direkt neben mir stand, war mir dabei behilflich und nach wenigen Sekunden lag ich nicht mehr auf dem Boden, sondern auf einem ausgeleierten Möbelstück.

Sarah, welche mich dabei beobachtet hatte (Ja, ich habe bemerkt wie sie mich ‚unauffällig' von der Seite angestarrt hat), seufzte nun und setzte sich auf das kleine Tischchen vor dem Sofa. Natürlich nicht ohne zuvor den ganzen Abfall von der Oberfläche zu entfernen.
Nicht das der Tisch jetzt wieder blitz blank war, es befanden sich noch immer einige Flüssigkeiten darauf, von denen ich nur hoffen konnte, dass es nur Speichel war.

Sarah starrte mich eine Weile lang nur an und ihre sorgevollen dunkelbraunen Augen liessen Schuldgefühle in mir aufkommen.
Mein Magen schmerzte schon, obwohl ich mir nicht sicher war, ob es denn nicht daran lag, dass ich seit gestern Morgen nichts mehr gegessen hatte.

„Tony... so kann das nicht weitergehen. Du bringst dich eines Tages noch um", ich konnte einen Hauch Traurigkeit aus ihrer Stimme entnehmen und wendete meinen Blick eilig ab. Aus dem Augenwinkel konnte ich allerdings noch immer erkennen, dass sie ihren Blick nun auf den Boden gerichtet hatte. Ich schloss die Augen und liess langsam die Luft aus meinen Lungen entweichen.

„In diesem Business wäre es keine Überraschung, wenn ich sterbe...", sagte ich zu ihr und ein bitteres Lachen ertönte aus meiner Kehle.

„Das ist nichts, worüber du spassen solltest! Und ausserdem... ausserdem warst du früher nicht so..." – „Mach dich nicht lächerlich. Ich habe schon immer viel getrunken, das ist nichts Neues", erwiderte ich etwas gereizt. Ich hatte wirklich keine Lust auf eines dieser ‚Warum-hast-du-dich-verändert?-Du-kannst--mir-sagen-was-los-ist' Gespräche.
Sarah sah mich durch ihre zweifelnden Augen an und fragte dann:

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