Als ich das erste Mal jemanden tötete, wusste ich sofort, dass ich niemals wieder zurück in die ‚normale' Welt kehren konnte. Das Gefühl wenn man den Abzug drückt und sein Opfer durch die eigenen Hände sterben sah... Genau das brauchte ich in meinem Leben. Genau danach hatte ich all die Jahre lang gesucht.
Das Töten war meine Bestimmung.
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„Töten ist sowas von langweilig geworden...", murmelte ich beiläufig, während ich mein Lieblingsscharfschützengewehr reinigte. Es war nicht unbedingt meine liebste Tötungsart, denn sie war zwar sehr einfach, aber gleichzeitig auch eintönig und viel zu häufig gebraucht. Einer der Gründe weswegen das Töten einfach nicht mehr so viel Spaß machte wie früher.
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.
Naja immerhin gibt es 'ne Menge Kohle.
Die Aufträge wurden in letzter Zeit immer spärlicher, daher hatte ich mich dazu entschlossen von Japan in die USA zu ziehen. Hier gab es zwar eine Menge zu tun, es waren aber trotzdem meistens dieselben öden Zielpersonen, bei deren Vernichtung man sich nicht einmal Mühe geben musste. War es denn zu viel verlangt einen herausfordernden Auftrag zu bekommen, bei dem man auch nachdenken und planen musste, bevor man handelt? Anscheinend schon.
Ständig bekam ich Aufträge von eifersüchtigen Ehefrauen, welche die Affäre ihres untreuen Ehemannes zerstören wollten oder von irgendeinem Kerl, der Rache an seiner Ex nehmen wollte. Mal wieder ein Beweis dafür, dass die Liebe einen viel zu grossen Einfluss auf unser Leben hatte. Ich meine wow, ihr würdet für eure lächerliche ‚Beziehung' jemanden töten? Und ich dachte, ich wäre hier das Monster.
Ich bezeichnete mich aber lieber als eine Art Henker, schliesslich führte ich nur den Auftrag des Tötens aus, nicht mehr und nicht weniger. Ach ja... und ich hatte meistens auch noch Spass daran.
Nichts, was einen beunruhigen sollte.In diesem Moment klingelte mein Berufshandy am anderen Ende des Raumes und ich warf ihm einen bösen Blick zu, weil es so weit weg lag, machte mich aber schliesslich trotzdem noch auf den Weg zu dem kleinen Gerät. „Könnte ja ein wichtiger Auftrag sein...", meinte ich sarkastisch zu mir selbst und ging ans Handy.
„Japanischer Engel, auch bekannt als Tenshi am Apparat, wen kann ich heute für Sie töten?", sagte ich und versuchte wenigstens ein bisschen motiviert zu klingen. Mein früherer Mentor meinte nämlich immer, dass das dem Kunden ein gutes Gefühl gab. Ich fand das immer ziemlich bizarr, schließlich rufen die Leute an um jemanden zu ermorden. Sie sollten generell kein gutes Gefühl bei dieser Angelegenheit haben.
Für mich galt das natürlich nicht, der Auftragskiller durfte Spaß an seinem Job haben, denn das hatten andere Menschen bei ihren Berufen ja auch!Am anderen Ende der Leitung war eine raue Männerstimme zu hören und ich hoffte, dass es nicht schon wieder ein Firmenboss war, welcher seine Konkurrenz ausschalten wollte.
Von diesen Jobs hatte ich in letzter Zeit nämlich viel zu viele erledigt.„Ich spreche im Namen der Nero Sangue Mafia, wir haben einen Auftrag für Sie", verkündigte der mysteriöse Mann. Eigentlich war er überhaupt nicht mysteriös, aber ich wollte Stimmung aufbauen und mysteriös lies alles sofort viel...naja... mysteriöser klingen.
Langsam sickerte das Wort ‚Mafia' in mein Gehirn und ich musste augenblicklich grinsen.
In Japan hatte ich eine Menge mit der japanischen Mafia zu tun gehabt, den Yakuza, aber hier war ich noch nicht sonderlich gefragt, wahrscheinlich weil ich eine Frau war. Ich hatte also schon lange nicht mehr mit der Mafia zusammen gearbeitet und ich war mir ziemlich sicher Freude in meinem Inneren zu verspüren, beim Gedanken an die eventuell aufregende Mission.
Könnte aber auch daran liegen, dass die Mafia eine Menge Geld besaß und die Nero Sangue eine der bekannteren Gruppen war.
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Inner Void
Mystery / ThrillerSechs Menschen, Sechs Geschichten Don, welcher von seltsamen Träumen geplagt wird, verschwindet eines Tages plötzlich aus dem Leben seiner Freunde. Tony, der sich grosse Sorgen um den Aufenthalt seines besten Freundes macht, kann ihm aber nicht...