Siebtes Kapitel - Das Ende

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POV Yuriko

Neben mir hörte ich Yoruto seufzen und hätte es ihm beinahe gleichgemacht, aber ich nahm meine Stärke für dieses Gespräch noch einmal zusammen und blickte den jungen Mann neben mir an.

Er hatte ausnahmsweise seine Kapuze zurückgezogen, was zeigte, dass er mir vertraute und ich war schon ein wenig stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte mich mit ihm anzufreunden. Soweit das bei ihm überhaupt möglich war.

Seine schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht und ich konnte seine von Schatten verdunkelten Augen fast gar nicht erkennen. Sein bleiches Gesicht sah durch seine vollständig schwarze Bekleidung noch heller aus, fast schon ungesund.

Er hatte seine Hände in seinem Haar vergraben und sah ziemlich genauso so aus wie ich mich gerade fühlte. Nachdenklich und betrübt.

Wir hatten uns nach unserer ersten Begegnung vor etwa drei Monaten schon viele Male getroffen und über verschiedenes miteinander geredet. Da wir uns in vielen Dingen sehr ähnlich waren, haben wir ineinander jemanden gefunden, mit dem wir über alles reden konnten.
Über unseren Beruf, Probleme und Menschen im generellen.

Ich schätze Yoruto als Gesprächspartner sehr, aber manchmal waren unsere Unterhaltungen mit einem dunklen Schatten überzogen und liessen mich manchmal in ein tiefes Loch der Verzweiflung fallen, aus dem ich nicht mehr hinauszukommen schien.

So auch bei diesem Gespräch.

„Und wie läuft es bei dir und Kazuki? Irgendwas Neues?", fragte Yoruto und erwiderte meinen Blick mit seinen tiefschwarzen Augen. Nun musste ich doch seufzen. Kazuki, denn ich etwa zur gleichen Zeit wie Yoruto kennengelernt hatte, war mein neuer Vollzeitassistent.
Und seit einigen Wochen auch mein fester Freund.

Ich hatte ja schon von Anfang an das Gefühl gehabt, dass dieser Typ mehr als nur Freundschaft für mich empfand, aber es hatte eine Weile gedauert, bis er mich auch soweit hatte mit ihm eine Beziehung einzugehen. Man konnte sagen, dass es ziemlich gut lief, davon abgesehen, dass er wie eine Klette an mir hing und ich keinen Auftrag mehr erledigen konnte, ohne das er darauf bestand mitzukommen (Ich ging meistens aber trotzdem alleine).
Ausserdem war er extrem eifersüchtig und ich brauchte immer eine halbe Ewigkeit um ihn zu überzeugen, dass ich mich mit Yoruto treffen durfte.

„Das übliche... Er mag dich nicht und befürchtet, dass wir hinter seinem Rücken etwas miteinander haben", antwortete ich Yoruto und er schmunzelte ein wenig, genauso wie ich bei dem Gedanken, dass wir etwas miteinander haben könnten.
Dafür waren wir uns eben einfach zu ähnlich.

„Aber du magst ihn trotzdem, oder?", fragte er und bei seinen Worten errötete ich ein wenig und wandte meinen Blick der Aussicht zu, welche sich vor dem Hausdach, auf dem wir uns befanden, erstreckte.

„Ich hasse ihn zumindest nicht. Und was ist mit dir? Immer noch der einsame Wolf, wie eh und je?", stellte ich Yoruto die Gegenfrage und konnte beobachten wie sein Lächeln ganz schnell aus seinem Gesicht verschwand und seine Augen sich verdunkelten.

„Die Idioten aus Japan versuchen mich immer noch zurück zu holen. Reden davon mich eigenhändig nach Hause zu bringen. Es ist mir ein Rätsel, was genau sie da als „Zuhause" bezeichnen." - „Wahrscheinlich ist es für sie der Ort, an dem ihre Freunde sind und anscheinend bist du aus ihrer Sicht einer davon. Aber ich kann dich schon verstehen, es war mir auch lange nicht klar, wo genau mein Zuhause ist. Und auch heute noch, wenn ich mit Kazuki zusammen bin, frage ich mich, ob es das einzige ist, was mein Leben zu bieten hat und ob ich nun angekommen bin. Da bin, wo ich sein sollte." Yoruto schwieg eine Weile und starrte auf die sich vor uns erstreckenden Häuser, die nie zu enden schienen.
Dann sah er mir tief in die Augen und wie schon oft zuvor machten mir seine nachtschwarzen Augen fast ein wenig Angst. Er lächelte und sah dabei fast unbeschreiblich traurig aus.

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