Kapitel 2

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  „Was echt, du hast 6 Geschwister?", fragte Harry überrascht. Er wunderte sich, wie es wohl sein mochte so viele Geschwister zu haben. Er selbst hatte ja keine.
Der Zug fuhr mal schnell, mal langsam, es hatte zu regnen angefangen, dann hatte es aufgehört.
„Jup. Meine fünf älteren Brüder waren alle in Gryffindor, genauso wie Mum und Dad..." Ron hörte auf zu reden, als er Harry Gesicht sah.
„Oh, Gryffindor ist eins der Häuser. Da gibt es noch Ravenclaw, Hufflepuff und..."
„...und Slytherin", unterbrach ihn Harry, „Malfoy hat mir davon erzählt". Harry erzählte Ron von ihrem Treffen in Madam Malkins.
„Ist ja klar, dass der nach Slytherin will. Seine ganze Familie war in Slytherin. Dad hat erzählt, dass seine Eltern Anhänger von Du-weißt-schon-wem waren".
Harrys Herz setzte einen Schlag aus. Dracos Eltern hatten für den Mann gearbeitet, der seine Eltern getötet hat? Nein, unmöglich. Aber jetzt konnte Harry sich auch die Nervosität von Mrs Malfoy erklären. Er schluckte und bemerkte, dass er einen Kloß im Hals hatte. Draco musste nicht so sein wie seine Eltern, oder? Er war anders, oder?
„Hey, Mann, alles in Ordnung?", fragte Ron, plötzlich besorgt. Harry hatte gar nicht bemerkt, dass er die ganze Zeit geredet hatte.
„Ja, tut mir Leid, was hast du gesagt?"
„Ich hoffe ich komme auch nach Gryffindor, ich weiß nicht was meine Familie tun würde, wenn ich woanders hin käme", sagte er und zuckte mit den Schultern. Harry nickte abwesend, seine Gedanken kreisten immer noch um Draco.
Die Tür des Abteils wurde plötzlich aufgezogen und Hermine Granger kam wieder rein.
„Ihr solltet euch eure Schuluniform anziehen. Ich war gerade beim Schaffner und der hat gesagt wir sind gleich da", sagte sie. Ron warf Harry nur einen verwirrten, und gleichzeitig genervten, Blick zu. Hermine schaute die Jungs erwartungsvoll an.
„Ähm, könntest du jetzt gehen? Oder musst du uns beim Umziehen beobachten?", sagte Ron. Hermines Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie Ron ansah.
„Sicher, ich wollte euch ja nur behilflich sein". Und sie stolzierte aus dem Abteil. Ron schnalzte mit der Zunge, während er seinen Koffer nach seinem Umhang suchte. Auch Harry begann in seinem Koffer rumzuwühlen. Fünf Minuten später waren beide fertig angezogen. Es war ein komisches Gefühl für Harry, einen Umhang zu tragen; er war gewöhnt an T-Shirt und Jeans.
Dann hallte eine Stimme durch den Zug: „In fünf Minuten kommen wie in Hogwarts an. Bitte lassen Sie Ihr Gepäck im Zug, es wird für Sie zur Schule gebracht."

„Erstklässler hier hin, alle Erstklässler hierhin kommen", rief eine tiefe Stimme, als Harry aus dem Zug stieg. Sein Herz schlug wieder schneller.
„Hallo Hagrid", rief er über den ganzen Lärm hindurch. Hagrid grinste Harry an, dann trat ein entschuldigender Ausdruck auf sein Gesicht.
„Du, Harry, ich hatte dir gar nicht gesagt, wie man aufs Gleis 9 ¾ kommt, aber du bist ja alleine zurechtgekommen", sagte er. Noch bevor Harry was sagen konnte, fing Hagrid wieder an, alle Erstklässler zu sich zu rufen.
„Hey Potter". Draco kam, mit zwei Jungen an seiner Flanke, auf Harry und Ron zu. Die beiden Jungen waren groß und so wie sie standen, könnten sie Dracos Bodyguards sein.
„Das sind Crabbe und Goyle", sagte er zu Harry gewandt. Dieser nickte beiden kurz zu. Eine kurze Pause entstand, in der niemand was sagte, dann räusperte Hagrid sich und alle Blicke wandten sich ihm zu.
„So, folgt mir jetzt alle", sagte er und ging voraus. Der kleine Pfad war fast komplett dunkel. Das Licht der untergehenden Sonne warf seltsame Schatten und der kleine Wald um sie herum wurde immer dichter. Niemand sprach. Neville, der Junge, der seine Kröte verloren hatte schniefte einige Male.
„Gleich werdet ihr Hogwarts sehen", rief Hagrid über seine Schulter, „nur einen Moment noch..."
Auf einmal blieben alle stehen. Oohs und Aahs waren zu hören und auch Harrys Mund fiel offen. Der Pfad war zu einem Ende gekommen und sie standen am Ufer eines großen, tiefschwarzen Sees. Auf der anderen Seite, auf einem kleinen Berg stand ein Schloss, aus den Fenstern fiel goldenes Licht und die vielen Türme zeichneten sich von dem grauen Himmel ab.
„Nicht mehr als vier in ein Boot", rief Hagrid über die ganzen aufgeregten Gespräche.
„Und Potter", fing Draco erwartungsvoll an, „wie wärs, willst du der vierte im Bunde sein?"
Harry schaute zu Ron, der plötzlich ganz bleich geworden war. Er schüttelte den Kopf. „Ich bleibe bei Ron."
Harry wusste nicht, ob er es sich einbildete, aber für eine Sekunde war etwas in Dracos Blick aufgeblitzt; ein verletzter Ausdruck. Crabbe und Goyle waren schon zu einem Boot gerannt, hatten zwei kleine Mädchen rausgescheucht und quetschten sich hinein, sodass kaum Platz mehr blieb.
„Gut, dann fahr ich mit euch beiden", sagte Draco, jedoch warf er Ron einen kurzen, verächtlichen Blick zu. Die drei stiegen in ein freies Boot; Harry saß neben Ron, Draco ihm gegenüber.
Die drei schauten sich um und Harry entdeckte Hermine Granger, die als einzige noch keinen Platzt in einem Boot gefunden hatte. Ihr trauriger Blick wanderte über die ganzen Boote, auf der Suche nach einem freien Platz, bis ihr Blick auf Harrys Boot fiel. Sie atmete tief durch, dann machte sie sich auf den Weg zu ihnen.
Sie blieb kurz vor dem Boot stehen. „Darf ich mich setzten?", fragte sie in die Runde hinein. Harry merkte, dass Ron neben ihr stöhnte, aber Harry sagte: „Sicher."
Er hatte das Gefühl, dass sie noch keine wirklichen Freunde hatte und er wusste wie sich das anfühlte. Und außerdem, so schlimm war sie gar nicht, dachte er.
Draco rutschte etwas beiseite und Hermine nahm neben ihm Platz.
„Sind alle in einem Boot?", rief Hagrid, der ein ganzes Boot für sich hatte, „na dann – LOS"
Wie durch Magie glitten die Boote durch dem aalglatten See zum Schloss entlang. Überall war aufgeregtes Gemurmel zu hören, die Schüler deuteten aufgeregt zum Schloss und einige Schüler in dem Boot neben Harry kicherten vor sich hin.
„Wie heißt du?", fragte Draco plötzlich, an Hermine gewandt.
„Hermine Granger", sagte sie. Er schaute sie fragend an.
„Bist du ein Halbblut?"
„Nein, ich bin muggelstämmig", antwortete sie und Harry sah, wie ihre Wangen zartrosa wurden. Draco schnaubte belustigt und rückte ein wenig von ihr weg.
„Schlammblut", murmelte er. Plötzlich stand Ron auf; das Boot schaukelte ein wenig.
„Nenn sie nicht so!", sagte er, sein Gesicht rot wie eine Tomate. Nun stand auch Draco auf.
„Was ist dein Problem, Weasley? Sie ist nur ein dreckiges Schlammblut!"
Es machte Platsch und Draco war im Wasser. Ron, der ihn reingeschubst hatte, setzte sich wieder hin, verschränkte die Arme vor der Brust und mied Harrys und Hermines Blick. Harry wusste gar nicht, was überhaupt vor sich ging. Er nahm an, dass Schlammblut irgendeine Beleidigung war. Hermine währenddessen, war blass geworden und schaute mit großen Augen zwischen Draco und Ron hin und her.
Dracos Gesicht zeigte eine Mischung aus Verwunderung und Wut. Hagrid lachte.
„Komm wieder ins Boot, sonst zieht die Riesenkrake dich noch nach unten".
Viele andere Schüler, die den Vorfall halb mitbekommen hatten, lachten. Harry stand vorsichtig auf und wollte Draco helfen, wieder ins Boot zu kommen, doch dieser schaute ihn ebenfalls voller Wut an. In seinen Augen glitzerten Tränen.
„Hau ab, Potter, geh zu deiner Schlammblutfreundin und diesem aggressiven Spinner!"
Er schaute sich um, schwamm dann zu Crabbe und Goyles Boot und kletterte hinein. Als er sich setzte, drehte er Harry den Rücken zu.
Harry blieb erstarrt stehen. Schließlich setzte er sich wieder, eine seltsame Leere breitete sich in ihm aus. Seine ganze Vorfreude war, schon wieder, wie weggeblasen.
„Hey, es tut mir leid", murmelte Ron langsam. Harry schüttelte den Kopf, er wollte jetzt nicht reden. Hermine lächelte Ron kurz zu, dann starrte sie wieder in die Leere.
Langsam glitten die Boote weiterhin auf Hogwarts zu, von der guten Stimmung von eben war nichts mehr geblieben.  

What if? A different Harry Potter StoryWhere stories live. Discover now