Von Reisen und Akademien

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Ich packte und packte. Und es nahm kein Ende. Ein Kleidungsstück nach dem anderen wanderte in meine große Reisetasche. Ebenso wie andere Gegenstände des Alltäglichen Gebrauchs. Man hatte ich viele Sachen.
                                    ***
Nach Stunden harter Arbeit war ich endlich fertig. Und dann musste ich auch schon los...
Mit den Taschen in den Armen ging ich langsam die Treppen herunter. Es war so komisch und irgendwie auch traurig, da ich wusste, dass ich alles hier zurücklassen musste. Es war so unerträglich schmerzhaft, aber ich musste... Ich musste jetzt da raus, in dieses Taxi steigen und zum Flughafen fahren, um dann loszufliegen.
Ich atmete tief durch und nach einer langen innigen Umarmung mit meiner Mutter zog ich dann los.
Der Regen prasselte auf die Glasscheibe und meine Stimmung kippte gleich nur noch mehr. Alles zieht vorbei, die altbekannten Häuser, an denen ich mit 7 geklingelt und selbstgebackene Kekse verkauft habe. Der kleine Park, in dem ich früher mit meiner besten Freundin Verstecken gespielt habe, bis sie dann wegzog. Der Wald, in dem wir mit der Klasse campen waren. Alles...
Ich war so sehr mit Emotionen überfüllt, so dass ich meine Visionen verdrängte. Das konnte ich nicht gebrauchen. MOMENT!!! Ich konnte noch NIE zuvor eine noch so schwache Vision verdrängen. Meine Augen waren weit aufgerissen, mein Puls raste und mir war heiß und kalt gleichzeitig. Das, das konnte nicht sein. Und plötzlich brach in mir eine Welle wie eine Explosion aus und raubte mir meine Luft. Verzweifelt rang ich nach Luft, doch kriegte keine. Ich krallte mich in dem Leder des Autositzes fest und versuchte den aufkommenden Hustenanfall aufzuhalten. Doch vergeblich. Und zu allerletzt wurde mir einfach nur Übel. Doch so schnell alles angefangen hat, so schnell war auch alles vorbei. Doch der Fahrer schien nichts bemerkt zu haben. Ich schloss meine Augen und ließ meinen Kopf erschöpft nach hinten fallen. Was auch immer das war, es war schrecklich.
                                  ***
Anscheinend musste ich eingeschlafen sein, denn der Fahrer rufte nach mir.
"Miss, der Flughafen. Wir sind angekommen. Ich schlug die Augen erschrocken auf. Mist! Schnell gab ich dem Fahrer das verlangte Geld und lief mit meinem Gepäck in das heruntergekommene Gebäude. Nach zahlreichen Flughafenprozeduren saß ich auch schon im Flugzeug und wartete auf den Start. Und tatsächlich. Die Turbinen starteten und der metallene Vogel hob ab. Nun, ich musste jetzt über einen Ozean fliegen, also schloss ich die Augen und schlief ein.
Ich träumte nicht gerade gut. Genauergesagt träumte ich davon, wie ich in einem langen weißen Seidenkleid mit einem weiten ausladenden Rock vor einer Art Altar stehe und um mich rum Menschen, in weiße Roben gekleidet, herumgehen, jeder mit einer Kerze in der Hand, bis ein in eine rote Robe gekleideter Mann sich vor mich hin stellt. Dann schneidet er mit einem sehr alt aussehenden Messer den Handrücken und lässt mein Blut in eine kleine, ebenfalls alt aussehende Schale, träufeln, bis sie bis zum Rand gefüllt ist.
Allerdings konnte ich den Traum nicht mehr zuende schauen, da eine Flugzeugdurchsage kam. Verschlafen rieb ich mir die Augen.
Was. War. Das.
Oh hallo, auch mal da. Aber meine kleine nervige Stimme hatte Recht. Das war mehr als seltsam. Und so...real...
Genau...
"Was kann ich ihnen anbieten?"
Ich schrak auf. Oh, die Stewardes stand neben mir mit einem schon leicht genervten Ausdruck.
"Einen Schinken-Käse-Sandwitch und einen Apfelsaft bitte.
"Klar", meinte sie mit einem aufgesetzten Lächeln.
Als sie mir das Essen überreichte, konnte ich einen Bruchteil ihrer Gedanken aufgreifen. "Was für ne Bitch...", dachte sie. Alles klar. Diese Gabe brachte mich doch tatsächlich dazu Sachen zu hören, die ich gar nicht hören wollte! Belastend...
Naja, der Flug war dann aber auch irgendwann vorbei. Als ich aus dem Flugzeug stieg,  schlug mir die kühle Luft von Paris entgegen. Viel Zeit zum Erkunden hatte ich aber nicht, denn...(trommelwirbel)... Ich musst noch mit dem Zug in den Süden. Süden des Übels...
Ich zögerte nicht lange und ging ins Hauptgebäude rein. Danach kommen noch unwichtige Details wie die Fahrt zum Hauptbahnhof und der Einstieg in den Zug. Natürlich wurde ich auf Schritt und Tritt von meinen Visionen verfolgt, aber danach wurde es spannender. Es setzte sich nämlich ein sehr merkwürdiger Mann neben mich im Zug. Das merkwürdige?
Er hatte sehr dunkle Augen mit einem rötlichen Schimmer in ihnen, seine Kleidung war schwarz, seine Statur sehr muskulös, aber nicht zu sehr, und sehr groß. Allgemein war er sehr gut aussehend und recht jung. Eigentlich nichts sehr ungewöhnliches, ja. Aber mein Gefühl sagte mir, dass er hier nicht hingehörte und die Tatsache, dass er mich permanent musterte, gab mir den Rest.
Ich zwang mich dazu, ihn nicht anzuschauen und komplett auszublenden. Aber es ging nicht. Denn er sprach mich an...
Seine POV ( ich wollte seinen Namen noch nicht verraten😛)

Sie war es! Ja, sie war es. Verdammt sie war  aber hübsch. Es würde schwerer werden,   als ich dachte. Warum musste es auch genau sie sein?
Aber ich musste mich zusammenreißen, damit alles funktionierte. Fürs erste natürlich. Unwillkürlich musste ich milde lächeln. Das wird göttlich! Im wahrsten Sinne des Wortes.
" Lucifer."
"Hm Bitte? Ich ehm hab ausversehen 'Lucifer' verstanden.". Bei dem Wort 'Lucifer' hörte ich einen gewissen Spott heraus.
"Haben sie etwa was gegen Lucifer?". Sie schüttelte ihren Kopf. Ich musterte wieder ihr hübsches Gesicht. Ob sie sich ihrer Schönheit bewusst war? Mist, konzentration!
"Nun ja. Das wäre sehr ungünstig, denn sie haben schon richtig verstanden. Ich bin Lucifer. Lucifer De Hell.". Jetzt sah ich eine gewisse Belustigung in ihren Augen. Böses Mädchen. Aber auch ziemlich süß...irgendwie.
"Sie meinen wohl, falls das überhaupt stimmt, dass sie Lucifer 'heißen'."
Ach jetzt glaubt sie mir auch noch nicht. Ihr wird der Spaß vergehen.
"Nein ich 'bin' Lucifer. Lucifer der Folterknecht und sie kommen jetzt mit! Es sei denn, sie wollen sich einen VIP-Platz in der Hölle verschaffen.".
Jetzt konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich hasste es, wenn man nicht tut, was man sagt!

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