Die Krankheit eines Freundes
Meine Sicht
Wie geht es mir bei der ganzen Sache?
Bevor er geht bin ich da und höre
Sehe und rede, kann nichts tun
Nur zuschauen, kein Ausweg
Er fertig, redet, ich fertig
Er geht.
Ich bleibe, schreibe, rufe an.
Nur er. Nicht ich. Rede nicht. Nur er.
Mache Witze. Weinen statt lachen.
Er: Merkt es nicht.
Ich: Wünsche mir Stand, Liebe und Wärme.
Bleibe stumm und rede nicht.
Kann nicht mehr, mache weiter.
Ihm geht es schlecht, ich höre zu.
Wie es mir geht? Ach, nicht wichtig.
Was ist mit DIR?
Und ich schweige weiter.
Will reden, nicht daran zerbrechen.
An IHM, an SEINER Krankheit.
Nicht meine.
Besuch. Ihm geht es ganz gut dort, wo
Er jetzt ist.
Mir nicht. Tue normal. Will weg, zähle die Sekunden.
Breche zusammen. Aber erst zu Hause.
Damit niemand etwas bemerkt.
Aber warum nicht? Ich bin doch nicht
Unsichtbar? Tränen in den Augen
Kann nichts sagen. Aus Angst
Zu weinen und vor Fragen,
Bin zu tief drin.
Rufe nicht an, schreibe nicht.
Kann nur weinen. Mit niemandem reden.
Ich traue mich und schreibe einem
Freund: Er weist mich ab. Tränen.
Stille, zurückziehen.
Nur plappern, nicht reden.
Alle von mir genervt. Schneckenhaus.
Rufe IHN an. Weine. Er:
Merkt es nicht. Ich soll wieder anrufen.
Tue es. Weinen, schluchzen.
Kann nicht reden. Er fragt nach.
Sehr lieb.
Ich:
Kann nicht, bleibe stumm. Nicht reden.
Er ist es doch, der krank ist.
Nicht ich. Ich ziehe mich zurück.
Weiß weder ein noch aus.
Kann nicht schlafen, will nicht denken
Nicht hören, nicht fühlen.
Rufe an. Wegen IHM.
Mir geht es nicht gut damit.
Aber es geht doch nicht um mich.
Stumme Schreie um Hilfe.
Aber STUMM: Niemand hört sie.
Mir ist kalt.
Ich hole mir noch eine zweite Decke.
Und warte auf ein Wunder.
Oder wenigstens eine Umarmung.
Wunschgedanken.