Kapitel 1

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Als sich Ranja in die Arme des Prinzen warf hatte Maja Tränen in den Augen während Samantha, die rechts von mir saß, schon seit mindestens 5 min. hemmungslos schluchzte.Ich verdrehte die Augen als die Leinwand endlich schwarz wurde. Der Film war grauenhaft gewesen. Irgendso eine Liebesschnulze, aber ich hatte von dem Film an sich sowieso nur die Hälfte mitbekommen, da ich innerlich am kotzen und mein Nachmittagsschläfchen längst überfällig war. Nachdem ich mich kurz erholt hatte, reichte ich Sam grinsend ein Taschentuch. Es amüsierte mich immer wieder, wie sehr meine Freundinnen bei solchen Filmen mitfieberten. Nachdem der Abspann vorbei war und Maja beschlossen hatte sich ein Riesiges Poster von dem Hauptdarsteller in ihr Zimmer zu hängen, packten wir unsere Sachen zusammen und verließen den Kinosaal.
Mann Mia, du bist echt genau das Gegenteil von dem Sprichwort harte Schale, weicher Kern ! Beschwerte sich Sam während wir aus dem  Kino gingen.
Hast du eigentlich je bei irgendeinem Film geweint ?! Setzte Maja jetzt auch noch einen oben drauf.
Klar, bei ..... Ähm.... Ah ,ja bei dem einen James Bond Film ! Erwiderte ich erleichtert, ich mein ich war ja auch kein gefühlloser kalter Stein oder so. Die beiden sahen mich mit hochgezogenen Augenbrauen zweifelnd an.
Ok also richtig geweint nicht aber ich war den Tränen nahe. Das muss ich zugeben.
Ach,ja ? Fragt nun wieder Sam nicht sonderlich überzeugt.
Doch sagte ich mit Nachdruck. Das war die eine Szene in dem letzten der rausgekommen ist wo er den schönen Sportwagen zu Schrott gefahren hat . So ein Auto wollte ich schon immer mal haben!
Kurz sahen mich die beiden geschockt an dann brachen sie in Gelächter aus und ich stimmte ein. Es war einfach die Situation. Wir gingen noch immer lachend die Straße runter und an den vielen Geschäften, die die Einkaufsmeile säumten vorbei und blieben immer mal wieder an irgendwelchen Schaufenstern stehen weil eine der beiden begeistert darauf gezeigt hatten. Sie waren total Shopping begeistert, obwohl ich wahrscheinlich kein Mädchen an unserer Schule finden würde, dass es nicht war. Die Newton High war Treffpunkt reicher eingebildeter Schnösel und selbstverliebter Möchtegern Models. Die Eltern arbeiteten sich einen ab und ihre Kinder gaben ihr Geld mit vollen Händen aus. Trotzdem. Die meisten waren einigermaßen in Ordnung, wenn man die Geduld und Ausdauer hatte sich länger Zeit mit ihnen zu verbringen. Und genau das tat ich. Schon seit sieben harten Jahren. 

Die einzige zu sein, die nicht Modeverliebt, tausende Follower auf Social Media hatte und sich nicht die neueste Kollektion von Gucci kaufte, weil sie sie potthässlich fand, ist wirklich kein leichtes Schicksal gewesen.  Meine Beliebtheit hat es auf jeden Fall nicht gesteigert. Das wusste ich mit Sicherheit. Es hat mich zwei Jahre gekostet, bis ich Sam und Maja gefunden hatte. Sam war vor sechs Jahren mit ihrer Familie nach New York gezogen, da ihr Vater von seiner Firma versetzt worden war. er arbeitete in irgendeiner von diesen erfolgreichen Computerunternehmen aus dem Silicon Valley. Maja, im Gegensatz dazu, war von ihrer letzten Schule geworfen worden , nachdem sie einen Chinaböller, den sie von ihrer letzten Reise mit ihren Eltern aus Hongkong mitgebracht hatte, in der Schultoilette gezündet hatte. Nach langsamen Annäherungen hatten zuerst Oma und ich , und dann Maja ein Jahr später uns angefreundet. Mittlerweile waren wir unzertrennlich.Ich hatte vielleicht nicht viele Freunde, aber lieber hatte ich wenige, anstatt von falschen. 

Wir liefen gerade an einem Eiscafé vorbei, an dem wir kurz stehenblieben um uns ein Eis zu gönnen. La Gelateria de Marco. Das beste Eis der ganzen Stadt. Es war wirklich egal was man nahm, alles war einfach nur köstlich. Und die Auswahl war riiiesig. Von Apfel bis Litschi, Safran oder Matcha es gab wirklich alles was das Herz begehrt. Wir nahmen trotzdem immer dieselben Sorten. Ich Erdbeere und Schokolade, Sam Cookie und Haselnuss und Maja dieses künstliche blaue Eis und BubbleGum. Sie war nunmal im inneren immer noch ein kleines Kind.  Ich lächelte Marco noch einmal zum Abschied zu.Wir waren wohl die langlebigsten Stammkunden die man sich nur vorstellen kann. Seit Jahren kamen wir nun schon jede Woche mindestens einmal  vorbei um unsere Dosis Herrlichkeit abzuholen. Wir drehten uns gerade zum Gehen, als etwas silbrig spiegelndes meinen Blick auf sich zog, doch sobald ich versuchte näher hinzuschauen, war es schon wieder verschwunden. Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich wieder meinem Eis zu.

BegabtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt