Als ich aus meinem erholsamen Schlaf aufwachte, schliefen noch alle. Deswegen setzte ich mich auf, stieg aus meinem Bett und ging mit leisen, vorsichtigen Schritten aus dem Schlafsaal. Als ich im Gang angekommen war, lehnte ich mich gegen die weisse Steinwand. Sie fühlte sich kalt an und das half meinem überhitzten Körper gerade sehr gut, um wieder herunter zu kommen. Als ich alleine an dieser kalten Steinwand lehnte, konnte ich meine Gedanken nicht mehr zurück hallten. Alles drohte in sich zusammen zu fallen. Meine Seele war schon genug geschädigt und nun passierte ausgerechnet mir so etwas. Ich wusste schon aus verschiedenen Rückmeldungen von Freunden, dass ich schlecht mit Vergangenem abschliessen konnte. Ich konnte einfach nichts vergessen. Denn jedes Mal wenn ich mich schlecht fühlte, kam wieder alles hoch. Ich wusste ich müsste einmal damit klarkommen, ansonsten würde ich daran zerbrechen, doch ich konnte einfach nicht. Das Schlimme war überhaupt nicht, dass ich in einem riesigen Bunker eingesperrt war, sondern dass ich mit meinen Problemen alleine war und niemanden zum Reden hatte. Natürlich hätte ich all diese Dinge Aiden anvertrauen können, doch würde es ihn wirklich interessieren? Ich bezweifelte es, denn welcher Mann würde sich Sorgen um eine fremde Frau machen, während er in einem Bunker eingesperrt war? Deswegen beschloss ich es für mich zu behalten. Um mich zu sammeln, schloss ich meine Augen, lehnte meinen Kopf an die Wand und atmete einige Male tief durch.
,,Alles ind Ordung?", fragte mich Aiden
,,Wenn ich dir jetzt 'ja' sagen würde, würdest du mir glauben?"
,,Nein, du hast recht, die Antwort weiss ich wohl schon längstens.", antwortete er mir schuldbewusst.
Ich musste leicht schmunzeln, denn mit so einer Antwort hätte ich nicht gerechnet. Anstatt weg zu gehen und mich alleine zu lassen, lehnte er sich bedauerlicherweise neben mich an die Wand.
,,Du wirst nicht lockerlassen, bis ich dir erklärt habe wieso, oder?", fragte ich ihn darauf hin.
,,Da hast du wohl recht. Also was bedrückt dich. Sollen wir die Wände in einer anderen Farbe streichen? Oder möchtest du einen VIP-Ausweis?"
Du da war es aus mit mir, ab diesem Moment brach ich in schallendes Gelächter aus. Wie konnte ein eingesperrter Mann nur so positiv denken? Ich wusste es nicht, doch eines wusste ich, er würde mir helfen meine Vergangenheit zu vergessen, ich müsste ihn nur daran teilhaben lassen. Also erzählte ich ihm meine Lebensgeschichte, wie ich meinen Mann verlor, wie ich mir mein Leben nehmen wollte und an was ich mich vor der Entführung noch erinnerte. Ebenefalls erzählte ich ihm, dass ich denn Verdacht hatte, das Richard Coleman der Gründer sei. Daraufhin erzählte er mir, er kenne auch einen Richard, den er am Abend seiner Entführung auf einer Party kennenlernte. Er wäre deprimiert gewesen, weil ihn seine Freundin verlassen hatte und Richard hätte ihn gesehen und wollte ihn aufheitern. Am Ende ist er dann hier gelandet. Nach einem kurzen Schweigen erzählte er mir auch seinen Leidensweg.
,,Mit fünf Jahren wurde ich vor einer Kirche alleine gelassen. Ich wusste also, wie meine Eltern aussahen, jedoch wusste ich nicht mehr wie sie waren. Daraufhin wurde ich in ein Waisenhaus gebracht. Für mich war es schwierig eine passende Familie zu finden, weil ich mich niergends zu Hause fühlte. So wurde ich von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht und von einem Heim zum anderen. Bis ich dann mit 15 Jahren weglief und drei Jahre auf der Strasse lebte. Mit 18 Jahren wurde ein mächtiger Firmenboss auf mich aufmerksam und entdeckte mein Potenzial sinnvolle Investitionen zu finden. Er nahm mich auf und liess mich in seinem Haus wohnen. Später, als ich meine Schule nachgeholt hatte, liess er mich in seiner Firma arbeiten. Ich begann in der untersten Stufe und arbeitete mich hoch, bis zur Chefetage. Als er dann verstarb, erbte ich seine Firma. Doch die ersten Monate war ich nicht fähig sie zu leiten, weil sein Tod mich sehr mitgenommen hatte. Er war für mich wie ein zweiter Vater. Doch während ich weg war und mein Zweitvater verstorben war, ging das Unternehmen fast pleite. Wohl oder übel musste ich die Führung wieder übernehmen und nach einigen Monaten standen wir wieder auf sicheren Beinen. Durch seinen Tod, verlor ich einen Zweitvater, jedoch entdeckte ich mein Talent eine Firma zu leiten. Schnell wurde ich im ganzen Land bekannt. Und verzeichnete mehr Umsätze, als die Firma sonst jemals verzeichnete. Durch meinen Reichtum wurde ich in die öffentliche Medienwelt hineingezogen und ich hatte keine Privatsphäre mehr. Dies nutze ich, in dem ich der Menschheit zeigte, wie arm die einen Länder sind und wie viele Obdachlose unser eigenes Land hatte. Ich startete viele Spendenaktionen für Arme und Notbedürftige. Jedoch hatte dieses Leben auch Schattenseiten. Zum Beispiel ging es den meisten Menschen nur um mein Geld und nicht um mich als Person. Doch das Wissen, das viele Menschen auf dieser Erde in schlechteren Verhältnissen leben mussten, gab mir in vielen Situationen wieder Kraft. Ich weiss, dass das uns angetan wird in diesem Bunker nicht in Ordnung ist, doch hier werde ich nicht als reichen, verwöhnten und arroganten Firmenboss bezeichnet und alle hier unten sehen nur meine Person und nicht mein Geld. Und die Gewissheit, dass die Leute hier unten etwas Positives brauchen um das hier durchzustehen, zeigt mir, wenn ich positiv sein kann, wieso sollte ich es nicht sein. Und schliesslich gibt es in allem Schlechten etwas Gutes."
Wow ich wusste er wäre ein sehr hilfsbereiter und sozialer Mensch, doch dass er so denkt, übertrifft meine Erwartungen völlig. Wie soll ich es formulieren. Er war einfühlsam, gerecht und opferte sich um anderen zu retten. Doch obwohl er all diese Dinge hatte, nahmen ihn alle ernst und hatten Respekt vor ihm. Das musste man auch zuerst schaffen; ein Führer zu sein, ohne dass man Angst verbreitet. Immer mehr hatte ich grössten Respekt vor ihm und dem was er leistete. Nachdem er mir von seinem Leben erzählt hatte, fragte ich ihn, wie es jetzt weiterginge. Er erzählte mir, dass er mich heute zu seiner Arbeit mitnehmen würde. Zusammen mit drei anderen, suchen sie nämlich jeden Tag nach einem Ausweg. Bis jetzt hatte ihnen jedoch eine fehlende Hand gefehlt und eventuell könnte ich diese Lücke schliessen. Zufrieden dass ich ihm von meiner Lebensgeschichte erzählt hatte, wie es mein Therapeut mir geraten hatte, ging ich zu meinem Platz zurück, um noch einige Stunden Schlaf zu bekommen.
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Teufelsverlangen
De TodoHoffnung, Verlust, Leid und Schmerz. Diese Begriffe sind für die junge Ava Scott alltags Gefühle. Mal fühlt sie sich gut und unbeschwert und manchmal voller Leid und Schmerz. Ihr Ehemann ist Tod, keiner versteht sie und dann wird sie auch noch entfü...