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8. Wutausbrüche

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Seufzend versuche ich es mir irgendwie auf dem Stuhl gemütlich zu machen, auf dem ich nun schon seit gut zwei Stunden sitze. Loren hat keinen Witz gemacht, als sie sagte, dass wir erst wieder aufstehen dürfen, wenn sich einer von uns bei dem anderen entschuldigt hat, aber das ist bis jetzt noch nicht passiert.

Mason, der vor mir sitzt, starrt auf sein Handy und scheint mit irgendjemandem zu schreiben. Ich glückliche - man beachte die Ironie - habe mein Handy leider oben vergessen, was bedeutet, dass ich die ganze Zeit einfach nur vor mich hinstarre, was wirklich nicht sehr spannend ist.

Und die Hoffnung, dass Liana doch noch runterkommt und mir irgendwie hilft, ist auch schon seit einigen Minuten erloschen. Ich fasse es einfach nicht. Während ich hier leide, sitzt meine beste Freundin oben in ihrem Zimmer und schaut wahrscheinlich unsere Lieblingsserie ohne mich.

Und das ist alles Masons Schuld.

Hätte dieser Scheißkerl einfach aufgehört, mich zu provozieren, wäre ich ihm auch nicht an den Hals gesprungen. Verdammt, allein die Erinnerung an vorhin macht mich wieder wütend.

"Kannst du auch leiser knurren?"

Überrascht sehe ich auf und blicke in zwei intensive grüne Augen. Mason sieht tatsächlich von seinem Handy auf, was er in den letzten zwei Stunden noch kein einziges Mal getan hat.

"Sicherlich nicht", zische ich eingeschnappt und sehe wieder an ihm vorbei. Ich bin so wütend, am liebsten würde ich ihm erneut das Gesicht zerkratzen, aber das darf ich nicht. Sonst sitze ich noch die ganze Nacht hier...

"Kannst du dich nicht endlich bei mir entschuldigen?", bringe ich nach einigen weiteren Sekunden des Schweigens hervor und funkle Mason eindringlich an.

Dieser ist jedoch nicht besonders angetan von der Idee. "Warum sollte ich?"

"Weil du angefangen hast und sicherlich keine Lust hast, den ganzen Abend hier zu verbringen, oder irre ich mich?"

Er hebt nur desinteressiert eine Braue, ehe er sein Handy endlich in seiner Hosentasche verschwinden lässt und sich amüsiert zu mir vorlehnt. "Natürlich will ich das nicht."

"Dann entschuldige dich gefälligst bei mir!", stoße ich ungeduldig hervor und umklammere die Lehne des Stuhles fester, um ja nicht auf falsche Gedanken zu kommen.

"Vergiss es." Mason verschränkt seine Arme vor der Brust und lehnt sich wieder in seinem Stuhl zurück. "Ich werde mich sicherlich nicht bei dir entschuldigen. Wenn, dann bist du es, die mich um Verzeihung bittet."

Verdattert starre ich ihn an. "Und wieso sollte ich das tun?"

"Weil ich Nate sonst vielleicht von deinem kleinen Geheimnis erzählen werde."

Meine Augen werden groß und ich kann nicht anders, als fassungslos zu schlucken. "Du hast mir versprochen, dass du es ihm nicht sagen wirst!", rufe ich dann verächtlich.

Mason hebt abwehrend die Hände. "Mit Absicht werde ich es sicherlich nicht tun. Wenn es mir aber ganz aus Versehen rausrutscht, kann ich ja nichts dafür, oder?"

Ich beiße meine Zähne fest zusammen und versuche meine Wut irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Wenn ich jetzt ausflippe, hat er, was er will, und diese Genugtuung werde ich ihm bestimmt nicht geben.

Auch wenn ich dafür etwas tun muss, was ich unter anderen Umständen nur über meine Leiche tun würde.

"Na gut."

"Was?" Mason hat anscheinend nicht damit gerechnet, dass ich mich geschlagen gebe, da ich kurz so etwas wie Ungläubigkeit in seinen Augen aufblitzen sehe.

"Es tut mir leid", presse ich stumpf hervor und muss mich zurückhalten, um nicht noch ein "Arsch" dranzuhängen.

Denk einfach an Nate...

"Wie bitte? Ich glaube, ich habe dich nicht gehört", entgegnet Mason unschuldig und unterdrückt sich sichtlich ein Grinsen.

Ich schlucke schwer.

Irgendwann werde ich ihn umbringen!

"Es tut mir leid", wiederhole ich deutlicher und senke meinen Blick, um sein siegessicheres Grinsen nicht sehen zu müssen, was mich sicherlich dazu bringen würde, meine Entschuldigung wieder zurückzunehmen.

"Na geht doch. War das wirklich so schwer, Rina?", höre ich Mason amüsiert sagen und nun kann ich nicht anders, als aufzusehen.

Geladen blicke ich zu ihm und halte mich im letzten Moment noch davon ab, aufzuspringen und ihm das Grinsen aus seinem Gesicht zu schlagen.

"Schwer ist eher, dir nicht-" Ich werde mitten im Satz unterbrochen, da ich plötzlich einen fröhlichen Schrei höre.

Erschrocken schweift mein Blick zur Seite und ich sehe Loren auf uns zukommen. Ein überglückliches Lächeln ziert ihre Lippen und als sie strahlend vor uns zum Stehen kommt, kann ich mir ein Seufzen nicht verkneifen.

"Ich wusste doch, dass ihr euch versöhnen könnt!", ruft sie freudig und bei ihrem Anblick kann ich nicht anders, als auch schwach zu lächeln.

Mason ist zwar ein Arsch, aber das gilt nicht für seine Mutter. Denn sie ist ein wirklicher Engel. Liana eigentlich auch, aber ich nehme ihr es immer noch übel, dass sie mir nicht rausgeholfen hat und ich mich nun tatsächlich bei diesem Trottel entschuldigen musste.

"Scheint so...", murmle ich nur, ehe ich mich räuspere und zu Loren schaue. "Kann ich jetzt endlich hoch?", frage ich dann und als sie nickt, springe ich beinahe vom Stuhl.

Ein letztes Mal sehe ich zu Mason zurück, der meinen Blick überzeugt erwidert. Ich verziehe mein Gesicht und strecke ihm, als Loren nicht hinsieht, die Zunge raus, ehe ich nach oben flüchte.

Das Letzte, was ich höre, bevor ich die Tür von Lianas Zimmer schließe, ist Masons tiefes Lachen, das mir eine Gänsehaut beschert und mir buchstäblich durch Mark und Bein geht...

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