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6. Schweigsamkeit

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Die nächsten Tage verbringe ich damit, zu versuchen, Mason irgendwie zu überreden, mein Geheimnis für sich zu behalten. Doch das erweist sich als schwerer als gedacht, da er sturer ist als ich, und glaubt mir, das soll was heißen.

Vier Tage später stehe ich also erneut vor Lianas Haustür, bewaffnet mit meinem Rucksack, in dem sich meine Schlafklamotten und Snacks befinden, und warte, bis endlich jemand kommt und mir die Tür öffnet.

Ich habe die ganze letzte Nacht damit verbracht, nach einer Lösung zu suchen, die Mason irgendwie umstimmen könnte und nun habe ich auch eine.

Zumindest hoffe ich das.

Seufzend schultere ich den Rucksack, der langsam anfängt, auf meinen Schultern zu schmerzen. Das Einzige, was mich an Liana und ihrer Familie mächtig stört, ist die Tatsache, dass man geschlagene Stunden vor der Haustür warten muss, bis sich endlich jemand dazu aufrafft, diese zu öffnen.

Wenn ich jemanden so lange an der Haustür warten lassen würde, würde mich Mum umbringen.

Ich kann mir keine weiteren Gedanken darüber machen, da genau in diesem Moment die Tür aufgerissen wird. Ruckartig hebe ich meinen Kopf und starre direkt in zwei leuchtend grüne Augen.

Mason lehnt an der Haustür, die Augenbrauen zusammengezogen, die Arme vor der Brust verschränkt. Ich muss mich wirklich beherrschen, nicht zu auffällig auf seine Muskeln zu starren, und ermahne mich im nächsten Moment innerlich.

Es ist schließlich noch immer Mason, der gerade vor mir steht.

"Willst du die ganze Zeit da stehen bleiben oder möchtest du reinkommen?", ertönt Masons tiefe Stimme, die mich zurück ins Hier und Jetzt holt.

"Äh, ja ... Wenn du mal Platz machen würdest."

Mason hebt nur unbeeindruckt die Brauen, brummt noch irgendetwas, was ich jedoch nicht wirklich verstehe, ehe er zur Seite tritt und mir so Platz zum Eintreten macht. Einen Moment bleibe ich noch unschlüssig stehen, bevor ich mich räuspere und an ihm vorbei ins Haus husche.

Genau als die Haustür hinter mir ins Schloss fällt, ertönt eine helle Stimme, die ich sofort Loren zuordnen kann. Loren ist Masons und Lianas Mutter und wirklich einer der liebsten Menschen, denen ich jemals begegnet bin.

"Hey", begrüße ich sie, nachdem ich an Mason vorbei in die Küche stolziere und ihr mein strahlendstes Lächeln schenke.

Kurz lasse ich meinen Blick über den Tisch gleiten, bevor ich zurück zu Loren sehe, die gerade noch schnell etwas am Ofen einstellt, ehe sie sich wieder zu mir dreht und mir ein ebenso fröhliches Lächeln schenkt.

"Dein Timing ist perfekt, denn dein Lieblingsessen ist gleich fertig", flötet sie gut gelaunt und funkelt mich mit ihren bemerkenswerten Augen an.

Sie haben dieselbe Farbe wie die von Mason, der sie eindeutig von seiner Mutter geerbt hat. Liana hat im Gegensatz zu den beiden haselnussbraune Augen. Diese hat sie dann wahrscheinlich von ihrem Vater, doch das kann ich nicht wirklich beurteilen, da ich ihn noch nie zu Gesicht bekommen habe.

Ihr Vater hat Loren verlassen, bevor Mason geboren wurde. Immer, wenn das Thema Vater fällt, bekommt Liana schlechte Laune und fängt an, über ihn zu fluchen. Sie scheint es nicht besonders zu verletzen, sie hat ihn schließlich nie kennengelernt, dennoch ist sie sauer, da er ihre Mutter sitzen gelassen hat. Mason habe ich nie über seinen Vater reden gehört.

Sogar ich bin sauer auf Lianas Vater, da ich einfach nicht verstehen kann, wie man so eine Frau wie Loren verlassen kann. Neben meiner Mutter ist sie die liebenswerteste Person, die ich kenne, und wenn man sie erst einmal ins Herz geschlossen hat, gibt es kein Zurück mehr.

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