Kapitel 2

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- Kapitel 2 -

Ich hatte die Nacht kaum geschlafen, wenn man dies überhaupt als Schlaf hätte bezeichnen können...stundenlang hatte ich mich in meinem Bett hin und her gedreht. Meine Gedanken fanden einfach keine Ruhe und sobald ich meine Augen schloss, durchlebte ich wieder und wieder dieses Grauen. Es wirkte so real, dass ich jedes Mal schweißnass und mit heftig pochendem Herzen aufschreckte. Mir war unglaublich heiß und dann fiel mir auf, dass ich immer noch, die Sachen vom Vortag an hatte. Überall floss mir der Schweiß in Strömen hinunter und die Sachen klebten an meiner überhitzten Haut. Ich ließ mich zurück in mein Bett fallen und atmete einige Male tief durch, ich starrte geradewegs an die Decke. Innerlich verspürte ich eine Angst davor, mich wieder schlafen zu legen...also stand ich auf und setzte mich auf mein eingebautes Fenstersofa. Ich  umklammerte meine Knie und lehnte mich an die Wand...mein Blick schweifte aus dem Fenster, ich betrachtete die Straße und beobachtete den regen Verkehr. Obwohl es noch ziemlich früh am Morgen war und es auch gerade erst zu dämmern begann, war schon viel auf den Straßen los. Die ersten Müllwagen waren schon unterwegs und holten die vollen Mülltonnen ab, die am Straßenrand standen und die am Abend zuvor raus gestellt worden waren.

Der Morgen brach heran und mir graute es vor der Vorstellung, heute zur Schule zu müssen. Am liebsten hätte ich mich den ganzen Tag, unter meiner Bettdecke, verkrochen. Doch das hätte meine Mutter nie im Leben zugelassen, wahrscheinlich hätte sich mich an den Haaren und mit Gewalt in den Unterricht gezerrt. Wenngleich ich meine Mutter auch über alles liebte und sie mir wirklich heilig war, so konnte sie dennoch hin und wieder sehr hartnäckig und dickköpfig sein...vor allem wenn es um das Thema Schule ging. Um mir diese Tortur zu ersparen, erhob ich mich und versuchte mich ins Bad zu schleppen. Jeder Schritt tat weh, mein ganzer Körper war steif und jeder einzelne Muskel spannte schmerzlich, zudem erledigten die höllischen Kopfschmerzen den Rest. Schritt für Schritt begab ich mich auf den Weg und als ich dann zu guter Letzt mein Spiegelbild, im gut ausgeleuchteten Spiegel, erblickte, hätte ich mich selbst beinahe nicht wieder erkannt. Ich registrierte, was der Schlafmangel mit mir angerichtet hatte...mein Gesicht war bleich und sah eingefallen aus, unter meinen Augen zeichneten sich dunkle, dicke Augenringe ab und meine sonst braunen Locken, waren heute nur ein glanzloses Gestrüpp voller Knoten. Ich bräuchte Tonnen an Make-up und selbst dann wäre ich mir nicht sicher, ob ich heute überhaupt akzeptabel aussehen würde...ich würde mich heute wahrscheinlich ohnehin nicht aufrecht auf den Beinen halten können. Ich warf einen Blick auf die Uhr und hatte noch genügend Zeit eine ausgiebige Dusche zu nehmen...ich drehte das kalte Wasser auf, ließ meine schweißgebadeten Sachen auf den gefließten Boden fallen und stieg unter den bitterkalten Wasserstrahl. Das eisig kalte Wasser kühlte meine glühende Haut und ich genoss, wie es über den Rücken hinunter, an meinen Beinen entlang floss. Ich fühlte mich augenblicklich frischer und wacher. Als ich die Glastür zurück schob, schnappte ich mir ein Handtuch und wickelte es mir um. Nachdem ich mich geschminkt und meine Haare gemacht hatte, fuhr ich mir mit der Hand durch meine Frisur und suchte nach der Wunde an meinem Kopf...überraschender Weise, war sie verheilt und keine einzige Macke war zurück geblieben. Ich betrachtete die Stelle eingehend...doch es war nichts da, kein Beweis, dafür...dass ich gestern einen Autounfall hatte. 

Ich stand vor meinem Kleiderschrank und versuchte ein geeignetes Outfit für heute zu finden, nachdem ich mir einige Sachen raus gelegt hatte und ich mich vor den Spiegel stellte, um mir diese vor zuhalten, fiel mein Blick zufällig auf das alte Foto auf meinem Schreibtisch. Ich drehte mich um und nahm es in die Hand. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, trat  ein Lächeln auf mein Gesicht. Es war das Foto von mir und Amanda, meiner besten Freundin, damals waren wir dreizehn gewesen und hatten eine Klassenfahrt nach Kanada in einen Nationalpark gemacht. Wie jung und kindlich wir damals doch gewesen waren...jetzt waren wir fast erwachsen und verzweifelt dabei uns Geld für unser Studium zu verdienen...

The chosen one [ Band I ] * on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt