Ich konnte mich echt ohrfeigen. Warum tat ich das? Ich dachte ich hatte wenigstens noch ein bisschen Verstand, als ich Elias geantwortet hatte. Aber nein, der war komplett ausgeschalteten gewesen. Und jetzt konnte es jede Sekunde klingeln. Ich hatte ihm auf seine Frage, ob alles okay wäre und er vorbeikommen könne, tatsächlich mit ,Ja gerne. Komm einfach vorbei.' geantwortet. Wie oft musste mein Herz mir noch beweisen, dass ich einfach zu oft auf den Kopf gefallen war? Ich meine, ich hatte eine graue Jogginghose an, einen Oversized Hoodie von Tommy Hilfiger, trug auf meinem Kopf einen Zotteldutt und hatte schwarze Kuschelsocken an. Und so wollte ich Elias empfangen. Zum umziehen blieb keine Zeit, da er vielleicht fünf bis zehn Minuten brauchen würde und ich so schnell nicht war. Also saß ich auf meinem Bett, versuchte mich zu beruhigen indem ich Tio den Kopf kraulte und wartete auf unsere Klingel. Und dann hörte ich sie. Ich stand auf, so gut es eben ging, bewegte mich in Richtung Tür, gefolgt von Tio, und betrat den Flur. Mühselig trat ich die Reise, die Treppe runter zu gehen, an. Nach mehreren Strauchelattacken hatte ich es geschafft mehr oder weniger außer Atem die Tür zu öffnen und mich Mal wieder peinlich zu machen. Vor Elias. ,,Hey, ich nehme an der Gang aus deinem Zimmer hier her hat so viel Zeit beansprucht?" Na super. Ich sagte es ja. Peinlich peinlich. ,,Ja, geht momentan nicht schneller." Versuchte ich es wenigstens noch etwas besser zu machen. Er lachte kurz. Ok, Kate. Nicht ausflippen. Sein Lachen. Nicht ausflippen. Seine Grübchen. Kate! Nicht ausflippen. ,,Schon alles gut. Ich warte gerne. Willst du jetzt wirklich wieder hoch oder wollen wir in euer Wohnzimmer?" ,,Wie Rücksichtsvoll. Ich bevorzuge die Couch in unserem Wohnzimmer." ,,Gut, also dahin." Ich ging leicht beiseite, damit er rein konnte. ,,Na, wen haben wir denn da? Tio. Wie geht's dir Großer?" Es war schon sehr niedlich mit anzusehen, wie Elias Tio unterm Kinn streichelte. ,,Können wir uns bitte hinsetzen? Der Hund kommt ja mit." Mein Bein tat wieder weh. Sofort richtete Elias sich auf. ,,Klar, komm ich kann dich auch stützen." ,,Das musst du nicht unbedingt. Es muss nur schnell gehen." ,,Meinst du das ,schnell' von normalen Menschen oder dein ,schnell'?" Was sollte man denn darauf antworten? ,,Eh...so schnell es eben geht." Und mit dieser nicht gerade schlauen Aussage, machten wir uns auf den Weg ins Wohnzimmer. Endlich auf dem bequemen Sofa sitzend, herrschte erstmal Ruhe. Aber irgendwie brauchte ich das auch mal. Tio lag friedlich in seinem Körbchen und döste vor sich hin. ,,Wie geht's deinem Bein?'' Wir beide sahen auf den roten Verband und warteten. Er auf meine Antwort, ich darauf, welche nicht ganz bescheuerte Antwort ich ihm geben könnte. ,,Laufen geht, wie du warscheinlich schon gemerkt hast, nicht so gut. Im Sitzen geht es. Es schränkt einen halt voll ein.'' Stolz, normale Worte und Sätze aus meinem Mund bekommen zu haben, sah ich ihn an. Seine Haare waren nicht gemacht, was ihn in keinem Fall unaktraktiv wirken ließ. Im Gegenteil. Es sah mega gut aus. ,,Warum sind sie so ausgerastet?'' Besorgt schaute er mich an. ,,Sie wollten, dass ich jemanden in Ruhe lasse.'' Ich kannte ihn. Er würde sich schuldig fühlen, wenn ich gesagt hätte, dass er die Person war. ,,Wen?'' Ach Manno. Ich konnte ihm das einfach nicht sagen. ,,Kate, wen?'' Hakte er nach. Dabei lehnte er sich weiter nach vorne und blickte mich eindringlich an. Und in diesem Moment ging mir genau ein Gedanke durch den Kopf. Küss mich.