Nun befinde ich mich im Flugzeug und kann mich endlich auf London konzentrieren, auf das was ich wirklich kann. Ich habe mein Abi in der Tasche, welches zwar etwas besser sein könnte, jedoch kann ich daran jetzt auch nichts mehr ändern und kann die Schule endlich hinter mir lassen. Daher bin ich froh, als ich mich nach den ganzen Kontrollen und dem Boarding auf meinen Platz setzen kann. Nun warten einige Stunden Flug und ein Umstieg auf mich. Mein Jumpsuit und meine Highheels sind zwar nicht gerade bequem, aber auch daran habe ich mich in den letzten Jahren gewöhnt.
Nachdem ich also in Berlin einmal umsteigen musste, sitze ich jetzt im Flugzeug auf dem Weg nach London. Neben mir sitzt ein Junge ungefähr in meinem Alter. Er hat Kopfhörer auf und sieht so aus als wolle er nicht gestört werden. Mir kann das nur recht sein, also lehne ich mich in meinem Sitz zurück und setze mir ebenfalls meine Kopfhörer auf. Nach kurzer Zeit bin ich auch schon eingeschlafen.
Ruckartig werde ich aus meinem Schlaf gerissen. Verwirrt gucke ich mich um. Warum bin ich wach geworden? Da bleibt mein Blick an dem Jungen neben mir hängen. Seine rechten Körperteile zucken und seine Haut scheint eine leicht bläuliche Farbe angenommen zu haben. Geschockt schaue ich ihn an. Plötzlich hören seine Muskeln auf zu zucken und sein Kopf fällt zur Seite. Jetzt scheint er zu schlafen. Meine Schockstarre löst sich und ich versuche ihn zu wecken. Das stellt sich jedoch schwieriger als erwartet raus. Doch nach circa 5 Minuten reißt er verwundert seinen Kopf hoch. Überrascht schaut er mich an. „Kann ich dir helfen?" Jetzt bin ich diejenige, die ihn völlig überfordert anguckt. „Was war das gerade?" Frage ich ihn, noch immer etwas geschockt. „Was meinst du?" Verwundert guckt er mich an. „Na, dein rechter Arm und dein Bein haben unkontrolliert gezuckt und deine Haut hat eine leicht bläuliche Farbe angenommen." Verzweifelt fährt er sich mit einer Hand durchs Gesicht. Er murmelt etwas, was sich nach 'nicht schon wieder' anhört, aber genau kann ich es nicht verstehen. Dann sagt er wieder etwas lauter: „Das war ein epileptischer Anfall." „Was für ein Anfall?" Frage ich ihn nichtsahnend. Kurz überlegt er. „Bei einem solchen Anfall kann es zu einer Muskelanspannung, einem Sauerstoffmangel und einem darauf folgenden Tiefschlaf mit Gedächtnis Aussetzern kommen." Erklärt er mir ruhig. „Gedächtnis Aussetzer?" Frage ich schockiert. „Ja, das heißt, dass der Betroffene sich nicht mehr an einen solchen Anfall erinnern kann." Ich bin vollkommen überrumpelt mit dieser Tatsache, doch ich versuche mich wieder zu fassen, da ich mehr darüber erfahren will. „Das heißt du weißt gar nicht, was gerade passiert ist?" Frage ich nochmal nach, um das auch wirklich Richtig zu verstehen. „Nein." Ich muss schlucken, ich kann mir gar nicht vorstellen wie das ist, sich an ein Geschehen nicht mehr erinnern zu können. „Und wie kommt es zu einem solchen Anfall?" Nun ist er derjenige der schweigt. Als er nach einiger Zeit noch immer nicht geantwortet hat, füge ich hinzu: „Du musst es mir nicht erklären, wenn du nicht möchtest." Eine kurze Zeit bleibt er noch still, doch dann fängt er an zu erzählen. „Vor ungefähr zwei ein halb Jahren bekam ich die Diagnose, Hirnmetastasen. Eine Krankheit die nicht heilbar ist, zwar hat man auch mit dieser Krankheit eine hohe Lebenschance, aber bei mir ist die Krankheit erst zu spät festgestellt worden. Symptome können eben diese epileptischen Anfälle sein." Wieder muss ich hart schlucken. „Das tut mir leid." „Das muss es nicht." Abermals schaue ich ihn verwundert an. „Macht dir deine Krankheit denn gar nichts aus?" frage ich ihn erstaunt. „So kann man das nicht sagen. Die ganzen Anfälle sind nervig und kraftraubend, aber die Krankheit zeigt einem auch die wichtigen Dinge im Leben." Mit so einer Antwort habe ich nicht gerechnet. Aber es freut mich, dass er so offen, mit seiner Krankheit umgeht. In den nächsten 20 Minuten unterhalten wir uns weiterhin über unser Leben. Ich erfahre, dass er Liam heißt, 19 Jahre alt ist und nach London fliegt um weitere Mittel gegen seine Krankheit zu testen. Natürlich erzähle ich ihm auch Sachen über mich. So erfährt er, dass ich Emilia heiße, 18 Jahre alt und Model bin. Am Ende tauschen wir unsere Nummern aus und verlassen gemeinsam das Flugzeug. Nachdem ich meine Koffer habe, verlasse ich auch den Flughafen und nehme mir ein Taxi.
Am Hotel angekommen erfahre ich, dass zum Glück jede von uns ein Einzelzimmer hat, denn auf Zickereien auf dem Zimmer kann ich gerne verzichten. Außerdem habe ich mit keinem der anderen Models etwas zu tun, daher habe ich keine Lust mir mit einer von denen ein Zimmer zu teilen. Das Zimmer ist modern ausgestattet, hat aber trotzdem einen gemütlichen Touch. Zu meiner linken erstreckt sich eine bodentiefe Fensterfront, wodurch man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt hat. Davor befindet sich mittig eine kleine schwarze Bank mit mehreren Kissen. An der Wand links neben der Fensterfront, hängt ein Fernseher vor welchem ein ebenfalls schwarzes Sofa prangt. In der rechten Ecke des Fensters steht eine Stehlampe. Daneben an der Wand, welche gegenüber der Tür liegt, befindet sich ein großes Kingsize Bett. Rechts neben mir steht eine weiße Kommode mit einer Vase drauf. An der Wand daneben befindet sich eine Tür, welche in ein genauso modernes Bad, mit großer Eckbadewanne, einer Dusche, Toilette und einem doppelten Waschbecken führt. Links neben der Tür steht ein großer Kleiderschrank, welcher ebenfalls in schwarz-weiß gehalten ist.
Schnell fange ich an meine Sachen auszupacken und in meinem Zimmer zu verstauen. Außerdem mache ich mich noch etwas nach diesem langen Flug frisch, bevor ich mich auf den Weg in die Lobby mache.
Es sind bereits einige der anderen eingetroffen und so müssen wir nur noch kurze Zeit auf die restlichen warten. Dann erhalten wir den Plan für die kommende Woche, in diesem ist eingetragen wann wir zu unseren Fotoshootings erscheinen müssen. Als alle weiteren Fragen geklärt sind, begebe ich mich auf den Weg in den Speiseraum.
Als ich am Abend bereits geduscht bin, im Bett liege und gerade das Licht ausmachen möchte, kündigt mein Handy eine eingehende Nachricht an. Wiederwillig stehe ich also wieder auf und nehme mein Handy von der Ladestation. Verwundert wer mir geschrieben haben könnte, gebe ich meinen Pinn ein. Liam: Hey, ich wollte dich fragen, ob du Lust auf ein wenig Sightseeing hast? Ich muss leicht schmunzeln und antworte schnell. Ich: Gerne, wann denn? Bereits wenige Sekunden später kommt die Antwort. Liam: Wie wäre es mit morgen um 15 Uhr vor deinem Hotel? Nachdem ich einen Blick auf meinen Plan geworfen habe, antworte ich. Ich: 15Uhr klingt gut. Liam: Gut ich komme dich abholen. Bis morgen. Ich: Bis morgen. Zufrieden lege ich mein Handy wieder weg und gehe endlich schlafen.
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Perfect Strangers
Teen FictionNach ihrem bestandenen Shooting sitzt Emilia endlich im Flugzeug nach London, dort trifft sie auf den lebensfrohen Liam, welcher seiner Krankheit trotzen und neue Medikamente in London ausprobieren möchte. Schnell wird aus Freundschaft, Liebe. Doch...