Ich war frustriert und verzweifelt. Mehrer Monate waren jetzt nach unserer “Flucht“ vergangen, und ich fühlte mich alleine und zurückgelassen. Ich kam auf die dümmsten Ideen und die schrägsten Gedanken. Ich hatte den Plan gefasst mich mit Bettlaken abzuseilen und so ein bisschen mehr von der Insel zu sehen. Ich war zwar weiter gekommen als zu vor aber wirklich weit kam ich nicht. Ich hatte mittlerweile etwas Grün gesehen, auf der Rückseite der Insel, nicht nur grobe graue schorfe Rifffelsen und Gebirgsgestein. Auch kam ich zu einer Plattform viel weiter oben auf dem Berg, die mit einer saftigen Wiese bedeckt war, ungefähr so groß wie ein Fußballfeld, nur in einer ovalen Form. Ich lernte klettern in sehr dünner Luft, bei der sich jeder Atemzug anfühlte als wäre es dein letzter; meine Ausdauer und meine Kraft verstärkten sich, meine Sinne wurden schärfer, und trotzdem fühlte ich mich hilflos. Ich sahs einfach stundenlang da und schaute in die Ferne, eine Art von Meditation die einerseits beruhigend aber auch angsteinflösend zugleich war. Ich begann mit körperlichen Übungen, die ich im Fernsehen, in irgend einer Werbung oder Dauerwerbesender gesehen hatte und machte sie anfangs einfach aus dem Gedächtnis nach, bis ich merkte wie es eigentlich wirklich ging. Es tat gut, den inneren Schmerz zu spüren und immer weiter zu gehen bis über meine Grenzen, nur zur Ablenkung der Grenzen die ich hier hatte. Jeden Tag kam ich wieder auf die Wiese, fing an Felsbrocken durch die Gegend zu werfen, zu klettern, oder einfach nur so schnell es ging über die Wiese zu rennen. Mein Körper wurde immer schneller, immer stärker und immer geschickter, mit jedem Tag. Ich sah jede kleine Bewegung im Gras, hatte mein Umfeld immer im Blick, ob es vielleicht doch etwas gebe, dass mir in irgendeiner Weise helfen könnte, den nächsten Tag zu überstehen, was neues zu sehen oder etwas ungelernten zu lernen. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Nach weiteren viel zu viel vergangenen Monaten, es müssen fast drei Jahren nach dem Zugunglück gewesen sein, brachte mich das Gefühl von allein sein fast um. Unter mir waren Menschen, dass wusste ich, aber ich konnte sie nicht erreichen, ich hatte es so viele male versucht, wenn nicht sogar tausend mal. Über mir gab es nichts als den Tod, dünne Luft, Felsen die abbrachen oder auf mich hinabstürzten oder ich stürzte in die Tiefe. Ich hatte mir so oft überlegt einfach zu springen, ich meine, mir ist gesagt worden ich sei unsterblich. Aber ausprobieren wollte ich es kein zweites mal um ehrlich zu sein. Und den Schmerz spürte ich ja trotzdem. Ich sahs in einem Gefängnis ohne Gittern, ohne jemandem der mich wirklich bewachte, der sich aber um mich sorgte, mir essen gab und mir ein Dach über dem Kopf gewährte und ich war dankbar, obwohl sie es waren die mich einsperrten.