6:30 Uhr am Morgen.
Montag.
Ein weiterer Tag.
Falsch.
Ein weiterer unnötiger Tag.
Ein weiterer vergeudeter Tag.
Ein weiterer Tag, wo ich meine gehirnlose Klasse wiedersehen muss.Und wofür das Ganze?
Das sind die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, als ich den schrillen Ton meines Weckers höre. Gestresst schalte ich den Wecker aus und vergrabe mein Gesicht unter meine Bettdecke.
"Ich hab sowas von kein Bock" nuschel ich in den warmen Bettbezug meiner Bettdecke.
Langsam schließe ich meine Augen, in der Hoffnung weiter schlafen zu können."Nathalie!! Komm runter!! Du musst in die Schule!" höre ich meinen Bruder Adam vom Wohnzimmer aus schreien. Genervt seufze ich auf.
Ich habe mich anscheinend zu früh gefreut.Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ich wohl gebraucht haben muss, um mein geliebtes Bett zu verlassen, stehe ich nun vor meinem Kleiderschrank.
Lustlos nehme ich mir ein rosanes bauchfreies Top und eine lange passende rosane Hose heraus und ziehe sie mir mit samt neuer Unterwäsche im Badezimmer an. Vorher ging ich noch ein mal duschen, um mich für den Tag frisch zu machen. Um den Look perfekt zu machen, setze ich mir schließlich noch meine silberfarbene Brille auf.
Mit noch klammen/leicht nassen Haaren binde ich mir einen hohen Pferdeschwanz und mache mich anschließend auf den Weg, die Treppe runter.
Noch einen letzten Blick voller Sehnsucht schaue ich meinem Bett nach, wie es allmählich beginnt zu verschwinden.Als ich schließlich unten angekommen bin, nimmt mich mein Bruder auch schon hektisch in Empfang. "Kannst du dich nicht einmal beeilen Nathalie?"
"Und kannst du nicht einmal aufhören so rum zu nörgeln?" erwidere ich augenverdrehend.Im Ernst ich hab nichts gegen meinen Bruder.
Nein wirklich, ich liebe ihn überalles, aber manchmal kann er echt ziemlich stressen, zum Beispiel am Morgen.
So wie jetzt.
"Du weißt, zu spät kommen macht einen schlechten Eindruck" kritisiert er mich.
"Hab ich diesen Eindruck nicht sowieso schon?" erwartungsvoll ziehe ich daraufhin meine Augenbraue hoch.
"Ach Nathi, warum siehst du alles immer so pessimistisch? Du gibst dir ja nicht mal Mühe, dich gut mit ihnen zu verstehen, geschweige denn überhaupt Freunde zu finden!" verzweifelt er.
Vielleicht weil ich keinen Bock auf diese Schule, geschweige denn auf diese Stadt habe!!! Protestiere ich in meinen Gedanken.
Es ist gerade mal 4 Monate her, als sie von uns gingen.
•Seit dem die Polizei Nachts um halb zwei vor unserer Haustür stand und es uns 'mitgeteilt' hat.
•Seit dem ich jede Nacht in meinem Bettbezug weine und hoffte sie würden endlich wiederkommen.
•Seit dem ich jeden Nachmittag um 18:30 Uhr vor der Tür stehe und hoffe sie würden jede Sekunde rein kommen.
•Seit dem ich jeden Tag hoffe, es sei ein Alptraum und ich würde jede Minute daraus erwachen.Doch es geschah nie.
Es trifft mich wie ein Blitz.
Die Erinnerungen schießen auf einmal alle samt hoch.
Mein Blick wandert schlagartig auf den Boden.
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, starre ich den Laminatboden an.
Die Erinnerung sorgen für einen unangenehm Schauer auf meinen Körper.Mein Bruder scheint mein plötzliches Verhalten bemerkt zu haben, da er mich wenige Sekunden später in den Arm nimmt und behutsam meinen Kopf streichelt.
"Es ist okay Nathi! Ich weiß, es ist immer noch schwer, die 'Geschehnisse' zu verkraften"
Er hielt kurz inne, um sein heftiges Schlucken zu unterdrücken, bevor er weiter spricht.Es fällt ihm insgeheim noch genauso schwer wie damals.
Das spüre ich.
Er ist kein gefühlsloser Stein,
der immer alles abblocken kann.
Und das ist auch okay so.
Denn jeder Mensch hat Gefühle, die er ab und zu auch mal zeigen soll.Adam holt mich mit seiner sanfter jedoch auch etwas zerbrochener Stimme zurück in die Realität.
"Doch wir müssen stark bleiben, okay?"Er hat schon recht.
Trübsal blasen bringt eh nicht viel. Und ich will ihn jetzt auch nicht weiter mit meinen Gefühlsausbrüchen belasten.
Schließlich kann sowohl er, als auch ich, nichts mehr an dieser Situation ändern.Mit einem zustimmenden lächeln sehe ich ihn an und drücke ihn fest an mich.
"Ich hab dich lieb Adam""Ich dich auch Nathalie" erwidert er ebenfalls, mit einer kräftigen Umarmung.
"Trotzdem müssen wir jetzt los, wenn wir nicht zu spät kommen wollen" woraufhin er mich skeptisch an sieht.
"Ist ja gut. Du hast gewonnen! Dann lass uns jetzt gehen." antworte ich schnippisch,
folge ihm dann doch aber,
mit einem zufriedenen lächeln.
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ᴀ ɴᴇʀᴅʏ ʙᴀᴅ ɢɪʀʟ
Teen FictionEin Nerd. Ein Streber. Ein Außenseiter. Ein arrogantes Miststück. Mit diesen Worten werde ich tagtäglich beschrieben. Ihr fragt euch von wem? Die Antwort ist ganz einfach. Von meiner Klasse! Ich kann es ihnen auch gar nicht verübeln. Wenn ich so dr...