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Peter PoV

Mir blieb zwar eigentlich noch genug Zeit um nach Hause zu fahren, zu duschen, mich umzuziehen und  um noch etwas zu essen, wenn ich mich davor beeilte, aber ich hatte keine Lust nach Hause zu gehen, denn im Moment fühlte es sich nicht wie zu Hause an, sondern wie die Hölle. Ich wünschte mir manchmal ich hätte genug Geld um mir eine eigene Wohnung zu mieten, aber das war nun mal nicht so. Meine Familie hatte keine Geldprobleme, aber meine College-Ausbildung war trotz meines Sportstipendiums sehr teuer und meine Eltern würden mir ganz bestimmt nicht eine eigene Wohnung finanzieren, nur weil ich mit der Situation die zu Hause herrschte nicht klar kam. Ein Zimmer im Studenten-Wohnheim hatte ich auch nicht bekommen, da ich zu nah am College lebte.

Mein Weg führte mich direkt zum Schrottplatz, wo bei meiner Ankunft rein gar nichts los war. Unbemerkt gelangte ich zur Zentrale, drinnen angekommen schnappte ich mir erst mal eine Flasche Wasser aus dem kleinen Kühlschrank, der neben dem Sofa stand und nicht nur als Getränkekühler, sondern auch als Beistelltisch diente. Nach ein paar Schlucken Wasser war mein Hals nicht mehr ganz so trocken und ich nicht mehr ganz so durstig. Danach schnappte ich mir eine frische Jeans und ein frisches T-Shirt, welche ich hier deponiert hatte und zog mich um. Auf eine Dusche würde ich wohl verzichten müssen, aber in den frischen Klamotten fühlte ich mich schon um einiges besser.

Ich sah auf die Uhr und seufzte. Ich würde noch eine Stunde warten müssen bis Bob hier auftauchen würde. Wann Justus hier ankommen würde wusste ich nicht, wahrscheinlich etwas früher als Bob. Was genau Justus machte wussten Bob und ich nicht, da Justus es uns nicht gesagt hatte und wie so oft aus allem ein Geheimnis machte. Tatsache war, dass er seit mehreren Wochen jeden Sonntag den Vormittag und einen Teil des Mittags irgendwo war und irgendwas machte. Um ehrlich zu sein war es mir im Moment ziemlich egal und ich war mir sicher, dass er es uns sagen würde, wenn es an der Zeit war.

Müde setzte ich mich auf das Sofa und schnappte mir eins der Bücher die auf dem Beistelltisch lagen. Es war ein Buch das Justus gehörte und eigentlich viel zu hochgestochen für mich, aber was solls, ich hatte eh nichts anderes zu tun. Überraschender Weise fand ich das Buch nach einigen Seiten sogar sehr spannend und ich tauchte in die Geschichte ein.

Ich wurde erst aus meiner Vertiefung gerissen, als jemand sich direkt neben mir räusperte. Justus. Ich hatte gar nicht gemerkt wie er rein gekommen war. Er sah mich mitleidig an und meinte dann kopfschüttelnd: "Mensch Peter, du siehst heute echt scheiße aus, warum bist du nicht einfach zu Hause geblieben, wenn es dir offensichtlich nicht gut geht?" Nuschelnd erwiederte ich: "Ich wollte nicht nach Hause. Du weißt doch wie doof das gerade ist. Mum heult sich die Augen aus und Dad wohnt bei seiner verdammten Sekretärin. Die Stimmung zu Hause ist einfach dermaßen schlecht, dass es ist als würde eine schwarze Wolke über unsrem Haus schweben. Außerdem hab ich mich gestern extrem mit Kelly gestritten und ähm, ihr gesagt, dass ich eine Pause brauche. Ich denke ich hab allen Grund scheiße auszusehn." Das mit Bob verschwieg ich ihm mal lieber. Justus nickte und zeigte dann auf das Buch, welches ich in der Hand hielt und murmelte dann: "Du kannst es dir ausleihen. Ich bin schon durch. Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich dich jemals freiwillig lesen sehen würde." Über den Themenwechsel war ich froh, Justus hatte wohl gespührt, dass ich gerade nicht über die Dinge die mich bedrückten reden wollte. Mit einem spöttischen Grinsen meinte ich: "Ach komm Erster, du kannst doch nicht wirklich denken, dass nur du und Bob ihre Nasen zwischen Buchrücken klemmt. Ich hab es immerhin aufs College geschafft. Ich bin vielleicht nicht so intelligent wie du und so belesen wie Bob, aber dumm bin ich noch lange nicht. Und was Lyrik und den ganzen Kram angeht schlage ich euch beide um Längen. Ich mag das Zeug vielleicht nicht, aber gut bin ich trotzdem." "Ja, ja. Du kannst mich mal mit deinen ganzen Gedichten. Bild dir ja nichts drauf ein. Weißt du eigentlich wann Bob vor hatte hier aufzutauchen?" "Nö, der wird wohl so um 15 Uhr da sein. Das ist in so 10 Minuten. Warum hast du uns eigentlich her bestellt?" Justus schmunzelte und sagte: "Das sag ich dir wenn Bob da ist. Ich hab keine Lust alles zwei mal zu erzählen."

Bob PoV

Als ich am Schrottplatz ankam blieb ich noch eine Minute in meinem Käfer sitzen, bevor ich den Motor ausschaltete, den Schlüssel zog, die Tür öffnete und ausstieg. Ich schloss den Wagen und lief etwas nervös zur Zentrale. Ich riss die Tür der Zentrale förmlich auf. Justus und Peter verstummten und Justus sah mich entgeistert an. "Vorsicht Bob, die Lady ist schon alt und wir brauchen sie noch, also geh bitte etwas vorsichtiger mit ihr um. Jetzt stell die mal vor ich würde so die Tür von deinem Käfer auf machen, dass würdest du..." Ich hatte meine Ohren auf Durchzug gestellt und schüttelte kaum merklich den Kopf als ich sah wie sehr Peter sich das Lachen verkneifen musste. Wenn er anfangen würde zu lachen, würde ich auch lachen müssen und Justus wäre mal wieder beleidigt, weil wir ihn nicht ernst genug nahmen.

"Ja, ja, Just, ich gebe dir hiermit mein Ehrenwort, dass ich mich das nächste mal zurück halte, wenn ich die Tür zu deinem, ähm, unserem Heiligtum betrete, aber bitte, bitte hör auf mich jedes mal mit einem endlos langen Monolog voll zu schwafeln." Das entnervte "Du kannst auch nichts ernst nehmen, unglaublich!" gab Peter den Rest und er prustete los. Es tat gut ihn so unbeschwert lachen zu sehen. Unsere Augen fanden sich und auch ich musste grinsen.

Auch nachdem Peter aufgehört hatte zu lachen hielten wir Blickkontakt und ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Ich versuchte meinen Blick zu lösen, aber es ging irgendwie nicht. Seine Augen hatten eine so enorme Anziehungskraft, dass ich normalerweise eher vermied ihm direkt in die Augen zu schauen. Sie waren grün, ein leuchtendes, mit braunen Sprenkeln, die manchmal, je nachdem wie das Licht auf sie fiehl, fast schon golden schimmerten.

Erst als Justus sich räusperte lösten wir beide den Blick voneinander. Justus schaute mich misstrauisch an und ich hatte das Gefühl rot anzulaufen. Fragend sah ich Justus an. Justus fragte: "Warum hast du heute deine Brille und nicht deine Kontaktlinsen an? Ich hab dich ja schon ewig nicht mit dem Ding gesehn." Am liebsten hätte ich erleichtert aufgeseufzt, aber ich konnte mich grade noch so zurück halten. Ich zuckte nur mit den Schultern und ließ meinen Blick wieder zu Peter schweifen. Hatte sich ein rötlicher Hauch auf seine Wangen gelegt, oder bildete ich mir das nur ein?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 17, 2017 ⏰

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Die drei ??? (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt