Das leise Geklapper von Geschirr erfüllt den Raum. Eine Familie sitzt an einem schön gedeckten Tisch und isst. Und schweigt. Hallo, und wilkommen bei den Namaras. Die Namaras gelten als angesehen. Angesehen, weil Paul, mein Vater, einer der führenden Politiker der Stadt ist. Ein Anwärter auf den Platz des Bürgermeisters von Berlin. Auf andere wirken wir wie eine perfekte Familie. Ein Sohn, der Informatik studiert, eine Tochter, die bald ihr Abitur macht, ein weiterer Sohn, der bereits im Alter von 4 Jahren durchblicken lässt, dass er es einmal sehr weit bringen wird. Wie schön, dass der Schein trügt. Unsere Verhältnisse sind liebevoll, aber angespannt. Zumindest das zu unseren Eltern. Seit ein paar Wochen jedoch ist etwas anders. Unsere Eltern schweigen, sind gereizt. Irgendetwas stimmt nicht, aber keiner möchte uns etwas sagen. Überhaupt nichts. Anfangs wollte ich warten bis sie von selbst auf die Idee kommen, ihre Kinder einzuweihen. Anfangs. Jetzt habe Ich entschieden genug und warte seit Tagen auf den richtigen Moment. Und hier ist er. Der perfekte Moment für eine Konfrontation meiner Eltern. ,,Ich finde ihr könntet jetzt euren Mund auf machen. Wir merken, was hier los ist.'', sage ich, lehne mich zurück und verschränke die Arme. Mum sieht zu Dad, zuckt kurz zusammen, und isst weiter. Was...? ,,Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Lynn.'' Dad's Worte klingen hart. ,,Es geht uns etwas an. Es geht uns sehr viel an. Weißt du eigentlich, was das für eine Situation hier ist? So etwas nennt man mangelnde Kommunikation zwischen Familienmitgliedern.'', sage ich mit beherrschter Stimme. Ich war schon immer temperamentvoller. ,,Ich bin dein Vater und du tust, was ich dir sage.'', spricht Dad und funkelt mich warnend an. ,,Ich will Antworten Dad. Ihr sagt immer, ihr wollt uns so viel Druck wie möglich ersparen. Das hier ist Druck.'' Das Glas in Dads Hand zerspringt in tausend Scherben. ,,Geh auf dein Zimmer Lynn!'', schreit er schon fast und ballt die Hände zu Fäusten. Ich stehe auf und stütze mich an der Tischplatte ab. ,,Antworten! Sofort!'', sage ich ebenfalls etwas lauter und starre meinen Vater unverwandt an. Dad richtet sich auf und kommt ein Stück auf mich zu. Seine Augen glänzen merkwürdig und erinnern mich an ein gefährliches Raubtier. An ein Raubtier? Er ist dein Vater! ,,Hast du mich nicht verstanden? An deiner Stelle würde ich nicht so vorlaut sein. Das bekommt dir nicht gut.'' Während dem Reden kam Dad immer weiter auf mich zu und stand nun direkt vor mir. Andere würden zurück weichen. Ich nicht. ,,Sag mal hörst du schlecht? Wir haben ein Recht auf Antworten. Ich will das jetzt wissen.'' Im Gegensatz zu meinem Vater ist meine Stimme immer noch kontrolliert. ,, Sag es jetzt, oder ich gehe zur Presse.'', höre ich mich sagen, danach geht alles ganz schnell. Dad flucht, holt aus und schlägt mir, seiner Tochter, ins Gesicht. Von der Wucht des Schlages strauchele ich etwas und muss mich an meinem Stuhl stützen. Dylan steht an meiner Seite und hält Dads erneut erhobene Hand fest. Meine Hand fliegt zu meinem Auge. Als ich meine Hand wieder herunter nehme, bemerke ich die rote Flüssigkeit, die meine Hand bedeckt. Ich blute. ,,Wenn du Lynn noch einmal schlägst, schlage ich zurück Paul. Bis nichts mehr da ist.'', zischt mein Bruder und schubst meinen Vater zur Seite, und somit aus meinem Sichtfeld. Mum kommt auf mich zu, hebt mein Kinn an, und sieht sich mein Auge an. ,,Es wird blau sein, mein Schatz. Es tut mir so leid, ich... ich wusste nicht, dass Paul so weit gehen würde.'', flüstert sie und streichelt mit zittriger Hand meine Wange. Ich nicke und schließe die Augen. Ich hätte nie gedacht, dass Dad einmal so weit gehen würde. Ich meine, ich bin seine Tochter. Normalerweise sollte er der Jenige sein, der mich vor Schlägertypen beschützt. Oder war das nur ein Wunschdenken, das ich aus Filmen übernommen habe? In einem Moment wie diesem erscheint einem nichts mehr so, wie es war. Vielleicht ist es dumm, aber ich fange an, die Beziehung zu meinem Vater in Frage zu stellen. Liebt er mich nicht? War alles nur gespielt? Ich wünsche mir, dass Ich ihn jetzt hasse. Das wäre am einfachsten für uns alle. Aber nein, Ich muss ihn ja immer noch lieb haben. Weil er dein Vater ist! ,,Lynn? Ich bringe dich jetzt hier weg. Siehst du mich?'', dringt Dylans Stimme zu mir durch. Ich zwinge mich ihn anzusehen und versuche, möglichst gefasst auszusehen. Ich nicke und lasse mich von Dylan an der Hand in mein Zimmer führen. ,,Ist er weg?'', frage Ich leise und sehe Dylan an. Er weicht meinem Blick nicht aus und kommt ein wenig näher. ,,Ich hab ihn raus geschmissen. Er wird dir nichts mehr tun.'' Ich schüttle den Kopf. ,,Darum geht es mir nicht. Ich will mit ihm reden.'', sage ich leise. Dylan sieht mich verständnislos an. ,,Was?! Er hat dich geschlagen! Und du willst noch mit ihm reden? Das ist so typisch. Lynn, er wird nicht mehr so umgänglich sein wie eben.'', zischt Dylan eindringlich. Während er gesprochen hatte, hatte er angefangen unruhig durch mein Zimmer zu laufen. ,,Ich habe mir gedacht, dass es keiner verstehen wird. Aber ich kann ihn nicht einfach los lassen und... was auch immer tun. Er ist mein Vater, und das lässt sich nicht ändern. Ich will versuchen wenigstens mit ihm auszukommen.'' ,,Nein, Lynn. Bitte, bitte nicht. Er ist gefährlich. Ich will nicht das dir etwas passiert.'' Ich stehe auf und gehe auf Dylan zu. Mit den Fingerspitzen drehe ich sein Gesicht sanft zu mir um, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn auf die Wange. ,,Niemand tut mir weh.'', sage ich leise und streichle ihm einmal über die Wange. Dylan zieht mich in eine Umarmung und legt sein Kinn auf meinen Kopf. ,, Mach dir bitte keine Sorgen um mich. Du hast genug zu tun. Ich kriege das hier auch alleine hin.'', sage ich immer noch leise und streichle mit Fingerspitzen sachte über seinen Rücken. Lüge, schallt es durch meinen Kopf, aber ich ignoriere es. Langsam wird Dylans Atem ruhiger und er entspannt sich wieder. Während der letzten Minuten war er extrem angespannt, das merkte man sofort. Er atmet einmal tief ein und aus und löst sich wieder von mir. ,,Ich wüsste nicht, was Ich machen würde, wenn Ich dich nicht hätte.'', murmelt Dylan und küsst meine Stirn. ,,Du hättest jemand anderen, der meinen Job macht, Dylan. Und jetzt wäre ich gerne alleine. Danke, dass du für mich da bist.'', antworte Ich ungefragt und lächle ihn an. Er nickt, streichelt noch einmal über mein Haar. Dann ist er verschwunden.
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Sparkling Eyes
RomanceLynn Namara ist eigentlich ganz normal. So normal eben, wie man ist, wenn der Vater Anwärter auf den Platz des Bürgermeisters von Berlin ist und daher öfter mal von Kameras verfolgt wird. Und so normal, wie man ist, wenn man plötzlich übernatürliche...