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Ich steckte meine Hand in Dylans Handschuhfach. Ha, wusste ich es doch. Ich zog meine Hand wieder zurück und betrachtete die Sonnenbrille, von der ich vermutet hatte, dass mein Bruder sie hier aufbewahrte. Mit einem schiefen Lächeln setzte ich sie mir auf und startete den Wagen. Auf der Fahrt nach Hause kam mir so gut wie kein Auto entgegen, was ich der entlegenen Gegend zuschrieb, in die ich geflüchtet war.  Als ich in unsere Straße einbog machte sich sofort ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch breit. Was, wenn ich zu weit gegangen war und jetzt alle sauer auf mich waren? Berechtigt war es ja irgendwie. Das erste was mir auffiel, waren die Menschen, die sich wohl 'versteckt' hielten. Naja, jedenfalls versuchten sie es. Paparazzi fehlten mir jetzt noch. Ich seufzte, stieg aus dem Auto, schlug die Tür zu und ging zur Haustür, um schnell rein zu kommen. Als ich diese gerade aufschließen wollte, wurde sie jedoch ruckartig aufgerissen. ,,Paparazzi.'', murmelte ich, schob Dylan ins Haus zurück und schloss die Tür. ,,Hör zu, es tut mir leid, ich...'', fing ich an, wurde jedoch durch Dylan unterbrochen, der mich einfach in den Arm nahm und nickte. Dass er sich wohl Sorgen gemacht haben musste, war mir klar gewesen. Das war so typisch für ihn. ,,Es ist okay. Wenn es dir geholfen hat, dann ist es okay.'' Seine Worte waren leise, aber verständlich, während er mir einmal übers Haar strich. ,, Aber das nächste Mal nimmst du deinen Wagen. Ich hab mein Auto zu lieb, um es von dir zu Schrott fahren zu lassen.'' Jaja, der Autofreak in ihm kam wieder durch. Blödmann. Ich zog die Augenbrauen hoch und löste mich schief lächelnd von ihm, um in die Küche zu gehen. Auf der Suche nach meiner Mum durchquerte ich alle Räume des Erdgeschosses, bis ich mit gerunzelter Stirn zurück zu Dylan kam. ,,Wo ist Mum?'', fragte ich irritiert. ,,Sie hat sich abgesetzt. Es ist besser.'' Täuschte ich mich, oder war sein Ton irgendwie eigenartig? Und warum setzte Mum sich ab? Dazu hatte sie, meines Wissens nach, nicht genügend Gründe. Ich kam zu dem Schluss, dass ich wohl nicht alles wusste. ,,Warum sollte sie das tun? Und... wo ist Max?'' ,,Sie hat ihre Gründe. Max ist bei ihr, keine Sorge.'' ,,Du sagst mir nicht die ganze Wahrheit.'', stellte ich, direkt wie ich war, fest und sah ihn ein wenig verletzt an. Warum wollte mir in letzter Zeit nur niemand die Wahrheit erzählen? Dylan seufzte und fuhr sich einmal durch's Haar. ,,Du hast Recht. Aber ich kann es dir im Moment nicht sagen.'', antwortete er. Wenigstens schaute er mich entschuldigend an. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren. Jedenfalls im Moment. ,,Ich möchte in ein Hotel. Dieses Haus... ist nicht das, was es einmal war.'' Zu meiner Überraschung war mein Bruder damit einverstanden und machte sich daran, mir ein geeignetes Hotel zu suchen, während ich den Großteil meiner Sachen einpackte. Der Entschluss erst einmal in einem Hotel zu schlafen, war mir spontan in den Sinn gekommen. Ich wollte mich erst einmal von dem, was hier passiert war distanzieren. Wer weiß? Vielleicht half es mir ja einen klaren Kopf zu bekommen, damit ich mich dem Problem, oder was auch immer es war, zu stellen. Nach 10 Minuten packen - mein Koffer sah sehr adrett aus mit Bombenlook - schleppte ich ihn die Treppen runter und wartete im Flur auf Dylan. Als er kam, teilte er mir mit, dass ich ins 'Regent' gehen konnte. ,,Und du? Wo bleibst du?'', fragte ich und trat einen Schritt auf ihn zu. ,,Mo und ich haben uns eine Wohnung gesucht. Ich wollte es euch eigentlich gestern erzählen, dass wir jetzt sowas wie eine WG sind.'', antwortete er und grinste leicht. Ich grinste zurück. ,,Wehe du rufst mich an, damit ich putzen komme.'', riet ich ihm und pickste ihn in den Bauch. Er lachte leise, während er etwas aus seiner Jackentasche kramte, was er als 'seine neue Adresse' betitelte. Ich nahm das Papier und stofte es in meine Handtasche, die um meine Schulter lag. Nachdem wir beschlossen hatten, dass wir wohl besser durch die Garage gingen, waren wir auch schon auf dem Weg zum Regent. Auf der Fahrt redeten wir nicht, aber es war nicht unangenehm. Ich checkte ein und Dylan begleitete mich bis zu meinem Zimmer. Als wir uns trennen mussten seufzte er wieder. ,,Na dann. Mach keinen Unsinn, Lynn. Wenn irgendetwas ist, dann ruf mich bitte sofort an.'' Ich lächelte leicht, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. ,,Ich bin erwachsen, ich mach das schon. Sag Mo schöne Grüße von mir.'' Mein Bruder nickte, hob die Hand und drehte sich um. Ich sah ihm noch den Flur entlang nach, bis er verschwunden war. 

Das Zimmer war nur vom fahlen Mondlicht erleuchtet, dass durch das große Fenster herein fiel. Ich saß auf der Couch. Regungslos, nur meinen Gedanken nachhängend. Ich hatte eigentlich vorgehabt, schlafen zu gehen, aber... Jetzt schlafen zu gehen würde komisch werden. Es war nichts ungewöhnliches, alleine hier zu übernachten. Ich tat das ja auch, wenn ich mit Freunden einen Kurztripp machte. Ich fühlte zum ersten Mal so etwas wie Einsamkeit. Verlassen von aller Welt. Ich schloss die Augen und rieb mir über den Nasenrücken. Tränen hatte ich keine. Hinter meinen geschlossenen Lidern sah ich nur schwarz. Schwarz, schwarz, schwarz. Ich stand auf und machte mich auf den Weg in das Bad meiner Suite. Ich sagte ja schon, die ewige Dunkelheit geht einem doch irgendwann auf die Nerven. Langsam schälte ich mich aus meiner Kleidung und stellte mich unter die Dusche. Duschen hatte mir schon immer geholfen. Ich fand es viel entsannender, als in einer Wanne zu sitzen. Aber damit war ich wohl eher ein Einzelfall. Ich stellte die Temperatur auf 35°C ein, was mich wohlig lächeln ließ. Echt, probierts aus. Duschen ist eine richtige Universallösung! Es dauerte nicht lange, bis es passierte. Als ich nach meinem Duschgel greifen wollte, rutschte ich aus und fiel. Ich fühlte, wie meine Haut von dem Marmor der Dusche aufgeschnitten wurde und einen brennenden Schmerz hinterließ. Geschockt starrte ich auf die Wunde, die nun anfing stark zu bluten und den Boden rot färbte. Was...? Mit angehaltenem Atem streckte ich meine Hand aus, um festzustellen, wie tief der Schnitt war. Der Schmerz war zu stark, um ihn länger zu ertasten, aber was ich merkte, reichte ja. Tiefer als ich gedacht hatte. Ich war darin nicht geübt, aber ich hatte etwas hartes gefühlt. Bemüht ruhig atmend ließ ich meinen Blick auf der Suche nach meinem Handy durch's Bad gleiten. Und fand es auf dem Waschbecken. Ich klammerte mich an den Türknauf der Dusche, hievte mich hoch und hüpfte auf einem Bein zu meinem Handy. ,,Hi. Tut mir leid, dass ich dich jetzt schon anrufe, ich... bin in der Dusche ausgerutscht. Ich weiß nicht wie tief der Schnitt ist, ich bin nicht so erprobt in solchen Sachen, weißt du?'', stammelte ich auf Dylans Mailbox, nachdem ich seine Nummer gewählt hatte. Okay, keine Hilfe. Was mach ich jetzt? Ich schnappte mir meinen Bademantel und setzte mich auf die Toilette. Mein Blick glitt nach oben, zur Seite und wieder nach unten zu meinem Bein, das... eine Wunde zeigte die gold leuchtete und sich langsam zusammen zog? WAS?! Darauf spürte ich nichts mehr, den beruihugende Schwärze zog mich in ihren Bann...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 12, 2015 ⏰

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