Kapitel 6

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Weißt du, wie sich Ersticken anfühlt? Ich glaube, ich weiß es.
So wie ich dich dort auf der Straße habe liegen sehen, an diesem Abend. Ich habe das Blut gesehen, dass sich um dich herum ausgebreitet hat als hätte es Eile, aus deinem Körper zu entweichen. Als wäre es nicht interessiert an seiner eigenen Signifikanz für deinen Körper. Für dein Leben. Ich empfand widerliche Abscheu für die Geschwindigkeit, mit der die dunkelrote Flüssigkeit deinen Körper verließ. Ist das nicht lächerlich? Statt all meinen Hass, den ich in diesen Momenten vollkommener Verstandslosigkeit hatte aufkommen lassen können gegen den Fahrer zu richten, war ich bloß mit deinem Blut beschäftigt. Seine Farbe verfolgt mich bis heute. Jeongguk, ich weiß nicht, ob ich mir diese Momente jemals verzeihen kann. Als meine Beine unter mir zusammenbrachen, um dein Blut zu beobachten, das sich langsam durch die Unebenheiten des Straßenbelags seinen Weg bahnte, um in alle Himmelsrichtungen deinem Besitz zu entfliehen. Ich habe nichts gespürt, nicht meine Beine, nicht mein Gesicht oder meinen Brustkorb; nur die unendliche Abscheu für das Blut, das nicht mehr deines war, breitete sich in meinem gesamten Wesen aus wie ein Lauffeuer, oder eine schreckliche Sintflut, vielleicht.
Ich denke, dass sich Ersticken genau so anfühlt.

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