Rückblende

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Zwei Wochen zuvor:

Freitagabend: Das hieß für mich sturmfrei und einen Mädelsabend mit Ally!

,,Mäuschen, ich bin dann weg!" Ertönte die Stimme meines Vaters aus der Küche. Ich rannte aus meinem Zimmer, die Treppen herunter, zu ihm und umarmte ihn kurz. ,,Okay, Dad. Bis morgen." Er drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. ,,Macht keinen Scheiß und grüß Ally von mir. Ich hab dich lieb." Ich musste kurz lachen. ,,Machen wir nicht. Ich hab dich auch lieb." Er lächelte nochmal kurz und verschwand dann aus dem Haus.

Mein Vater musste wie jeden Freitag bis spät in die Nacht arbeiten und ließ mich somit alleine. Mum wohnte schon lange nicht mehr bei uns.

So gegen 19 Uhr fing ich dann an alles vorzubereiten und schön zu machen. Ich suchte passende DVDs heraus, backte unsere Lieblingsmuffins und stellte ein paar Getränke kalt.

Ally und ich wollten die letzten Ferientage noch so richtig genießen, bevor der ganze Schulstress wieder losging.

Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Ich sprintete zur Haustür und riss sie auf, wo mich das Gesicht von Ally Thomson angrinste. In der einen Hand ihre Schlaftasche und in der anderen eine Flasche Hugo.

,,Al, ich liebe dich! Du bist wie immer perfekt ausgestattet." Ich lachte und nahm ihr die Flasche ab, um sie in die Küche zu bringen.

Ein paar Stunden später saßen wir vollgestopft auf meinem Bett und schauten gerade irgendeinen Netflix-Film, als es an der Tür klingelte.

Ally und ich wechselten einen verwirrten Blick. ,,Wer klingelt denn noch Abends um 23 Uhr?!" Dachte ich laut.
Meine beste Freundin zuckte mit den Schultern. ,,Vielleicht Mitchell oder dein Dad."

Ich schüttelte den Kopf und sprang vom Bett auf. ,,Nein. Mitchell ist zu faul dafür und Dad hat immer einen Schlüssel bei sich."

Ich ging die Treppen hinunter, dicht gefolgt von Ally.
Als ich die Tür aufmachte, blickte ich verwirrt in die dunkle Nacht. Vor meiner Tür stand keiner. Dann glitt mein Blick nach unten und ich sah einen weißen Briefumschlag auf dem Boden liegen.

Verwirrt hob ich ihn auf und schloss die Tür wieder.
,,Was ist das?" Fragte Ally und ich musste kurz schmunzeln. ,,Offensichtlich ist es ein Briefumschlag." Lachte ich.

,,Das sehe ich auch." Ally rollte mit den Augen. ,,Jetzt mach ihn schon auf und guck was drin ist!"

Wir beide gingen wieder in mein Zimmer, Ally setzte sich aufs Bett und ich blieb stehen.

Als ich den Brief öffnete stockte mir der Atem und ich starrte geschockt auf den Inhalt.

,,Jo, was ist los?! Was ist dadrin?!"

Ich antwortete nicht. Ally riss mir den Umschlag aus der Hand und starrte mit offenem Mund den Inhalt an.

In dem Umschlag waren mehrere Bilder von meinem Dad und/oder mir und ein Brief, den ich noch nicht gelesen hatte.

Ally faltete ihn auseinander und begann laut vorzulesen.

,,Pass auf, was du tust und mach nichts falsches. Du stehst unter Dauerbeobachtung, versuch gar nicht mir zu entkommen. Kein Wort zu niemandem! Achte auf meine Worte oder deinem ach so tollen Daddy wird es bald nicht mehr gut gehen. Du wirst noch von mir hören. Bis dahin Fresse halten."

Ich schluckte.

„Jo..." Mehr brachte sie nicht raus.

Ich blickte mich panisch in meinem Zimmer um und Tränen sammelten sich in meinen Augen.
Ich fühlte mich auf einmal so beobachtet, so schutzlos.

,,Derjenige weiß wo ich wohne..." Murmelte ich geschockt und eher zu mir selbst.

Ally kam zu mir rüber und strich mir über den Rücken. ,,Vielleicht ist das alles auch nur ein dummer Streich von Mitchell oder von Spencer oder von...ach keine Ahnung!"

Sie überlegte kurz, genau so wie ich. Vielleicht hatte sie recht, vielleicht aber auch nicht.
Ich setzte mich wieder auf mein Bett und raufte mir die Haare, bei dem verzweifelten Versuch ruhig zu bleiben.

Was sollte ich denn jetzt machen?

„Jo, wir müssen zur Polizei geh-" „Nein!", unterbrach ich sie, „wenn ich zur Polizei gehe, passiert Dad was. Ich...,ich... Oh Gott."

Einzelne Tränen kullerten meine Wangen herunter und Ally war sichtlich überfordert mit der Situation. Sie schien in einem Zwiespalt zwischen mich in den Arm nehmen oder den Brief in tausende Stücke zerreißen zu sein.

Letztendlich entschied sie sich für die erste Möglichkeit und zog mich in ihre Arme. Ich krallte mich an ihrem Pullover fest und versuchte irgendwie wenigstens ein bisschen meine Gedanken zu ordnen.

So verharrten wir eine Weile, jeder ging seinen Gedankengängen nach, bis Ally mich sanft von sich schob und mir in die Augen sah.

„Jo, hör zu. Wir wissen nicht, wer das geschrieben hat und ob das überhaupt echt ist. Aber wir müssen das irgendwem sagen, denn selbst wenn es nur ein Scherz ist, ist es ein verdammt schlechter Scherz, der meines Wissens sogar strafbar ist."

Ich atmete zitternd ein und aus. „A-aber ich kann doch nicht riskieren, dass meinem Vater was passiert oder gar dir!", ich setzte mich wieder richtig auf, „Können wir nicht wenigstens warten, und gucken was dieser Jemand von mir will? Vielleicht ist es wirklich nur ein Streich."

Tief in meinem Inneren wusste ich zwar, dass das alles andere als ein Streich war aber in diesem Moment wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben.

Ich sah Ally flehend an.

Ein paar Minuten schien sie zu überlegen, ehe sie nickte und ich schluckte.

Der Abend war gelaufen...

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