Sein Name ist Louis William Tomlinson.
Louis ist kein besonderer Mensch, noch hat er besondere Talente zu bieten. Er hatte nie ein festes Ziel vor Augen, hat seine Tage nie Voraus geplant. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern war er wohl eher eine Enttäuschung. Tagträumer nannte man ihn in der Stadt. Er lebte stets in den Tag hinein und wartete auf das Wunder. Oder eher auf einen Menschen, der ihm dieses Wunder zeigte. Ja, Louis wartete auf jemanden mit einem Wunder.
01.02.1794, der Tag, an dem er sein Wunder erfahren hat. Der Tag, an dem sein Leben verschont worden ist. Natürlich könnte man sich jetzt fragen, was daran ein Wunder ist, wenn ein Mensch einen anderen Menschen nicht umbringt. Doch unter diesen Umständen, zu diesen Zeiten und bei diesem Menschen, der Louis das Wunder gezeigt hat, war es in der Tat ein Wunder.
Und so kommt es nun, dass Louis in seiner kalten, feuchten und dunklen Zelle im Kerker des kleinen Schlosses auf dem Boden sitzt und lächelnd kleine Steinchen wegschnipst. Gewiss hat er alles verloren. Aber dann wieder nicht. Es ist bekannt, dass der König noch nie einen zum Tode verurteilten am Leben gelassen hat. Noch nie hat der König seine Meinung geändert. Noch nie kam ein Gefangener mit seinem Leben davon.
Diese Einsicht macht den 22-jährigen so stolz, dass er es schafft, die Trauer und den Schmerz zu verbergen. Es gibt nur Erfolge.
Tage vergehen, bis jemand sich um den Jungen kümmert. Schwächlich lässt er sich hinauf ziehen und wird in einen kleinen, warmen Raum gebracht, in dem die Wände und der Boden aus Fliesen gesteinert und die Fenster aus Mosaik gefertigt sind. Was eine saubere und edle Arbeit, denkt Louis sich, als eine Frau in weinroter Robe ihn entkleidet und mit einem schaumigen Schwamm wäscht. Schamgefühles hegt der Bauersjunge keine, wozu auch?
"Du wirst gleich den König treffen. Ich bringe dich zu seinem Gemach. Sprich nur, wenn er dich dazu auffordert und starr ihn nicht an.", faucht die Dame und wirft ihm etwas zum Anziehen hin. Zögernd streift er die sauberen Kleider über und rubbelt sich das feuchte Haar etwas trocken. Dieser miese Gesichtsausdruck der Frau, die ihn gewaschen hat ist nicht mit anzusehen. Louis stellt sich vor sie, legt beide Zeigefinger an ihre Mundwinkel und schiebt diese sanft nach oben. Vor lauter Überraschung vergisst sie ganz und gar was zu tun ist und sieht erschrocken drein. Erschrocken mit einem komischen, erzwungenen Lächeln auf den spröden Lippen.
"Es wird dich länger am Leben erhalten, wenn du öfter lächelst.", erklärt Louis und nimmt die Finger weg. Aber mit ihnen verschwindet auch das Lächeln und tiefe Falten bilden sich auf ihrer Stirn.
"Ich lasse dich auspeitschen, wenn du mir noch einmal ins Gesicht fast, hast du verstanden?!"
So wie es aussieht überträgt sich die üble Laune des Königs auf die Bediensteten. Welch eine Schande. Dann muss er wohl dort anfangen, wo der Ursprung liegt. Bei Harry Styles selbst.
Der König, gerade mal 24 Jahre alt, scheint sich seiner Entscheidung den Fremden, wunderschönen Jungen verschont zu haben, gar nicht mehr so sicher. Diese Zweifel werden vom nächstem Atemzug jedoch weggeblasen, als eben dieser Junge das Gemach betritt. Harry sieht vom Roman auf und schluckt kräftig. Die Luft um ihn wird dünner. Aber das lässt er sich nicht anmerken. Mit kühlem Blick erhebt sich seine große Gestalt, die in eine silberne Tunika mit dunklem Umhang gehüllt ist.
Wie ihm geheißen, behält Louis den sonst so neugierigen Blick gesenkt. Sein Herz rast aus Angst vor dem König. Harry schreitet durch den Raum und hebt den Kopf vor sich an. Die stechend blauen Augen erlauben sich einen raschen Blick über den Körper vor sich, ehe blau auf grün trifft. Harry will etwas sagen. Er hat sich die Worte der Wut schon zurecht gelegt, die er Louis an den Kopf werfen will und seine Hand ist mehr als bereit ihn zu schlagen. Dafür, dass der Jüngere ihn dazu gebracht hat Gnade walten zu lassen. Und das vor seinen Beratern, der Wache.
Stattdessen wird der Griff um das zarte Gesicht fester. Louis' Augen füllen sich mit Tränen.
"Warst du immer so dürr?", bricht Harry die Stille und lässt das Gesicht wieder los.
Zitternd atmet Louis aus und schließt die Augen, um die Tränen loszulassen.
"N-nein. Ich ... hatte nicht so viel zu Essen die letzten Tage.", flüstert der Kleine und wischt sich rasch über das Gesicht.
Harry dreht sich weg und geht hinüber zu einer gefüllten Obstschale. Aus dieser nimmt er einen grünen Äpfel und kommt langsam zurück zur Tür.
"Du darfst reinkommen."
Was wie eine Bitte klingt ist ein deutlicher Befehl. Louis macht einen Satz nach vorne, als hätte man ihm einen Stromschlag verpasst und fährt sich schnell durch die feuchten Haare. Harry schließt die Tür ab.
"Hier, iss einen Apfel."
Er reicht ihm das Obst, Louis nimmt es hin. Bei der Berührung ihrer Finger halten beide für den Bruchteil einer Sekunde inne. Doch der Gefangene ist schnell und fasst sich. Herzhaft beißt er in den Apfel und versucht die eindringlichen Blicke des Königs zu missachten.
Aber Harry kann sich nicht helfen. Sein Herz ist hin und weg von dem Jungen. Und das Gute ist, er gehört ihm. Daran erinnert er sich erst jetzt wieder und nimmt Louis den halb aufgegessenen Apfel aus der Hand.
"Hast du schon mal neben einem Mann gelegen? Oder einer Frau?", fragt der König mit den braunen, schulterlangen Locken und hebt die Distanz zwischen ihnen auf.
"N-nichts ... Ich habe bisher immer alleine geschlafen."
Und es ist die Wahrheit. Nicht, weil kein Mädchen an ihm kein Interesse gehabt hätte. Im Gegenteil, der schöne Junge des Bauern war allseits bekannt gewesen. Jedoch hatte es ihm schlicht und ergreifend an Interesse gefehlt. Etwas intimeres als eine Umarmung hatte er noch nicht mit jemandem teilen wollen.
Harry leckt sich die Lippen. Frischfleisch, wie er es nennt und wie er es gerne hat. Vor allem in diesem Fall. Unberührt, unbeschmutzt, seins. Die Umstände sind perfekt. Und die Lust in dem König wächst mit jedem Schlag seines Herzens. Das entgeht Louis natürlich nicht. Die Anwesenheit des großen und übermächtigen Mannes, auch noch so nah, ruft nicht nur Angst hervor. Es gibt ihm einen Kick, dass der genannte Tyrann sein Leben als einziges verschont hat und ihn bei sich haben will.
Sklave
Was genau das alles beinhaltet, weiß Louis zwar noch nicht. Aber eines der Dinge wird ihm im nächsten Moment klar gemacht.
Harry legt die langen, leicht zitternden Finger an die Knöpfe des weißen Hemdes und öffnen sie. Wie angewurzelt verharrt Louis so wie er ist und erwidert den starren Blick des Königs.
Des Hemdes entledigt legt auch Harry die schwere Tunika ab. Schneller als erwartet stehen sich die beiden beinahe Gleichaltrigen vollkommen entblößt gegenüber. Harry's Hände streichen sanft über Louis' Rippen. Eine tiefe Falte bildet sich zwischen den grünen Augen. Sein Blick wandern an dem schmalen Körper hinab. Beschämt will Louis sich verdecken, doch sein Gegenüber reagiert schneller und hält beide Handgelenke fest, ehe sie ihm die wundervolle Sicht versperren können. Louis wagt es erst gar nicht den großen Körper genauer anzusehen.
"Ich möchte, dass du dich beruhigst. Ich tue dir nichts. Zumindest nicht heute. Hast du mich verstanden?"
Langsam nickend bekommt er seine Hände wieder frei. Doch nur, damit Harry seine um Louis' Schultern legen kann, um sich einen langen, ausgedehnten und tiefen Kuss zu nehmen. In dem Bauersjungen wird ein Feuerwerk der Gefühle entfacht. Das war es also, was ihn erwartet.
Das und noch so viel mehr. Aber davon konnte Louis sich noch gar kein Bild machen.
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Hallowed Dawn † L.S.
Fanfiction"Lieber dein Sklave, als ein Sklave meiner selbst." No Matter how strong you are, this love will make you slave. "Ich bereue nichts was ich dir angetan habe." - "Ich auch nicht."