Ich werde wohl sentimental.
„Du Lina? Haben die Jungs irgendwas zu dir gesagt? Ich habe sie ja bei dir gesehen...du weißt, dass sie viel dummes Zeug labern, also Kopf hoch ja? Und lass uns Nachhausegehen ja? Deine Eltern sind bestimmt schon daheim und machen sich sorgen, denkst du nicht? Komm schon Lina...oder habe ich etwas falsch gemacht?"
Als könnte sie jemals was falsch machen. Sie ist doch meine Seelenverwandte, die immer auf mich aufpasst, mein Schutzengel, welcher nicht von meiner Seite weicht.
Sie weiß definitiv immer, was ich denke.
Daher weiß sie auch, wohin ich will. Ich möchte zum See.
Hier brachten uns ihre Eltern das Schwimmen bei. Hier bekam ich meinen ersten Kuss.
„LINA!!!! Das ist nicht dein Zuhause!!! Jetzt komm, ich will heim. Was möchtest du überhaupt an den See? Wir waren schon so lange nicht mehr..bitte gehen wir schnell ja?"
Stimmt, das letzte Mal waren wir vor 3 Monaten hier. Es fand ein Kulturfest in der Stadt statt und zum Abschluss sollte es natürlich ein Feuerwerk geben. Ich mochte solche Feste nie, da immer so viele Menschen anwesend waren. So viele Menschen, die ich nicht kannte und auch nicht kennen wollte. Ob ich mich schon damals von unserer Gesellschaft entfernen wollte? Ich glaube ja. Der Grund, welcher mich hier hielt, war der Blondschopf vor mir.
Ich möchte ihr keine Angst machen, das hatte ich nie zu Absicht gehabt. Ich liebe sie – sie stellt praktisch meine ganze Familie dar.
„Lina, warum sind wir hier? Ich möchte hier nicht sein okay?"
Ihre Stimme war nur noch ein kaum hörbares Flüstern. Ihr Klang wirkte unsicher und fast panisch. Ich könnte umkehren und alles so weiterführen wie bisher, aber ich weiß, dass das unmöglich wäre.
Sie hatte angst, ich nicht. Ich möchte Nachhause und weiß, wie es am schnellsten geht.
„Vor 3 Monaten waren wir zuletzt hier, danach besuchte ich jeden Tag diesen Ort, um mir alle Dinge unseres Lebens wieder durch den Kopf gehen zu lassen. Vor 1 Monat geschah es dann und ich suchte diesen Ort nicht mehr auf. Ich fühlte mich dadurch besser, aber das blieb nur von kurzer Dauer. Ich fand dann durch dich unser Engelsbuch wieder. Wir hatten jeden Tag hineingeschrieben. Wir nannten es philosophisches Denken, obwohl es nur diese dämlichen Poesie-Alben-Sprüche waren. ABER unter diesen Sprüchen gab es einen, wo du immer sagtest, er passe am besten zu dir. Du wolltest auch einen für mich finden und meintest ' für mein Lieblingsmenschen muss es etwas geben, was beschützend wirkt', was du nur anders ausgedrückt hattest. Diese beiden Sprüche blieben mir stets im Kopf, so dass ich damals etwas für uns machte.Du hattest gefragt, was ich da Ulkiges versuche? Ich und Handarbeit waren 2 Dinge, die nicht gegensätzlicher sein konnten.
So wie du und ich.
Aber ich hatte es vollbracht. Ich bestickte 2 Haarbänder mit unseren Versen und wollte sie uns zu unseren 18. Geburtstag geben, da sich ja unsere Wege dort hätten trennen können."
Ja, für einen Außenstehenden wirkt diese Handlung sicherlich kindisch oder? Aber so wollte ich ihr zeigen, wie viel sie mir bedeutet.
'Ein Engel an deiner Seite kann die Erde zum Himmel machen'
Du fandest diesen Spruch immer schön und ich konnte nicht anders als dir zuzustimmen. Ich wusste, dass es auf der Karte von deiner Oma stand, die du nie kennen lernen durftest.Sie war noch von deiner Taufe und gehörte zu deinen Schätzen. Wenn man dich sieht, könnte man meinen, wie sorgenfrei kann ein Mensch nur sein Leben führen? Aber so war es nicht. Ich betitelte dich stets las Engel in den Körper eines Menschen.
„Lina? Möchtest du zu mir Nachhause?Ich kann doch immer mit zu dir....du weißt doch, wo ich bin , ist der Himmel."
Lachen. Ja, wo sie war, war man erfüllt von Liebe und Freude und daher war meine Antwort leicht.
„Ich möchte zu dir, Anna."
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Auf Wiedersehen, Anna
Short StoryDurch die Gesellschaft geprägt, zu drastischen Entscheidungen gedrängt...das beschreibt Lina