Aufgeregt schaute ich in die Richtung, in der der andere Werwolf war, zuerst sah ich Fell aufblitzen, dann sah ich ihn ganz. Es war eine sie. Im Gegensatz zu mir hatte sie schneeweisses Fell, aber ihre Augen... sie hatte die gleichen eisblauen Augen wie ich. Abgesehen von dem Unterschied unserer Fellfarbe sahen wir exakt gleich aus. Wirklich. Ohne den klitzekleinsten Unterschied. Wir stiessen beide nur ein überraschtes "Ohh" aus, machten es aber genau gleichzeitig. "Wer bist du?", fragten wir wie aus einem Mund, rannten aber mit Höchstgeschwindigkeit weiter. Sie antwortete zuerst: "Ich bin Cora." Ich stockte, fiel beinahe um und schaute sie verdutzt an. "Cora? Cora Moore?" Sie nickte völlig perplex und flüsterte dann: "Mel?" Ich nickte und sah, dass sie jetzt stolperte, sie konnte sich aber wieder fangen. Wir rannten weiter, aber ich konnte es einfach nicht fassen - meine Schwester war wie ich ein Werwolf. Ihrem Gesicht konnte ich ablesen, dass sie das selbe dachte. Aber ich fragte mich auch, warum sie weisses Fell hatte und meines schwarz war, als Menschen sahen wir haargenau gleich aus, wir waren ja auch Zwillinge. "Wer sind die?", fragte Cora mit einer Spur von Angst in der Stimme und deutete mit ihrem Kopf auf die Schatten. "Keine Ahnung. Mr. Hunter bezeichnet sie als Schatten", sagte ich, fügte dann aber noch zögerlich hinzu: "Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass einer von ihnen Dad umgebracht hat." Cora schaute mich mit grossen Augen an und wir liefen instinktiv wieder schneller, denn die Schatten blieben uns auf den Fersen. Ich linste zu Cora hinüber, sie schien auch über all das nachzudenken. Ohne es zu merken, schwenkte wir Seite an Seite nach links, aber nach einer Weile lief ich plötzlich neben Alex. Er schaute uns erschrocken an. Ich schüttelte den Kopf, die Schatten waren eine weit grössere Bedrohung als wir. "Wer ist das?", zischte Cora mir zu. "Alex. Der Neue an unserer Schule. Er ist wie Mr. Hunter ein Vampir", antwortete ich und schaute ihn dann an. Er schien mich nicht verstanden zu haben, denn er wandte sich wieder ab und lief weiter. Wir rannten wieder nach rechts weg, denn plötzlich war nicht mehr nur der eine Schatten hinter uns her, das merkten wir deutlich. Die Schatten hatten auch aufgeholt. Wir warfen einen kurzen Blick zum Himmel, es dämmerte noch nicht einmal. Ich grub meine Pfoten stärker in die Erde, stiess mich stärker ab und machte gewaltige Sätze. Meine Schwester machte direkt neben mir das gleiche und unser Fell streifte sich leicht. Wir liefen schneller und schneller, bis wir nicht mehr schneller konnten. Unsere feinen Ohren vernahmen von einem der Schatten: "Verdammt! Sind die schnell!" Unruhig blickten wir zurück und wir waren sehr erleichtert. Die Schatten waren zurückgefallen. Ich fand den Namen immer noch seltsam, aber ich musste sie ja irgendwie nennen. Zwei von den dreien waren hinter uns, also war der Dritte bei den Vampiren. Wir rannten weiter und langsam hörte ich Lärm. Es war kein gewöhnlicher Lärm, es war der Lärm der Stadt. Und er dröhnte so laut. Mit meinen Ohren konnte ich ihn fast nicht ausstehen. Wie sich die armen Hunde wohl fühlen mussten? Aber wir liefen weiter auf die Stadt zu, wieder parallel zu den Vampiren. Sie schienen zu wissen, wohin sie liefen. Bald sah ich auch schon die Umrisse unserer Stadt. Ich sah alles gestochen scharf und ein Blick zu Cora bestätigte mir, dass sie es ebenfalls tat. Wir rannten in Höchstgeschwindigkeit weiter und der Wald lichtete sich allmählich. Aber Alex und Mr. Hunter steuerten genau auf die Stadt zu - zumindest auf den Stadtrand. Mein Hirn funktionierte blitzschnell und ich drehte ab. In der Stadt würde sich garantiert niemand mehr aufhalten, der uns helfen könnte und wir konnten ja nicht einfach als Werwolf da hineinplatzen. Cora passte sich innerhalb von Millisekunden meinen Bewegungen an und wir rannten wieder auf den Wald zu. Staub wirbelte hinter uns auf. Die Vampire schauten erstaunt zurück, rannten dann aber wieder schleunigst weiter. Die Schatten verfolgten uns weiter und wir liefen noch schneller, aber wir waren beide am Limit. Ich wollte aber in der Nähe der Stadt bleiben, falls wir uns wieder in Menschen verwandeln würden. So rannten wir weiter und die Schatten fielen immer weiter zurück, allerdings nur langsam. "Lass uns wieder zur Stadt zurückgehen", sagte ich und schaute wieder kurz über die Schulter. Es waren nun mehr als 50 Meter zwischen uns. Die Schatten würden irgendwann ja sicher aufgeben müssen. Wir liefen Seite an Seite wieder auf die Stadt zu. Manche Häuser waren doch tatsächlich noch beleuchtet, aber das half uns nicht viel weiter.
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Academy of Mistycs (Gestoppt...)
WerewolfMelanie, oder besser gesagt Mel, führte ein ganz normales Leben, bis ihr Vater auftaucht, danach verändert sich alles. Sie muss aus ihrer Heimatstadt weg, merkt dass ihre beste Freundin ein Vampir ist und verwandelt sich selbst in einen Werwolf. Auc...