Kapitel 3

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Unsere Mom hatte nichts davon gemerkt, dass wir weg gewesen waren, denn wir hatten uns frisch gemacht und alle Spuren beseitigt. Am Morgen hatte Cora allerdings noch kurz in den Wald spurten und ihre Sachen holen müssen. Auch davon hatte Mom nichts mitbekommen. Danach waren wir beide wieder in unsere Zimmer gegangen und hatten geschlafen. Mom war aber um kurz nach 9 in unsere Zimmer gekommen, leider auch noch zuerst in meines und hatte uns geweckt. Da wir ihr natürlich nicht hatten sagen können, warum wir so müde gewesen waren, hatten wir wohl oder übel aufstehen müssen. Den Rest des Wochenendes hatten wir damit verbracht, Informationen über Werwölfe und Vampire zu suchen, über die Schatten hatten wir rein gar nichts gefunden und bei den Werwölfen und den Vampiren war wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte wahr, das Geschehene zu verarbeiten und wir waren wieder in den Wald gegangen und hatten uns verwandelt. Wir hatten es trainiert, sodass es nicht mehr so willkürlich geschehen würde und wir hatten auch unsere neuen Fähigkeiten getestet und einzuschätzen gelernt. Das hatte uns ziemlich ausgelaugt. Den Schatten waren wir aber zum Glück nicht noch einmal begegnet. Aber wir hatten uns zusammenreissen müssen, damit wir uns nicht verraten hatten, hatten danach aber beide den Artikel gelesen. Man hatte wildeste Vermutungen aufgestellt, aber glücklicherweise hatten sie nicht herausgefunden, dass wir es gewesen waren. Wie auch? Aber etwas hatte unsere Aufmerksamkeit auch auf sich gezogen. Mom hatte jedem von uns ein silbernes Päckchen von Dad überreicht und wir hatten es zögernd geöffnet. In den zwei Päckchen war jeweils ein kleines Armband gewesen. Beide Armbänder sahen exakt gleich aus. Sie bestanden aus einer schwarzen, samtenen, aber reissfesten Schnur an der viele kleine und türkis schimmernde Perlen waren. Wir hatten die Armbänder natürlich sofort an angezogen und kurz an Dad gedacht. Er hätte uns wahrscheinlich alles über uns Werwölfe und auch über die Vampire sagen können. Aber er war ja tot. Diese Schatten würden das noch büssen.

Ich stieg gerade aus dem Bus und liess mir nichts mehr, von dem Geschehenen, anmerken. Cora kam hinter mir aus dem Bus, die Anderen wussten noch nicht, dass sie wieder hier war. Sie hatte viel Schulstoff verpasst, aber es war nicht gerade relevant und sie hatte dafür ja auch extra eine Genehmigung bekommen. Nun liefen wir zum Eingang des Gebäudes, doch uns graute es ein wenig. Zuerst hatten wir nur eine Doppelstunde Biologie und Mathe, aber danach hatten wir Geschichte... bei Mr. Hunter. Davor hatten wir ein wenig Bange. Ich fürchtete mich auch vor der Begegnung mit Alex, auch wenn er unmöglich wissen konnte, dass ich der schwarze Werwolf gewesen war. Ich lief Seite an Seite mit Cora weiter und neben einem Mülleimer wartete Vanessa. Aber als mir ihr Geruch in die Nase stieg, blieb ich stehen. Ich hatte den Vampir schon von Weitem gerochen, aber ich hätte niemals gedacht, dass SIE der Vampir wäre. Vanessa. Meine allerbeste Freundin war ein Vampir. Cora neben mir war ebenfalls kurz stehen geblieben, aber nun gingen wir weiter, als wäre nichts. Man sollte uns unsere Überraschung nicht auf 10 Kilometer Entfernung ansehen. Ich linste kurz unmerklich zu ihr und sie sah mich hilflos an, dann drehte sie ab. Sie hatte Amy entdeckt. Amy lief hinter uns und winkte uns gerade in dem Moment, als ich mich auch umdrehte. Ich nickte Cora kurz zu und diese lief lächelnd zu Amy hin. "Hey", sagte ich nur. Es war ziemlich einfältig, aber mir rutschte es einfach so heraus. "Hey. Hör zu: Es tut mir leid. Ich habe das nicht gewollt. Ich habe einfach überreagiert." "Ist schon in Ordnung, ich hätte nicht so weit gehen dürfen", antwortete ich verlegen. Wir entschuldigten uns beide aufrichtig und umarmten uns kurz freundschaftlich. Dann klingelte es und wir gingen seufzend hinein. Cora kam mit Amy tief in ein Gespräch vertieft hinter uns her und ich liess meine Sinne schweifen. Erstaunlicherweise waren hier nur insgesamt drei Vampire; Alex, Mr. Hunter und Vanessa. Bei den Werwölfen war ich mir nicht sicher. Ich wusste nicht, wie Werwölfe rochen.

Die ersten drei Stunden verliefen ohne Probleme, aber nun sass ich hinten im Zimmer und lauschte Mr. Hunter nur mit halbem Ohr zu. Alex textete mich neben mir auch noch zu, doch auch ihm hörte ich nicht richtig zu. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, darüber nachzudenken, was diese drei Vampire wohl den ganzen Tag so tun würden. Alex fragte mich etwas, doch ich hatte ihm nicht zugehört. "Was?", fragte ich ein wenig beschämt und sah Alex an, doch gerade als dieser seine Frage wiederholen wollte, räusperte sich Mr. Hunter. Erschrocken blickte ich auf und merkte, dass Mr. Hunter mich und Alex ärgerlich anfunkelte. Vampir. Er hatte uns sicherlich gehört. Er konnte wahrscheinlich schon seit jeher alle Tuscheleien hören! Ausnahmslos alle! Und ich hatte mit meinen Freundinnen immer über ihn gelästert! Ich wich seinem Blick aus und starrte auf mein aufgeschlagenes Heft. Ich hatte es säuberlich geführt, doch in den letzten Wochen hatte ich ziemlich viel hinein gekritzelt. Nun verteilte Mr. Hunter Blätter mit jeweils zwei Bildern darauf, die wir ausschneiden und in unsere Hefter kleben sollten. Es begann laut zu rascheln. Auch ich nahm raschelnd das Blatt hoch und schnitt die beiden Bilder sorgfältig aus. Als ich fertig war, nahm ich die Reste meines Blattes und sammelte auch noch kurz die Reste des Blattes von Alex ein. Dann stand ich auf und ging nach vorne, auf dem Weg aber reichten mir alle, die ihre Tische an der Seite der Fenster hatten, ebenfalls ihre Reste. Ich erreichte vorne den Mülleimer und warf die Schnipsel herein, anschliessend drehte ich mich um und lief zurück. Jessica hatte wie ich die Papierreste eingesammelt und lief hinter mir zu ihrem Platz. Aber gerade, als ich mich wieder hinsetzen wollte, hörte ich Füsse auf dem Boden gleiten. Mein Kopf drehte sich ruckartig nach rechts. Jessica fiel gerade der Länge nach hin und ruderte wild mit den Armen, dabei warf sie aber eine Schere vom benachbarten Tisch und landete direkt mit einem Rumpeln darauf. Ich hörte das Geräusch von reissender Haut, roch Blut und sah, wie sich die Schere in ihrem Arm bohrte. An sich war das keine grosse Sache, denn die Schere steckte nicht tief im Arm und es blutete einfach, aber wenn drei Vampire im selben Raum waren, war es eine etwas andere Sache. Mein Blick wanderte sofort zu Mr. Hunter. Er war ruhig und beherrscht ohne jegliche Anspannung. Allerdings schaute er prüfend zu mir. Nein. Er schaute neben mich. Alex! Ich drehte den Kopf und hörte auch schon den Stuhl neben mir federn. Er starrte begierig auf Jessica, die sich gerade eben wieder aufrappelte und die Hand auf den Arm hielt, aber zwischen den Fingern rann das Blut durch. Alex machte blitzschnell einen Schritt vor und wollte zu Jessica hin. In seinen Augen sah ich den Durst. Den Durst nach Blut. Mit einer fliessenden Bewegung verstellte ich ihm den Weg und drückte ihn an die Wand. Zuerst drängte er mich zurück. Ich hatte vergessen, dass er ein Vampir war und ich mich bei ihm nicht zurückhalten musste. Nach einem Kräftemessen schaffte ich es schliesslich doch noch, ihn an die Hand zu drücken und hielt seine Hände eisern umklammert. Er war stark und wehrte sich heftig, aber er kam nicht gegen meine Kraft an. Aber ich brauchte auch wirklich meine ganze Kraft und musste mich wirklich anstrengen. Als er merkte, dass ich stärker war als er schaute er mich verwundert an. "Bist du doch eine von uns?", flüsterte er und bewegte dabei aber seine Lippen kaum. Erschrocken schüttelte ich den Kopf. Ich - ein Vampir? Nein.Mr. Hunter sagte zwei Schülern, sie sollen Jessica zum Krankenzimmer begleiten. Jessica wurde von den beiden hinausbegleitet und die Tür schlug hinter ihnen zu. Nun war es totenstill. Vanessa schaute zu uns und plötzlich starrten uns alle an. Mir schoss sofort die Röte ins Gesicht. Ich sah aus wie eine Tomate. Es war ärgerlich, dass man als Werwolf doch noch erröten konnte. Bevor ich mich umdrehen und in die Gesichter meiner Mitschüler sehen konnte, sagte aber Mr. Hunter glücklicherweise: "Alex wird immer schlecht, wenn jemand blutet. Er wäre sonst wahrscheinlich umgekippt. Danke Melanie" Er hatte mir echt gerade die Haut gerettet. Aber immer noch rot wie eine Tomate liess ich Alex los, drehte mich um und setzte mich wieder hin.Den Rest der Stunde hatte ich einfach geschwiegen und war beim Klingeln sofort aus dem Zimmer gegangen. Mr. Hunter hatte mich noch etwas fragen wollen, doch ich hatte ihn einfach abschüttelt und war aus dem Zimmer gegangen. Nun hatten wir Sport. Heute spielten wir das erste Mal Squash. Unser Sportlehrer hatte uns in der vorherigen Lektion die Regeln erklärt, schärfte sie uns aber noch ein Mal ein, als wir auf die Busse warteten. Es waren zwei kleine und eher ältere Modelle, deshalb brauchten wir auch zwei Busse, es passte nicht die ganze Klasse in einen. Ich hörte sie schon von Weitem kommen. Er ratterte und ratterte. Inzwischen aber hatten sich meine überaus empfindlichen Ohren an die lauten Geräusche der Stadt gewöhnt. Unserem Sportlehrer hörte ich nur mit halbem Ohr zu. Jetzt faselte er etwas von diesen bescheuerten und extrem überflüssigen Linien. Aber sein langweiliges Gerede war nicht einmal das Schlimmste - Alex und Vanessa schauten nämlich beide die ganze Zeit nervös zu mir und das machte mich ebenfalls nervös. *Was sie wohl von mir denken? Ob sie wohl bereits wissen, dass ich ein Werwolf bin. Würde...* Die Busse kamen, hielten mit einem Scheppern an und rissen mich so aus den Gedanken. Ich reihte mich neben meiner Schwester ein und sass auch im Bus neben ihr. Cora spürte wohl meine Nervosität und schaute mich fragend an, aber sie wusste es bereits. Allerdings konnten wir jetzt nicht reden, denn Vanessa und Alex hatten sich rein zufällig hinter uns gesetzt. *Ganz unauffällig sind sie*, dachte ich und rollte mit den Augen. Ironie pur.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 18, 2017 ⏰

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