Von Schiffen und Aussichten
"Du hast doch gesagt, dass du weißt wo mein Schiff liegt!"
"Und es war genau an dieser Stelle!"
"Ja, anscheinend ja nicht!"
"Hör auf mit mir zu diskutieren, ich habe dich gewarnt, dass das passieren könnte!"
"Gar nichts hast du! Sie würden nicht ohne mich hinfort segeln!"
"Ganz genau! Deswegen sind sie ja auch hier! Jetzt halt die Klappe und lass mich nachdenken, verdammt nochmal!"
Rain und Moon hatten die Küste erreicht an der, so Moon, das Schiff angelegt hatte. Für Rain sah alles gleich aus und war sich sicher, dass der Mann ihr ins Gesicht log. Ihr war kalt, ihr taten die Beine weh vom langen Laufen und sie bekam langsam Hunger. Doch Moon schien das herzlich wenig zu interessieren.
Schon seit gefühlten Stunden stritten die beiden. Während Moon herum tiegerte hatte sich Rain, verstimmt wie sie nun war, auf den kalten Schnee gesetzt. Irgendwann setzte sich Moon zu ihr, seinen Kopf verzweifelt in den Händen vergraben. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm bevor er sie ansah. "Pass auf", murmelte er, die Stimme noch ganz heiser vom Schreien, "wir müssen die Schiffe suchen, die hier irgendwo unter der Eisdecke sind. Die Küste wird zum Vulkan immer höher über dem Meer liegen und dort ist ein Eingang, der zu unserem Hafen führt. Sie sind nicht groß, vielleicht die Hälfte von deinem, aber sie müssen reichen. Doch wir sind jetzt wieder auf der anderen Seite der Insel und wir müssen damit rechnen, dass die Untoten uns einholen. Also reiß dich zusammen, ja?"
Ein einfaches Nicken von Rain war die einzige Antwort. Moon half ihr hoch und zusammen gingen sie, das Meer immer im Blick, zurück. Es brachte nichts zu laufen, es würde sie nur schwächen und noch mehr verlangsamen.
Ein Knacken in der Stille ließ die beiden erstarren. Durch den Schnee sah man leichte Risse des Eises unter ihnen, sie müssen wieder in der Nähe des Vulkans sein. Rain bückte sich und wischte den Schnee weg. Unter ihnen war eine große Höhle, das Wasser war schwarz. Und bewegte sich unregelmäßig, als wäre es nicht Wasser sondern... Eiskalt fuhr es Rain den Rücken runter. Mit bleiernder Zunge fragte sie Moon: "Sie können doch nicht durch die Tür, oder?"
"Nein.", antwortete er, zog sie abermals hoch und ging weiter. Immer weiter geradeaus. Es dauerte nicht lange bis Moon die Richtung wechselte. Er ging näher an die Küste ran und sah, dort angekommen, hinunter. Vorsichtig machte Rain es ihm nach. Es ging etwa 3 Ellen nach unten wie sie feststellte. Nicht sehr hoch, aber zu hoch als das sie einfach runter springen könnte.
"Pass auf. Ich gehe jetzt darunter und sehe nach ob da irgendwas zugefroren ist und ob alles sicher ist. Du bleibst hier und wenn du irgendetwas Ungewöhnliches siehst, rufst du einfach nach mir, verstanden? Laufe mir nicht hinterher, hier sitzen wir total in der Falle.", sagte Moon und im selben Moment in dem er aufhörte zu reden sprang er runter.
Rain sah ihm solange nach bis er zu klein war. Er lief die Küste entlang.
Dann drehte sie sich um. Obwohl sie nah am Vulkan sein musste, sah sie ihn kaum. Er war nur eine kleine Erhebung am Horizont hinter dem grade die Sonne unterging. Sie musste also etwa nordöstlich auf der Insel sein. Ein schöner Anblick, dachte sie sich. Wenn ich doch nur hier bleiben könnte... und es wärmer wäre... und der ganze Schnee verschwinden würde... und es mehr zu Essen gäbe... und mehr Menschen da wären... und nicht diese Toten die sich langsam auf einen zu -Abrupt hörte Rain auf zu träumen. Am Horizont, direkt vor ihr, sah man schwarze Siluetten immer näher kommen. Sie ließen sich Zeit. Sie wussten wahrscheinlich, dass es kein Schiff mehr gab und die beiden nicht fliehen konnten. Tief holte sie Luft um einen Schrei auszustoßen, wurde aber abermals unterbrochen, als ein lautes Krachen die Stille durchbrach.
Das einzige was sie sich im Moment vorstellen konnte, war die Tatsache, dass Moon unter einem Berg Schnee und Eis begraben und wahrscheinlich schon tot ist. Schockiert darüber sank sie auf die Knie. Diese Insel nahm ihr alles. Ihre Freunde und ihre Familie. Und jetzt auch noch ihr Leben.
Ihre Stirn sank auf den kalten Schnee.
Hoffentlich sterbe ich schnell.
Ein Blick nach vorne zeigte ihr, dass diese "Menschen" schon sehr nahe sind. Sie konnte schon einige Gesichter erkennen darunter auch Drosmeers. Er würde sie töten. Das stand ihm ins Gesicht geschrieben. Und Rain konnte das nicht glauben.Er war immer für sie da gewesen, wie... mehr Bruder als guter Freund. Wenn sie kämpften dann war er immer an ihrer Seite um sie zu beschützen. Er lachte mit ihr, trank mit ihr und ging sogar mit ihr durch die Läden um neue Sachen für ihre Garderobe zu holen.
Es dauerte nicht lange und sie waren nur noch wenige Ellen von ihr entfernt. Rain konnte sogar schon das Verweste an ihnen riechen. Sie war fertig mit allem. Ihr Ziel, ihren Bruder zu finden, würde sie eh nie schaffen, also warum kämpfen?
"Rain! Steh auf! Kommst du?"
Vor Erleichterung seufzte sie auf. Moon ist nicht tot. Langsam stand sie auf und sah die Toten. Drosmeer grinste sie breit an und stand nur eine knappe Elle vor ihr. Um sie herum, außer hinter ihr, standen die Untoten und sahen sie mit dem gleichen Blick an wie Drosmeer. Tiefer Hass.
"Spring einfach runter, ich fang dich schon auf!" Erneut hörte sie Moons Stimme. Sie schien direkt hinter ihr zu sein. Sie brauchte nur eine Sekunde um zu reagieren, aber, als wenn Drosmeer es verstanden hätte was der Mann gerufen hatte, griff der Tote nach ihr. Kurz bekam er ihren Arm zu fassen, ließ sie jedoch auf Grund ihres Gewichtes los. Rain fiel, und hart landete sie auf dem Boden.
"Ich dachte du fängst mich?", stöhnte sie als sie aufstand.
Breit grinsend hielt Moon ihr die Hand hin. "Du bist über mich hinweg gesprungen, dafür kann ich doch nichts."
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Rain falls (Original)
ПриключенияMein allerletztes Abenteuer... in meinem ganzen Leben als Pirat hatte ich jeden Tag Angst vor dem Tod, obwohl mir die Piraterie Spaß gemacht hat. Doch das... während dieser kurzen Zeit, in der ich einen guten Freund verloren und einen neuen Freund g...