Kapitel 16

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Von Kälte und Hitze

Dann änderte sich der Traum. Ich war immer noch im Norden, doch ich stand in einer der Wüsten. Ohne meine Mannschaft, ohne Etwas zum Trinken. Im Unterbewusstsein wusste ich, dass das ein Traum war, doch die Hitze, die meinen Körper ergriff, fühlte sich zu echt an als das es ein Traum sein konnte. Ich bekam Panik. Lief los. Irgendwohin, nur weg. Die Hitze steigerte sich. Wurde unerträglich. Vor meinen Augen erschien meine Mutter. Sie hatte braunes, langes Haar, und ihre schlichte Kleidung erinnerte mich daran, wie sie sich für mich aufgeopfert hat. Dann wandelte sie sich. Ein Mann, dessen Gesicht genauso verschwommen war wie das meiner Mutter eben, erschien und hielt einen kurzen Stab fest, auf dessen Spitze ein schwarzer Kristall angebracht wurde. Mein Rücken verbrannte an den Gedanken, wie dieses Werkzeug meine Wirbelsäule lang gezogen wurde und die grässliche Narbe dort zurückgelassen hatte. Dann kam der Mann näher und verwandelte sich erneut. Der tote Drosmeer kam auf mich zu. Ich konnte mich nicht bewegen. Als er ankam, riss er an mir. Meine Haut bröckelte ab...

...und schwitzend wachte ich auf. Mir war so heiß. Wissend, das wir nachts auf einem Meer, im Süden waren kletterte ich zum Deck und von dort aus auf die Reling.
"Hey!", rief ein Mann, "was machst du da? Hör auf!"
Leise murmelte ich: "Nur ein Bad nehmen." Und sprang rein.

Das Wasser war kälter als erwartet. Es schmerzte schlimmer als die Hitze, die trotz allem immer noch in mir brodelte und kurz wurde mir schwarz vor Augen. Danach klärte sich alles wieder. Es war wie ein Wunder, aber die Hitze ging zurück und die Kälte nahm zu. Zitternd schwamm ich zum Schiff und kletterte wieder hoch. Moon rannte auf mich zu und blieb vor mir stehen. Wütend sah er auf mich herab.
"Mich nur ein wenig abkühlen. Ich hatte einen Albtraum.", antworte ich auf seine unausgesprochene Frage und ging wieder unter Deck. Ich konnte nicht mehr schlafen, also durchsuchte ich unseren Schlafraum. Es war hier nichts interessantes. Nicht mal unter dem Holz war ein kleines Versteck in dem eine geheime Nachricht sein könnte. Wie deprimierend. Also ging ich wieder hoch.

Moon lächelte mich kurz an und guckte Richtung Osten. "Dort ist eine ziemlich große Insel wie ich das sehe. Vielleicht sollten wir dort kurz anlegen."
Während ich zu sah, wie Moon das Steuerrad drehte - ich schauderte, egal wie vermodert dieses Schiff war: so grob ging man nicht mit Schiffen um - ging die Sonne am Horizont auf. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Sonnenaufgang kälter war als sonst nach diesen Traum. Die Insel kam näher und näher. Beinahe könnte man meinen, es wäre einer dieser berüchtigten Kontinente, die hinter dem Paradies sein sollen. Sie lagen so weit im Westen, dass kein Mensch je hingefahren und wieder zurück gekommen ist. Aber im Südosten gab es keine Kontinente. Also eine große Insel. Und ein großer Hafen erstreckte sich an der Küste. Wir legten wie geplant an und verschwanden schnell vom Schiff, bevor uns jemand das Geld aus der Tasche ziehen konnte, welches wir nicht hatten. Die Wege waren dreckig, Pferde mit Reitern verschmutzten ihn noch mehr während Fischer und deren Frauen sowie fremde Händler ihre Ware anpriesen. Am Hafen lagen weitere Schiffe die sich in der Größe kaum unterschieden. Die Häuser, die hinter den Ständen standen, waren herunter gekommen. Die Menschen sahen nicht besser aus in ihren Fellen die dicker waren als unsere und ihren regelrecht zerstörten Gesichtern. Keine Kinder rannten umher und spielten wie im Osten oder Westen es normal war. Das hier war eine harte Welt. Hier werden wir bestimmt kaum Vorräte bekommen.

"Ich habe eine Menge Gold und anderes Wertvolles von der Insel mitgenommen. Vielleicht sollten wir es verkaufen.", meinte Moon und hielt mir eine Hand voller Ketten hin.
Ich schüttelte den Kopf. "Diese Menschen haben wahrscheinlich nicht mal genug Geld um sich etwas zu Essen zu kaufen. Was sollen sie denn mit Schmuckstücken?"
Lange schaute sich der Mann neben mir um bevor er aufseufzte. "In Tavernen gibt es bestimmt Seeleute, die nicht von hier stammen und bald weiter reisen. Sie werden bestimmt genug Geld haben."
Dann lief er los.

Ich hatte Schwierigkeiten hinterher zu kommen, da die Straßen trotzdem erstaunlich voll waren und ich jedes Mal der Pferdescheiße ausweichen musste. Moon bemerkte das und kam mir entgegen. Ich hörte wie hinter mir jemand laufend näher kam, an mir vorbei rannte und Moon nieder schubste. "Hey!", brüllte er ihn hinterher. "Kannst du nicht aufpassen?!"
Ich musste mir ein Lachen verkneifen, sah zu wie er aufstand und sich fluchend den Dreck abklopfte. Die Menschen um uns herum ignorierten uns oder schauten genervt in unsere Richtung. Neugierig schaute ich mich in der Menge nach dem Mann um, doch man sah ihn nicht mehr.
"Lass uns weiter gehen.", sagte Moon und still folgte ich ihm. Auf der Straße fanden wir nur eine Taverne, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. In einer Ecke war etwa ein Stuhl frei, auf den ich mich setzte während Moon uns Getränke besorgte. Nach wenigen Minuten kam er mit einem wütenden Gesichtsausdruck zurück.
"Lass mich raten", sagte ich und zog eine Augenbraue hoch, "man hat dich abgezogen?"
Er knurrte mich an und antwortete: "Nicht nur das, der Arsch von vorhin sitzt da an der Bar und tut so, als ob er mich vorhin nicht umgestoßen hat."

Ich verdrehte die Augen. Zum Glück hatte er ihn nicht herausfordert. Abermals schaute ich mich nach den Mann um.
"Welcher ist es?", fragte ich ihn.
"Der mit den hässlichsten blonden Haaren den ich je gesehen habe."
Amüsiert sah ich ihn an. "Da sitzen eine Menge blonde Männer."
"Der der keine Felle trägt.", fauchte er mich an und trank sein Fass, in welchen billiges Bier war, leer.
"Du kannst meines auch haben.", sagte ich und musterte die Männer. An der Bar saß einer, dessen Kleidung aus Leder bestand. Er hatte blondes, dreckig scheinendes Haar. Das musste er sein. In dem Moment, in dem ich mich abwenden wollte drehte er sich um. Eine Frau setzte sich halb auf ihn rauf und präsentierte ihn ihren vollen Busen auf den er lüstern starrte.

Ein Tisch weiter hörte ich einen Mann wütend auf den Tisch schlagen.
"Edward Kenway! Was wagst du es, meine Tochter so anzufassen?!", brüllte er und alle im Raum erstarrten.

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Nunja... das ist mein vorletztes Kapitel...
Ūru Annanee.

Rain falls (Original)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt