Schutzengel

201 8 1
                                    

,,Hol!", rufe ich während ich den Ball quer über die Wiese werfe. Mein Hund sprintet begeistert hinterher und bringt ihn mir wieder.
,,Super gemacht!", lobe ich ihn, nehme den Ball und schmeiße ihn erneut, diesmal so, dass er von der Wiese auf die Straße rollt. Zéphyr, der begeistert hinterher rennt, bremst ab, als er sieht, dass sein Spielzeug das Grüne verlassen hat.
,,Supi, guter Junge!", lobe ich ihn überschwänglich, stolz dass er den neu gelernten Trick, oder eher Regel, auch im Spiel berücksichtigt hat.
Ich hatte heute echt keinen guten Tag, aber die Zeit mit meinem Hund zu verbringen steigert meine Laune erheblich.

Es dämmert schon langsam, als wir uns auf den Rückweg nach Hause machen. Es hat angefangen zu nieseln. Wir laufen eine ruhigere Straße entlang, als hinter uns Reifen quietschen. Ich drehe mich um, nur um von hellen Licht geblendet zu werden. Es sind Scheinwerfer eines Autos, das auf der nassen Straße den Halt in der Kurve verloren hat und gerade auf uns zugeschliddert kommt. Panisch versuche ich mit Zéphyr aus dem Weg zu kommen, die Hecke in meinem Rücken macht uns dabei aber einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Ich lasse die Leine fallen, damit wenigstens Zéphyr eine Chance hat zu fliehen und somit zu überleben, und kneife dann, in die Hecke gedrückt- meine Augen zusammen.
Ich höre einen Knall, doch der erwartete Aufprall und damit folgende Schmerz bleibt aus. Als das Geräusch des Autos verstummt, traue ich mich auch meine Augen zu öffnen. Neben mir liegt ein umgenieteter Briefkasten. Der Autofahrer scheint im letzten Augenblick die Kontrolle über sein Fahrzeug wiedererlangt zu haben, sodass bloß der am Straßenrand stehende Briefkasten leiden musste. Mit klopfendem Herzen schaue ich nach meinem Hund, nur um festzustellen, dass er an der selben Stelle wie vorher steht. Mir ist nach heulen zumute. Zum einen wegen des Schocks, aber auch wegen Zéphyr, der sich von einem Auto überfahren lassen hätte, nur da er meine Seite nicht verlassen wollte. Ich lasse mich auf den Boden fallen um ihn zu umarmen.
,,Scheint so, als hätten Sie einen Schutzengel", ertönt aufeinmal eine Stimme über mir.
Vor Schreck zucke ich zusammen und Zéphyr fängt an zu knurren.
,,Ja, scheint so", erhebe ich mich lächelnd.
,,Dann hoffen Sie mal, dass er sie noch nicht verlassen hat", grinst er.
Mein Lächeln erstarrt. ,,W-was meinen Sie?"
Plötzlich fährt ein Ruck durch meinen Körper, als der Mann mich erneut in die Hecke drückt.
,,Geben Sie mir ihr Geld und all Ihre Wertsachen!", sagt er bedrohlich und ich sehe wie etwas im Licht der Straßenlaterne aufblitzt. Ein Messer! ,,Und keinen Mucks!"
Panisch versuche ich meine Umhängetasche über meinen Kopf zu streichen, um seinen Befehl nachzukommen, was mir allerdings mit meinen zitternden Händen nicht gelingen will.
Mein Gegenüber stößt ein genervtes Schnauben aus und möchte dann selber Hand anlegen, als er plötzlich nach hinten stolpert. Ich sehe eke ihn etwas großes angesprungen hat.
Bis ich dieses Große als Zéphyr identifiziert habe, sind die beiden bereits in ein lautes Gerangel verwickelt.
Nach kurzer Zeit, die höchstens eine Minute gedauert hat, sich aber wie Stunden gezogen hat, lässt der Dieb mit einem ,,Autsch, du versammter Köter!" ab und ergreift die Flucht.
Erst dann erwache ich aus meiner Schockstarre und taumle auf meinen Hund zu. Erleichtert vergrabe ich meine Hände in seinem nassen Fell.
Moment mal... nasses Fell?!
Geschockt hebe ich meine im Laternenlicht nass rot glänzende Hand hoch. Mein Blick gleitet weiter zu Zéphyr, dessen sonst helle Brust rot verschmiert ist.
,,Nein!", schluchze ich auf, woraufhin dieser sich mühselig zu mir rüber schleppt.
Ich sinke gänzlich auf den Boden und versuche meine Hände auf die Wunde zu drücken, um die Blutung zu stoppen, doch das Blut scheint von überall her zu kommen.
,,Nein, nein, nein, nein!", wiederhole ich immer wieder, so als würde dies das Geschehene irgendwie rückgängig machen können.
Zéphyr schaut mich an. In seinem Blick kann ich die Verwirrung erkennen. Er weiß genauso wenig wie ich was, wie und vorallem warum das alles passiert ist.
,,Du bist ein guter Junge", versuche ich ihn zu beruhigen, während meine Hände weiterhin versuchen dis Blutung zu stoppen.
In seine Augen, mischt sich neben der Verwirrung auch der Schmerz. Und trotz dem, hebt er seinen Kopf um mir über das Gesicht zu lecken.
,,Ich weiß mein Junge. Aber alles wird gut. Du schaffst das!"
Er stöhnt und legt seinen Kopf ab. Und so gehen Sekunden, oder vielleicht auch Minuten, aufjedenfall fühlen sie sich an wie Stunden, in denen ich versuche die Blutung zu stoppen, während die Lache um uns herum immer größer wird.
Und ich weiß nicht was sich verändert, aber als er das nächste Mal seinen Kopf hebt, drücke ich ihn fest an mich jnd flüstere: ,,Ist schon gut. Du kannst jetzt loslassen"
Und mit einem letzten Seufzen und einem darauffolgenden Schlecken durch mein Gesicht, fängt das Licht in seinen treuen Augen an zu erlöschen.
Bis zur letzten Sekunde hat er gekämpft. Für mich.
,,Ich liebe dich mein kleiner Schutzengel!"

Ende

Ja, mich gibt es auch noch.
Mir gehen nur irgendwie die Ideen aus. Also falls ihr Ideen habt schreibt sie mir privat! Danke!

Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob die Story jetzt traurig war oder nicht für euch, ich fand sie jedenfalls traurig beim schreiben.

Bis (hoffentlich) bald!

Traurige KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt