Tipps und Tricks 1

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Hm? Oh, ich war gerade etwas in Gedanken. Um ehrlich zu sein, ersticke ich fast an meinem Ego, das unaufhörlich rum grölt, wie stolz es auf mich ist. Immerhin ist dieses Kapitel im Grunde nur eine einzige Sammlung an Beispielen, die anderen aufzeigen, dass ich es draufhabe. Aber genug von meinem Selbstlob, jetzt seid ihr dran!
Vielen, vielen Dank für die ganzen Fragen, die ihr mir geschickt habt! Ich werde so viele wie möglich heute schon beantworten, einige waren ja doppelt. Oh, und ich gebe zu: ein oder zwei Fragen hat mir niemand geschickt, mit denen will ich einfach nur angeben. Und los!

1. Charaktere

Sie sind mit das wichtigste, da man sie die ganze Geschichte über an der Backe hat. Das meiner Meinung nach wichtigste an der Charaktergestaltung ist der Realitätsfaktor. Das bedeutet, die Figuren müssen durchdacht und realistisch sein - wehe, jemand kommt mir mit einer Mary-Sue! Jede Figur braucht individuelle Stärken und Schwächen. Niemand mag perfekte, wunderschöne Supermenschen, die alles auf Anhieb können und mehr Fähigkeiten haben als Gott/Allah/Wer auch immer selbst! (Anders ist das bei Schurken: je mächtiger der Schurke desto spannender der Kampf.)
Also, legt euch am besten Steckbriefe an. Die helfen euch unglaublich, aber bitte veröffentlicht sie nicht im Buch! Wenn ihr eure Charaktere so detailliert gestaltet habt, dass ihr das Gefühl habt, sie persönlich zu kennen, ist eure Schöpfung bereit für das Buch und braucht keinen Steckbrief. Dann könnt ihr ihren Charakter in ihre Handlungen mit einfließen lassen, ihre Textstellen, ihre Gedanken. So bekommen hoffentlich auch die Leser subtil untergejubelt, wie eure Figur so tickt. Aber Vorsicht! Schreibt niemals etwas wie "Ich fing an zu stottern, denn ich war sehr schüchtern." Das ist in den meisten Fällen völlig unnötig, denn die Aktionen sprechen für sich. Außerdem ist Selbstdarstellung etwas ganz anderes als das neutrale Beurteilen eines Charakters. Ein Beispiel: Dieses Buch,  beziehungsweise die Art, wie ich es schreibe. Ich nehme an, ihr alle habt euch schon ein Bild von mir gemacht. Ich habe einen ziemlich fröhlichen, motivierten Schreibstil und mache mich gerne über mich selbst lustig. Wenn ihr genau das tatsächlich von mir denkt, habe ich ziemlich gute Arbeit geleistet. In echt bin ich nämlich 24/7 müde, hungrig, 50% der Zeit auch noch mies gelaunt und nur manchmal so, wie ich mich hier präsentiere. Für mich ist das eine gute Schreibübung, für euch eine Lektion! *Mama-Voice* Traut den Leuten im Internet nicht!
Aber ich schweife ab, was ich eigentlich sagen wollte, war, dass sich eure Figuren selbst manchmal als jemand wahrnehmen können, der sie nur teilweise sind. Ich halte mich für einen stinkenden Halbschlaf-Zombie, ihr haltet mich (hoffentlich) für ziemlich engagiert. Beides stimmt, nur eben in verschiedenen Maßen. Merkt euch also, wenn ihr die Sichtweise (oder P.O.V.) wechselt, dann achtet darauf, dass Charaktere unterschiedlich wirken.

Das ist ein unglaubliches komplexes Thema, deswegen mache ich hier Schluss und knöpfe mir den nächsten Punkt vor.

2. Aufbau

Ah, ja. Das Lieblingsthema jedes Deutschlehrers und meine Achillesferse. Gliederungen, bäh! Zu meiner großen Schande muss ich aber gestehen, dass die Dinger nützlich sind. Man habt eine super Idee für eine Story, aber dann verzettelt man sich mit Details, baut Widersprüche oder Logikfehler ein, verrät etwas zu früh oder hat keine Ahnung, wie das Finale aussehen soll.
Doch dafür gibt es Abhilfe: Gliederungen. Es muss kein Einser-Beitrag für den Deutschunterricht sein, Himmel, es muss nicht mal gründlich sein, kritzelt einfach all eure Ideen auf ein Blatt Papier und nummeriert alles durch. Das ist unglaublich nützlich, glaubt mir! So könnt ihr schon in den ersten Kapiteln kleine Dinge einbauen, die erst VIEL später Sinn ergeben. Meistens hat der Leser zu diesem Zeitpunkt bereits vergessen, dass da irgendwas stand, was noch unklar war, aber wenn er dann das Finale ließt wird er automatisch daran erinnert werden, das da schon ganz früh ein Hinweis war. Dann wird er sich denken: Ach stimmt ja, das wurde ja schon erwähnt! Himmel, warum bin ich nicht gleich drauf gekommen! Dieser Autor ist ein Genie!
Tadaa! Ihr bekommt massenweise Sternchen. Das ist im Grunde schon der ganze Trick, um eine komplizierte Handlung spannend zu machen.

3. Der Schurke

Der Bösewicht ist der Pfeffer in eurer Story-Suppe, er macht sie interessant. Eine Geschichte ist nur so gut wie ihr Antagonist. Wie also mache ich DEN perfekten Schurken?

#1 Every villain is a hero in his own mind.

- Tom Hiddleston

Und der muss es ja wissen, er ist der Schauspieler meines Lieblings-Bösewichtes Loki. (Haaach... Loki...) Jeder Schurke braucht ein Motiv, einen Zweck, der die Mittel in seinen Augen heiligt. Der Böse sieht sich selbst als den Guten, oder zumindest nicht als den Schlimmsten. Meistens. Es gibt komplett durchgeknallte Ausnahmen (hust *Joker* Hust), aber wir gehen von der typischen Ich-will-doch-nur-Version aus. Diese Variante ist unheimlich vielseitig, denn man kann ihr sehr leicht viel Tiefgründigkeit geben. Man kann sich gut in den Bösen hineinversetzen und das bringt den Leser in einen kniffeligen Zwiespalt.
Natürlich tut er das Falsche, aber eigentlich will er doch nur helfen... Sie bringt Leute um, aber will doch nur ihr Kind beschützen... Er benutzt Menschen, aber er tut es aus Liebe für seine Frau...
Den letzten habt ihr erkannt, hm?
Liebe ist grundsätzlich das Beste Motiv, da man sie schwer widerlegen kann. Das ist ein unglaublich spannender Gewissenskonflikt und wird eurer Geschichte einen bittersüßen Nachgeschmack verleihen, der regelrecht süchtig macht.

#2 Je mächtiger der Schurker desto spannender der Kampf.

- Geeeny, meine Wenigkeit

Ja, jetzt geht es an die Superkräfte/Waffen/Kostüme/Was auch immer.
Ihr wollt keinen faden, langweiligen 0815-Schurken, ihr wollt DEN Schurken! Den Einen, Mächtigen, Unheilvollen! Den, der euch vor dem Einschlafen zittern lässt. Den, der euch nachts das Licht anmachen lässt! Den, der den Helden eurer Geschichte alles abverlangt und erst ganz zum Schluss besiegt werden kann, bei Bedarf auch gerne nur mit dramatischer Selbstopferung. Also, macht ihn stark, ballert ihn mit Kräften und Tricks zu wie ihr gerade Lust habt, aber lasst euch ein Hintertürchen offen, damit ihr später nicht in Erklärungsnot kommt. Schließlich muss euer Protagonist ja irgendwie gewinnen können, ne?


4. Der Feinschliff
Rechtschreibung und Grammatik. Ich bekomme jedes Mal Krätze wenn ich Sätze sehe wie: "Ihc bins, euere Chantalle!" Nein! Einfach Nein! Tut mir den Gefallen und jagt eure Texte vor dem Veröffentlichen durch ein Korrekturprogramm, wenn ihr unsicher seid, aber ladet auf keinen Fall unbearbeitete Rohlinge hoch! Da bin ich echt pingelig, mein erstes Buch habe ich über ein Jahr lang geschrieben und bearbeitet, bevor ich es (alles auf einmal) hochgeladen habe.

5. Absätze
Nun... ehrlich gesagt kann ich zu dem Thema nichts richtiges sagen, tut mir leid. Ich habe gesehen, dass viele hinter jeder wörtlichen Rede eine Zeile frei lassen, aber das stört den Lesefluss. Meiner Meinung nach zumindest. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit so aber höher, dass ihr mehr Kommentare bekommt! Wägt es für euch ab: Kommentare vs Lesefluss. Das war's auch schon.

Es verabschiedet sich,

Eure Geeeny

Miraculous ColoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt