31 | BACK TO THE ROOTS

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Nikiras Weg zum Hafen stellte sich als mühsamer heraus, als die Fahrt von der Moby Dick zu dieser Insel. Überall wurde über sie geredet, da es hier vor Marinemitgliedern nur so wimmelte. Natürlich bekam sie deren Worte mit. Sie war weder blöd noch taub. Ihr ausdrucksloser Blick verriet jedoch nichts über ihr aufgebrachtes Inneres.

Gleich nach ihrem Ankommen war sie auf dieser Insel zur Marinebasis gegangen. Ihr Auftauchen hatte einen ganz schönen Tumult ausgelöst. Niemand hatte mit ihr gerechnet. Dennoch hatte man sich schnell um eine Mitfahrgelegenheit für sie gekümmert. Jemand war mit einem Schiff auf den Weg hierher, um sie abzuholen. Keine Ahnung wen sie schicken würden, aber es war ihr auch egal. Nach drei Tagen hatte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Mehr oder weniger. Ganz würde sie es wohl nie schaffen.

Sie betrat an einem sonnigen Nachmittag mit gemischten Gefühlen den Ankerplatz. Das Marineschiff stach ihr sofort ins Auge. Es war das größte und bei weitem das auffälligste. Sie holte noch einmal tief Luft, straffte ihre Schultern und setzte ihre berühmt-berüchtigte, kalte Maske auf. Lange hatte sie diese nicht mehr benötigt und es fiel ihr schwerer als gedacht. Früher gehörte diese verschlossene Art zu ihr, genau wie ihre roten Haare. Sie musste sich nicht vehement darauf konzentrieren, dass jemand hinter ihre wahren Gefühle kam. Es war natürlich. Jetzt war es nur noch anstrengend und falsch.

Mit schweren Schritten betrat sie schließlich das Deck. Viele Soldaten eilten darauf herum und kaum einer schien Notiz von ihr zu nehmen. Sie suchte nach einem Vorgesetzten und sollte ihn auch bald finden. Er stand mit dem Rücken zu ihr und schrie gerade einen Kadetten aufgrund seiner Unfähigkeit an. Er fuchtelte mit den Armen herum und schmiss beinahe seine Hundemaske vom Kopf.

Nikira musste sich ein Grinsen verkneifen. Das hatte sie fast vermisst. Dennoch legte sie eine neutrale Miene auf. „Reg dich nicht so auf, alter Mann." Müde beobachtete sie, wie er sich langsam zu ihr umdrehte.

Die Wutader auf seiner Stirn verschwand nach und nach. Er sah zunehmend überrascht aus, bis er schließlich ungläubig die Augen aufriss. „Hä? Was machst du denn hier?" Vergessen war der Ärger über den Jungen. Stattdessen schenkte er all seine Aufmerksamkeit der 18-Jährigen, die noch immer aussah wie die kleine Göre, die vor drei Monaten zu ihrer Mission aufgebrochen war.

„Meine Mitfahrgelegenheit aufsuchen. Das solltest du eigentlich wissen." Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihn an. Eigentlich sollte er nur aus diesem Grund hier sein.

Garp schien kurz nachzudenken, ehe er sich ertappt am Hinterkopf kratzte. „Ach ja! Deshalb bin ich hier." Er lachte laut auf und erntete einen verstörten Blick von den Kadetten und einen genervten von Nikira. Der alte Sack war noch genauso verpeilt wie zuvor. Gut, drei Monate waren nicht viel Zeit, aber für sie hatte es sich angefühlt wie eine halbe Ewigkeit. Eine schöne halbe Ewigkeit.

„Worauf wartet ihr dann?" Sie sah auffordernd in die Runde. Es dauerte einen Moment, bis Bewegung in die Soldaten kam. Auch die Rothaarige wollte nicht länger hier herumstehen, weshalb sie im Begriff war, unter Deck zu gehen. Sie brauchte ihre Ruhe.

„Wo willst du hin?" Garp hatte seine Arme verschränkt und betrachtete sie aufmerksam.

„Weg von dir. Was denn sonst?", antwortete sie mit einem belustigten Unterton.

Es war nur eine kleine Geste, aber sie reichte dem alten Mann, um nachdenklich seine Stirn zu runzeln und die Kleine ernst zu mustern. „Hey, du Göre! Komm mit. Wir müssen reden." Es war keine Bitte, sondern eine Aufforderung. Das gefiel Nikira gar nicht und dennoch folgte sie ihm, weil es sich um Garp handelte und sie ihn mochte.

„Über was willst du reden?", fragte sie ihn sachlich, als sie im kleinen Büro angekommen waren. Sie lehnte sich gegen den massiven Schreibtisch und verschränkte ihre Arme, den Seesack noch immer um ihre Schulter hängend.

Something Worth Fighting For [One Piece]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt