Expedition im Düsterwald

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Es dämmerte bereits und die Luft begann sich langsam abzukühlen. Túrwaith hatte schon einen beachtlichen Stapel Holz gesammelt, den er zu verfeuern gedachte. Es war eine seiner grossen Stärken: das Feuer machen, und wenn er die Möglichkeit dazu hatte, dann setzte er alles, was Feuer fangen konnte, in Brand. Er machte sich nun daran, das Holz zu einer gut brennbaren Konstruktion aufzubauen, dann suchte er zwei geeignete Steine und schlug sie so lange über dem Holz zusammen, bis ein paar Funken mit den trockenen Blätter und dem feinen Geäst in Berührung kamen. Túrwaith legte die Steine beiseite und sprach elbische Worte, während er die Hände beschwörend übers Holz hielt, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich mit aller Kraft. Wenig später loderten die ersten Flammen auf. Sie tasteten sich dem dünnen Zweigen entlang, welche augenblicklich Feuer fingen, dann griffen sie langsam auf die dickeren Äste über, deren Rinde sich zu schälen begann, bis schliesslich das ganze Holz lichterloh brannte.

Túrwaith lehnte sich entspannt zurück und betrachtete zufrieden sein Werk. Eine Weile sass er ruhig da, dachte an nichts Bestimmtes, sondern genoss die Stille der Nacht, die sich im Wald ausgebreitet hatte. Nur manchmal war ein Tier zu hören, das durchs Unterholz schlich, oder ein Vogel der zu seinem Nest flatterte. Túrwaith wurde aber nicht müde, denn er war ein Elb und Elben schliefen nur sehr selten. Jedoch kannte Túrwaith das Gefühl der Langeweile, denn er wanderte schon seit Jahrhunderten in dieser Welt, und auch diese Nacht suchte er nach etwas, womit er sich die Zeit vertreiben konnte. Er schaute sich um und das Erste, was ihm ins Auge fiel, war ein grosser Farn. Er beäugte es kritisch und fragte er sich, ob es wohl gut brennen würde und viel Rauch geben würde. Er entschied sich dazu, es auszuprobieren. Er holte ein Messer hervor und schnitt eines der fächerartigen Blätter ab. Vorsichtig legte er es übers Feuer, sehr darauf bedacht, dem Feuer nicht den Sauerstoff zu nehmen. Es ging nicht lange, da hatte auch der Farn Feuer gefasst. Túrwaith stellte jedoch interessiert fest, dass es eher langsam brannte und viel Rauch entstand. Túrwaith überlegte, ob dies wohl darauf zurückzuführen war, dass der Farn noch ganz frisch war.

Auf einmal stieg ihm ein süsslicher Duft in die Nase. Er erinnerte Túrwaith an die Früchte aus den Gärten von Imladris. Túrwaith schnupperte verwundert. Dass ein Farn so riechen konnte, hatte er nicht gewusst, doch er freute sich über seine Entdeckung.

Mit der Zeit stellte jedoch fest, dass er schläfriger und sein Kopf immer schwerer wurde. Er blinzelte und schüttelte den Kopf, um wieder eine klare Sicht zu bekommen, doch es schien nicht zu helfen. Seine Lider flatterten und er hatte Mühe aufrecht zu sitzen, sodass er sich hinlegen musste. Er versuchte, gegen den ihn Schlaf anzukämpfen, der ihn zu übermannen drohte, doch es dauerte nicht lange, da fielen ihm die Augen zu und er glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

***

„Legolas!" Eine ihm unbekannte Stimme riss Túrwaith aus dem Schlaf. Er blinzelte verwirrt in die Morgensonne, die durch die Blätter hindurch warm auf sein Gesicht schien. „Legolas! Ach du meine Güte..." Die Stimme war nun näher gekommen. Túrwaith versuchte sich aufzusetzen, doch seine Arme und Beine waren zu schwer, und so blieb er einfach am Boden liegen. Er hörte, dass jemand näher kam, doch erst als derjenige seinen Kopf zwischen Sonne und Túrwaith schob, konnte Túrwaith erkennen, dass es ein Frühaufsteher mit dunklem Haar und einem lausig gepflegtem Bart war, der ihn geweckt hatte. „Oh", sagte der Frühaufsteher. Túrwaith zog grummelnd die Augenbrauen zusammen und hoffte, dass der Frühaufsteher ein paar Schritte zurücktreten würde, sodass er sich aufrichten konnte, denn langsam kam wieder Leben in seinen Körper. Der Frühaufsteher schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn prompt machte er ein paar Schritte weg von Túrwaith. „Tut mir leid, ich muss mich geirrt haben. Erst hielt ich Euch für...für einen Freund." Die Wangen des Frühaufstehers färbten sich rosa. Túrwaith zog verärgert die Stirn kraus. Wenn er schon schlief, dann wollte er solange schlafen, bis er von selbst aufwachte, und nicht von einem Trottel geweckt werden, weil er ihn verwechselt hatte. Aber er versuchte sich nichts dergleichen anmerken zu lassen, sondern neutral dem Frühaufsteher gegenüber zu treten. „Ist schon in Ordnung. Ich muss sowieso aufbrechen.", entgegnete Túrwaith und begann seine Sachen zusammenzupacken. „Wohin führt Euch denn der Weg, wenn ich fragen darf?", wollte der Frühaufsteher wissen. Nein, du darfst nicht fragen, dachte Túrwaith, doch er liess sich abermals nichts anmerken, sondern antwortete: „Ich bin auf dem Weg zum Palast des Elbenkönigs, denn ich interessiere mich sehr für die Baukunst seines Volkes und für Geckos."

Kurzgeschichten aus MittelerdeWhere stories live. Discover now