XII

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Sie sahen sich ziemlich lange nur in die Augen, keiner wusste wie er anfangen sollte. Ethan wollte eigentlich nicht darüber reden, es war ihm total unangenehm. Erklären warum er es getan hatte konnte er auch nicht, er wusste es einfach nicht. Aiden sah mit seinen dunklen Augen zu ihm auf und machte Ansätze etwas zu sagen.

Ethan beobachtete wie sich seine Lippen bewegten, aber kein Ton heraus kam. Sein Gesicht war auch viel farbiger als sonst, normalerweise hatte er fast schneeweiße Haut. Ein rosafarbener Ton hatte sich auf seine Wangen gelegt. Je länger er die Lippen ansah desto mehr bekam er das Bedürfnis sie anzufassen oder nochmal zu küssen.

Er verstand selber nicht warum er plötzlich so dachte und fühlte, Fakt war jedoch das es jetzt so war und er es nicht ändern konnte. Das Schweigen zog sich wie eine Ewigkeit und wurde für ihn immer unangenehmer. Aiden hatte bestimmt viele Fragen, die er eigentlich gar nicht hören wollte.

Der kleinere öffnete den Mund, aber anstatt einer der gefürchteten Fragen kam etwas ganz anderes über seine Lippen. ,,Kannst...kannst du das nochmal machen?", sein Gesicht färbte sich dabei dunkelrot, wodurch er richtig niedlich aussah.

Trotzdem konnte er kaum glauben was er da eben gehört hatte, weshalb er zur Sicherheit noch einmal nachfragte. ,,W-Wie bitte?!", vielleicht hatte er sich ja verhört. Aiden wurde noch röter und krallte sich in der Uniform des deutlich größeren fest. ,,Mach das...nochmal.", er nuschelte es leise vor sich hin, anscheinend schämte er sich dafür.

Ethan hatte Angst schon wieder zu halluzunieren und hielt sich deshalb zurück Aiden den Wunsch zu erfüllen. Wenn er es jetzt wiederholte und es nicht die Realität war, würde er definitiv eine aufs Maul bekommen. Er konnte sich einfach zu gut vorstellen das er durch seine merkwürdigen Gefühle eine neue Störung entwickelt hatte.

Er spannte seinen ganzen Körper an und gab sich alle Mühe den Zwerg nicht anzuschauen. Er wusste das er dann wahrscheinlich nicht widerstehen konnte. Aber der Kleine machte ihm einen Strich durch die Rechnung indem er sein Gesicht wieder in seine Richtung richtete. Er schien es wirklich zu wollen.

Ethan konnte die aufkommende Wärme in seinem Bauch nicht unterdrücken als er Aiden ansah mit den halb geöffneten Lippen. Ihm war als hätte er diese Gefühle von einen auf den anderen Tag bekommen. Vielleicht war das ja nur heute so und morgen wäre alles wieder in Ordnung. Gleichzeitig zweifelte er allerdings daran.

Aiden sah ihn abwartend an und stellte sich sogar auf die Zehenspitzen um ihn etwas entgegen zu kommen. Aber er schüttelte den Kopf. ,,Willst du das wirklich...? Ich meine-." ,,Ja!", der kleinere war extrem entschlossen, was ihn total überraschte. Nie hätte er ihn so eingeschätzt. Er musste schlucken.

Langsam und zögerlich lehnte er sich zu ihm hinunter und legte seinen Kopf ein wenig schief. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten stoppte er noch einmal und sah Aiden noch einmal eindringlich an. Er hatte Angst das es der kleinere doch noch bereuen konnte. Aber dieser sah ihn mit so einem festen Blick an das er die Sorgen ziemlich schnell wieder vergaß.

Er überbrückte die letzten Zentimeter und übte leichten Druck gegen die noch von der Kälte aufgerauten Lippen von Aiden aus. Wie in deiner Vorstellung schlossen sie ihre Augen und bewegten ihre Lippen gegeneinander. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, beide wollten nicht mehr aufhören.

Er packte den kleinen an den Schultern und drängte ihn immer weiter nach hinten bis er ihn gegen die Wand drückte. Dort verstärkte er noch einmal den Druck, woraufhin ihnen immer mehr die Luft ausging.

Nur kurz darauf mussten sie sich trennen um nicht zu ersticken. Schwer atmend lehnte Aiden seinen Kopf gegen die Wand hinter sich, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und unregelmäßig. Ethan sah mit halb geschlossenes Augen auf ihn hinunter, er fragte sich was der kleinere dazu sagen würde. Für ihn hatte es sich auf jeden Fall wieder richtig angefühlt.

Hektisch strich er sich die Haare aus dem Gesicht, die Nervosität in ihm stieg wieder. Aiden holte einmal tief Luft und ließ dann alles langsam wieder raus. Danach wurde seine Atmung wieder relativ normal. Er richtete seine Kleidung wieder zurecht, da sein Oberteil hoch gerutscht war.

,,Wow....", er schien auch nicht genau zu wissen was er dazu sagen sollte. Er hielt seine Hand vor seinen Mund und wich seinem Blick aus. ,,Das war...krass....", Ethan hatte sich irgendwie eine detailliertere Antwort erhofft. ,,Ist das alles?", fragte er deshalb nach.

Aiden lief wieder leicht rot an und schluckte laut. ,,Ja..fürs erste schon.", murmelte er leise. Flüchtend drängelte er sich an ihm vorbei und verschwand den Gang hinunter. Ethan war verwirrt von dem plötzlich abweisenden Verhalten des Zwerges. Das war doch seine Idee gewesen.

Ein bisschen angekratzt begab er sich auch in Richtung des riesigen Raumes. Er verstand den kleineren immer weniger. Überhaupt verstand er nicht mehr was hier eigentlich los war. Alle waren auf ihre Art seltsam. Sofort suchte er nach Stanley, den er neben seinen Kumpel stehend fand. Als dieser Ethan entdeckte kam er sofort zu ihm gejoggt.

,,Und wann kommt das Baby?!", das hatte Ethan ganz vergessen. Der Typ war ja seit vorhin auch ziemlich seltsam. Er schüttelte nur wütend den Kopf. ,,Red keinen Müll. Der Zwerg ist einfach abgehauen!", zischte er. Das nahm er Aiden wirklich übel. Er wollte endlich wissen was hier los war.

Er wollte wissen wie er fühlte, was er davon hielt, was er von Ethan dachte. Er wollte soviel wissen, einfach Klarheit über die jetzige Situation haben. Stanley's Blick wurde um einiges mitfühlender. ,,Er braucht wahrscheinlich nur Zeit. Lass ihn einfach bis er von selbst wieder zu dir kommt."

Ethan zog eine Augenbraue hoch. Er wollte aber nicht warten. Er verstand nicht warum alle immer Zeit brauchten. Und was hieß überhaupt Zeit? Minuten? Stunden? Monate? Oder Jahre? Es erinnerte ihn an seine Mutter. Er konnte sich noch erinnern wie sie zu ihm gesagt hatte, das er einfach nur warten sollte bis die Wunde verheilt. Diese Frau hatte ihn immer nur belogen.

Es war nur zu einer Narbe geworden die sie danach sogar wieder brutal aufgerissen hatte. Wie er sie hasste. Und jetzt blutete die Scheiße immer noch. Deshalb war er froh das sie gerichtet wurde. Er war sich sicher das sie in der Hölle brannte. Und sie hatte es verdient.

,,Ich will nicht warten.", fauchte er leicht aggressiv und sah sich suchend im Raum um. Würde er den Zwerg finden würde er ihn sofort zur Rede stellen. Aber er konnte ihn nirgendwo sehen, zu seinem Glück. ,,Komm erst mal wieder runter.", versuchte ihn der dickere zu beruhigen.

Eigentlich wollte er sich nicht beruhigen, aber er wusste ja nicht einmal warum er sich überhaupt so sehr aufregte. Es war ja nicht so als wäre er in Aiden verliebt oder so. Das ginge doch überhaupt nicht.

Er wurde von Stanley in Richtung ihrer Arbeitsplätze gedrängt. Er meinte er solle sich damit ablenken. Als ob er jetzt an was anderes denken konnte. Immerhin waren heute ein paar ziemlich merkwürdige Sachen passiert. Trotzdem versuchte er seiner Arbeit nachzugehen. Allerdings machte er durch seine gedankliche Abwesenheit Fehler die er sonst nicht machte.

Er wusch mehrere Tücher gleichzeitig, säuberte sie viel zu grob, jetzt würden die anderen wohl doch mal bügeln müssen. Es ärgerte ihn zwar das er so unaufmerksam war, aber das mit Aiden ärgerte ihn noch viel mehr. Ständig musste er an ihn denken ohne das er es wollte.

Und das verwirrte ihn. Extrem.

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Mir gehen langsam die Bilder von Pusteblumen aus. xD

Deep Black (Boy×Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt